Frauenkrankheiten


Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane

Adnexitis, akute

Akute Adnexitis (Eileiter- und Eierstockentzündung, Salpingoophoritis, [acute] pelvic inflammatory disease, PID): Akute Entzündung von Eileiter (Salpingitis), Eierstock (Oophoritis) und der dazugehörigen Bindegewebsstrukturen (Parametritis), was meist nicht genau auseinanderzuhalten ist, deshalb hat sich der Sammelbegriff Adnexitis eingebürgert. Eine Adnexitis trifft jede 8. sexuell aktive und nicht schwangere Frau, bevorzugt in den ersten sexuell aktiven Jahren. Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit der Erkrankung ab. Bei schweren Verläufen und fehlender Therapie muss mit einem Übergang zur chronischen Adnexitis, Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit und Eileiterschwangerschaften gerechnet werden.

Symptome und Leitbeschwerden

Die Beschwerden erinnern den Arzt oft an ein Akutes Abdomen (brettharter schmerzhafter Bauch), vor allem dann, wenn kein Ausfluss besteht. Fehldiagnosen sind deshalb möglich. Gab es in den Tagen oder Wochen zuvor ungeschützten Geschlechtsverkehr, sollte dies dem Arzt unaufgefordert mitgeteilt werden.

  • Stechende Unterbauchschmerzen, ein- oder beidseitig
  • Starkes Krankheitsgefühl
  • Fieber
  • Gelblich-grüner, übel riechender Ausfluss
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Blutung aus der Scheide (außerhalb der Menstruation, z. B. nach dem Geschlechtsverkehr).

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • immer wiederkehrende, dumpfe Schmerzen im Unterbauch auftreten.
  • verfärbter und übel riechender Ausfluss bemerkt wird.

Heute noch, wenn

  • plötzlich stechende, starke Schmerzen im Unterbauch mit gleichzeitiger Übelkeit auftreten.
  • anhaltende, wechselnd starke Schmerzen im Unterbauch und unregelmäßige Fieberschübe auftreten.
  • Stuhlgang oder Wasserlassen stark schmerzen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

In den Genitalbereich eindringende Keime werden normalerweise durch das saure Scheidenmilieu (pH-Wert 4,5 – zum Vergleich: der pH-Wert des Blutes beträgt 7,4) an der Vermehrung gehindert. Dieses wird von den Milchsäure produzierenden Döderlein-Bakterien aufrechterhalten. Zusätzlich sorgt ein Schleimpfropf im Gebärmutterhals dafür, dass möglichst wenig Keime in die Gebärmutter eindringen. Während der Monatsblutung und in geringerem Umfang während der fruchtbaren Tage verflüssigt sich der Schleim, und der Schleimpfropf wird durchlässig, sodass dieser Schutzmechanismus außer Kraft gesetzt ist.

Krankheitserreger wie Chlamydien und Gonokokken (Gonorrhö) können dann leicht durch Sexualkontakte in die Gebärmutter eindringen und dort eine Entzündung auslösen. Von hier aus steigen die Keime weiter auf in die Eileiter, die mit einer entzündlichen Schwellung reagieren. Eitriges oder entzündliches Sekret kann die Eileiter vollständig verschließen. Häufig greift in diesem Stadium die Entzündung auch auf die Eierstöcke über, von dort aus kommt es manchmal auch zu einer Bauchfellentzündung.

Abgrenzung. Von diesem typischen Krankheitsmechanismus abzugrenzen sind seltene Fälle einer Adnexitis, die durch Keimverschleppung im Blut verursacht werden, z. B. bei einer fortgeschrittenen Tuberkulose, sowie die lebensgefährliche Adnexitis in den Tagen nach der Geburt. Hier bieten der weit geöffnete Muttermund und der klaffende Gebärmutterhals zusammen mit dem Wochenfluss einen gefährlichen Nährboden für Bakterien. Diese Art der Adnexitis heißt Kindbettfieber. Kommt es zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung, spricht man von Puerperalsepsis, früher die Hauptursache für die hohe Müttersterblichkeit.

Ursachen

Die Entzündung wird in aller Regel durch aufsteigende Keime aus dem unteren Genitalbereich verursacht.

Risikofaktoren

  • Früh begonnener und ungeschützt praktizierter Geschlechtsverkehr
  • Häufig wechselnde Geschlechtspartner
  • Sexuell übertragbare Erkrankungen in der Anamnese (auch des Partners)
  • Operative Eingriffe wie Ausschabung, Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) oder Einsetzen einer Spirale.

Komplikationen

Eileiterschwangerschaft. Wenn bei einer Adnexitis sehr viel entzündliches Sekret produziert wird, können die Eileiter so stark verkleben, dass kein Eitransport mehr möglich ist. Oft nistet sich das befruchtete Ei dann im Eileiter ein (Eileiterschwangerschaft). Hat eine Patientin einmal eine Adnexitis durchgemacht, steigt das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft, da die Beweglichkeit der Flimmerhärchen in den Eileitern vermindert ist. Der Übergang in eine chronische Adnexitis führt durch Verwachsungen oft zum Eileiterverschluss und damit meist zur Unfruchtbarkeit.

Tuboovarialabszess. Breitet sich die Entzündung weiter aus, kommt es zwischen Eileiter und Eierstock häufig zu Verschmelzungen von Gewebe und zur Bildung eines Abszesses (Tuboovarialabszess). Dabei entstehen ausgedehnte Verwachsungen zwischen Gebärmutter, Darm, Bändern und Beckenwand, die die Eileiterfunktionen (Eiaufnahme und -weiterleitung) dauerhaft beeinträchtigen und Ursache einer späteren Unfruchtbarkeit sein können. Ein Abszess kann sich auch im Douglas-Raum, dem tiefsten Punkt des kleinen Beckens zwischen Gebärmutterrückseite und Mastdarm, bilden (Douglas-Abszess) und Auslöser starker Schmerzen beim Stuhlgang sein.

Diagnosesicherung

Vermutet der Arzt eine Adnexitis, macht er einen Scheidenabstrich, mit dem er die Erreger identifiziert. Mit einem Vaginalultraschall sieht er die verdickten Eileiter und entzündlich vergrößerten Eierstöcke und im fortgeschrittenen Stadium die Ansammlung von Flüssigkeit in den Eileitern oder die Entwicklung eines Abszesses. Zudem schließt er so andere Ursachen der Unterbauchschmerzen wie z. B. eine geplatzte Eierstockzyste aus.

Eine Blutuntersuchung dient zur Feststellung der Entzündungszeichen sowie zum Ausschluss einer Schwangerschaft. Letzteres ist wichtig, da die Beschwerden bei einer Adnexitis denen einer Eileiterschwangerschaft ähneln. Die Symptomatik kann auch durch eine Entzündung der Harnwege, Harnblase oder Nieren verursacht sein, weswegen der Arzt den Urin und die Nieren per Ultraschall untersucht.

In schwierigen Fällen ist eine Bauch- oder Beckenspiegelung (Laparoskopie) erforderlich, mit der eine Blinddarmentzündung ausgeschlossen wird und zugleich eine Abstrichentnahme von den Eileitern möglich ist.

Behandlung

Pharmakotherapie

Antibiotika. Eine Adnexitis wird mit Antibiotika in Form einer Antibiotikakombination behandelt. Sie ist gegen die häufigsten Erreger der Erkrankung, Chlamydien und Gonokokken, wirksam, z. B. ein Cefalosporin und ein Tetrazyklin, als Tablette oder bei schlechtem Allgemeinzustand auch als Infusion. Bei Erfolglosigkeit wird auf andere Substanzgruppen wie Gyrasehemmer (z. B. Ofloxazin, Tarivid®) und Metronidazol (z. B. Clont®) gewechselt. Die Behandlung dauert mindestens 10 Tage.

Analgetika. Gegen die starken Schmerzen helfen Schmerzmittel mit antientzündlicher Wirkung (NSAR) wie Diclofenac (Voltaren® 3 x täglich 50 mg als Tablette oder Zäpfchen). In der akuten Krankheitsphase helfen zusätzlich stündliche Kältepackungen oder kühlende Umschläge.

Operative Behandlung

Hat sich ein Douglas-Abszess gebildet, wird er während der Bauchspiegelung punktiert und entleert. Während dieser Operation versucht der Arzt auch, Verklebungen zu lösen, um die Durchgängigkeit der Eileiter wiederherzustellen.

Prognose

Wird mit der Therapie rechtzeitig begonnen und wird sie nicht vorzeitig abgesetzt, heilt die Erkrankung zumeist aus. Bei nicht rechtzeitiger oder nicht adäquater Therapie droht die akute Entzündung der Eileiter in eine chronische Adnexitis überzugehen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Selbsthilfemaßnahmen sollten nicht statt der Behandlung mit Antibiotika eingesetzt werden, sondern ergänzend.

  • Ruhe hilft bei akuten Beschwerden und bei Bedarf.
  • Kälteanwendungen im akuten Stadium: Kalte Umschläge auf dem Unterbauch lindern den Schmerz und sollen verhindern, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet.
  • Wärmeanwendungen nach Abklingen der akuten Symptome: Greift die Antibiotikabehandlung und sind die Schmerzen weitgehend abgeklungen, unterstützen feuchtwarme Umschläge die Regeneration des entzündlich veränderten Gewebes.
  • Aufbau der Darmflora: Ist die Antibiotikatherapie beendet, kann die Darmflora durch probiotische Joghurts oder probiotische Fertigarzneien (z. B. Mutaflor® Darmtherapeutikum) wieder aufgebaut werden.

Geeignete Medikamente

Eine begleitende Enzymtherapie mit dem Ananasenzym Bromelain in hoher Dosierung (z. B. Bromelain-Pos®) wirkt schmerzlindernd und vor allem entzündungshemmend.

Komplementärmedizin

Komplementärmedizinische Maßnahmen sollten nicht statt der Behandlung mit Antibiotika eingesetzt werden, sondern ergänzend.

Warme Sitzbäder mit Kamille oder jeweils gleichen Anteilen an Frauenmantelkraut, weißen Taubnesselblüten und Schafgarbenkraut, aber auch Bäder mit Moor-Schwefel-Pulver (z. B. Leucona Moor®) lindern Schmerzen und wirken entspannend.

Prävention

Die Übertragung durch Keime kann durch Kondome verhindert werden.

Um eine gegenseitige Ansteckung zu vermeiden, ist der Sexualpartner zu informieren und angehalten, sich ebenfalls behandeln zu lassen.

Bei Frauen unter 25 Jahren zahlt die Krankenkasse seit 2008 einen Abstrich aus dem Muttermund. Seit 2009 wird der Urin kostenfrei auf Chlamydien untersucht.

Adnexitis, chronische

Chronische Adnexitis (chronic pelvic inflammatory disease): Jahrelang anhaltende Entzündungen der Eileiter und Eierstöcke und der dazugehörigen Bindegewebestrukturen, meist infolge einer nicht ausreichend behandelten akuten Adnexitis oder von narbigen Veränderungen nach einer akuten Adnexitis. Die Therapie ist schwierig.

Hinweis: Im Fall einer Schwangerschaft droht eine Fehlgeburt, wenn sich das befruchtete Ei im Eileiter einnistet (Eileiterschwangerschaft).

Symptome und Leitbeschwerden

  • Dumpfe Unterbauchschmerzen, von Tag zu Tag fluktuierend, ein- oder beidseitig
  • Wechselnd starke Schmerzen oder Verspannungen z. B. im Rücken oder Beckenboden
  • Beim Hinsetzen oder bei körperlicher Tätigkeit verstärkte Schmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Müdigkeit, Neigung zu depressiven Stimmungen.

Seltener:

  • Verstopfung, Blähungen, unregelmäßiger Zyklus und Schmerzen bei der Regelblutung
  • Unfruchtbarkeit.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • oben genannte Symptome auftreten.

Die Erkrankung

Wird eine akute Adnexitis nicht ausreichend behandelt oder führt die Ausheilung zu Narbenbildung und Verwachsungen, droht eine chronische Erkrankung, die mehrere Monate bis Jahre andauern kann.

Ursachen

Die Entzündung wird wie die akute Adnexitis in aller Regel durch aufsteigende Keime aus dem unteren Genitalbereich verursacht.

Risikofaktoren

Eine nicht oder nicht ausreichend behandelte akute Adnexitis und/oder mit der Behandlung einhergehende Narbenbildung und Verwachsungen.

Diagnosesicherung

Abstrich. Vermutet die Ärzt*in eine Adnexitis, macht er einen Scheidenabstrich, mit dem er die Erreger identifiziert. Außerdem wird ein Abstrich von den Eileitern entnommen.

Vaginalultraschall. Mit einem Vaginalultraschall sieht er die verdickten Eileiter und entzündlich vergrößerten Eierstöcke und im fortgeschrittenen Stadium die Ansammlung von Flüssigkeit in den Eileitern oder die Entwicklung eines Abszesses. Mit dem Ultraschall werden außerdem andere Ursachen der Unterbauchschmerzen wie eine geplatzte Eierstockzyste ausgeschlossen.

Blutuntersuchung. Eine Blutuntersuchung dient der Feststellung der Entzündungszeichen sowie dem Ausschluss einer Schwangerschaft. Letzteres ist wichtig, da die Beschwerden bei einer Adnexitis denen einer Eileiterschwangerschaft ähneln.

Ultraschall. Da die Symptomatik auch durch eine Entzündung der Harnwege, Harnblase oder Nieren verursacht wird, untersucht die Ärzt*in den Urin sowie die Nieren per Ultraschall.

Bauch- oder Beckenspiegelung. In schwierigen Fällen ist eine Bauch- oder Beckenspiegelung (Laparoskopie) erforderlich, mit der eine Blinddarmentzündung ausgeschlossen wird.

Behandlung

Konservative Behandlung

Die Therapie ist ausgesprochen schwierig, viel hat die (Schul-)Medizin nicht zu bieten. Feuchtwarme Umschläge, Moorpackungen oder Bestrahlungen, um die Durchblutung zu steigern und so Verklebungen und Flüssigkeitsansammlungen aufzulösen, können die Symptome lindern. Manchmal ist auch ein stationärer Kuraufenthalt mit Moorbädern und Fangopackungen nützlich.

Operative Behandlung

Bleiben die Beschwerden bestehen, ist manchmal die Operation die letzte Möglichkeit. Die Operation bedeutet allerdings die Entfernung der Eileiter, der Eierstöcke und der Gebärmutter. Die Entfernung der Eierstöcke versetzt (auch junge) Frauen in die Wechseljahre – mit den typischen Wechseljahresbeschwerden, die zudem abrupt einsetzen. Die Einnahme von Hormonen lindert die meisten Beschwerden.

Ausfluss, krankhafter

Krankhafter Ausfluss (pathologischer Fluor genitalis): Vermehrter, meist unblutiger Sekretabfluss aus der Scheide. Dies ist keine Krankheit an sich, sondern ein Symptom, für das es viele Ursachen gibt. Etwa 25 % aller Frauen leiden im Lauf ihres Lebens einmal an krankhaftem Ausfluss. Ist die Ursache gefunden und die richtige Behandlung eingeleitet, verschwindet der Ausfluss in den meisten Fällen nach kurzer Zeit.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Vermehrter Ausfluss, evtl. unangenehm ("fischig" oder faulig) riechend oder verfärbt
  • Jucken in der Scheide.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Wochen bei

  • vermehrtem, aber normal riechendem und nicht verfärbtem Ausfluss.

Am nächsten Tag, wenn

  • der Ausfluss unangenehm riecht oder blutig ist.

Die Erkrankung

Ausfluss ist normal, solange er farb- und geruchlos und von der Beschaffenheit her glasig-schleimig ist. Kurz vor dem Eisprung wird er für einige Tage dünnflüssiger. Verfärbter, fischig riechender oder trocken-krümeliger Ausfluss ist immer Zeichen einer Erkrankung.

Ursachen

Als Ursache kommen bei jüngeren und sexuell aktiven Frauen Infektionen und bei älteren Frauen Entzündungen z. B. durch Scheidentrockenheit und Tumoren vor.

Ausfluss aus der Scheide (vaginaler Ausfluss):

  • Infektionen durch Pilze (Candida), Bakterien (wie Chlamydien), Viren oder Protozoen (z. B. Trichomonaden)
  • Mechanische Reizung durch Fremdkörper in der Scheide wie ein vergessener oder zu spät gewechselter Tampon oder Pessare bei erwachsenen Frauen sowie Fremdkörper wie Murmeln oder Knöpfe bei Mädchen
  • Chemische Reizung durch Scheidenspülungen mit Seifenlösungen oder desinfizierenden Substanzen
  • Schmierblutungen bei Hormonspiegelveränderungen unterschiedlicher Ursachen
  • Austrocknung und Reizung der Scheide durch Östrogenmangel bei Frauen in oder nach den Wechseljahren
  • Vermehrte Produktion von Östrogen und Gestagen, beispielsweise in der Schwangerschaft
  • Verhütungsmittel wie Spirale oder Schaumzäpfchen
  • Chronischer Stress.

Ausfluss aus dem Gebärmutterhals (zervikaler Ausfluss):

  • Infektionen (Gonokokken, Chlamydien)
  • Funktionell-hormonelle bzw. psychische Ursachen wie Eisprung oder vermehrte Absonderung von Drüsensekret (Hypersekretion)
  • Organische Veränderungen des Gebärmutterhalses durch Tumoren, Polypen oder Gebärmutterriss.

Ausfluss aus dem Gebärmutterkörper (korporaler Ausfluss):

  • Tumor (Myom, Karzinom)
  • Entzündungen der Gebärmutter (Pyometra)
  • Gewebereste nach Fehlgeburt
  • Polypen
  • Endometritis.

Ausfluss aus den Eileitern (tubarer Ausfluss, sehr selten):

  • Adnexitis
  • Eileiterkarzinom (große Mengen von dünnflüssigem Ausfluss).

Ausfluss aus dem Scheidenvorhof (vestibulärer Ausfluss):

Mit steigender sexueller Erregung wird die Scheidenwand stärker durchblutet und sondert größere Mengen eines wässrigen Schleims ab, der als Gleitsubstanz den Koitus erleichtert (nicht krankhaft).

Risikofaktoren

Besonders gefährdet sind Frauen mit einem geschwächten Immunsystem, mit Diabetes mellitus sowie Schwangere. Ebenso ist das Risiko für eine Scheideninfektion mit Ausfluss bei einer Antibiotika- und einer wiederholten Kortison-Behandlung größer.

Diagnosesicherung

Die Anamnese gibt meist schon Hinweise auf die Ursache für den Ausfluss: Menge, Konsistenz, Geruch und Farbe, Juckreiz (evtl. auch beim Partner), Menstruationszyklus, Einnahme von Medikamenten (v. a. Antibiotika, Hormone), Verwendung von Tampons, Gleitmitteln, Sexspielzeug wie Vibratoren oder Liebeskugeln, aber auch Gebrauch von Intimsprays.

Wichtige Hinweise auf die jeweilige Ursache geben Aussehen und Geruch des Ausflusses. Bei Verdacht auf eine Infektion entnimmt der Arzt einen Abstrich des Scheidensekrets; oft liefert schon eine kurze Begutachtung des Materials unter dem Mikroskop erste Hinweise auf die Erreger. Zum Ausschluss eines Tumors nimmt der Arzt einen Abstrich vom Muttermund (Gebärmutterhalsabstrich) und führt evtl. eine Scheidenspiegelung durch. Ein Vaginalultraschall schließt sich an.

Behandlung

Die Behandlung des krankhaften Ausflusses hängt von der zugrunde liegenden Krankheit ab. So werden Infektionen mit Antimykotika (gegen Pilze) oder Antibiotika (gegen Bakterien) behandelt. Beschwerden durch Hormonmangel nach den Wechseljahren können mit einer östrogenhaltigen Salbe (z. B. Linoladiol®, OeKolp®) gelindert werden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Selbsthilfemaßnahmen sollten nicht statt der Behandlung mit Antimykotika oder Antibiotika eingesetzt werden, sondern ergänzend.

  • Intimhygiene: Wasser reicht, um den äußeren Intimbereich zu säubern. Verzichtet werden sollte auf aggressive Seifen, Intimsprays oder Scheidenspülungen.
  • Milchsäurekur mit speziellen Milchsäurezäpfchen oder mit Tampons mit Joghurt. Dadurch kommt die Vaginalflora wieder ins Gleichgewicht.
  • Bei Östrogenmangel in den Wechseljahren sind östrogenhaltige Cremes hilfreich.
  • Bei häufig auftretendem Ausfluss sollte auf die Verwendung von Tampons generell verzichtet werden.
  • Unterwäsche aus Baumwolle statt solcher aus synthetischen Fasern, da sonst der Luftaustausch behindert und das Wachstum von Bakterien und Pilzen im äußeren Genitalbereich begünstigt wird.

Bartholinitis

Bartholinitis: Meist einseitige Entzündung des Ausführungsgangs der Bartholin-Drüsen, meistens durch Bakterieninfektion. Die Bartholinitis ist der häufigste Grund für eine Schwellung im äußeren Genitalbereich und kommt in jedem Lebensalter vor, hauptsächlich sind jedoch Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr betroffen. Durch die Infektion schwillt der Ausführungsgang der Drüse an und die Öffnung nach außen verklebt, sodass das Drüsensekret nicht mehr abgegeben wird und sich staut (Bartholin-Empyem).

Bartholin-Zyste: Entsteht nach immer wiederkehrender (rezidivierender) Entzündung und Sekretstau in einer abgekapselten Bartholin-Drüse. Um Rezidive zu vermeiden, wird in späteren Krankheitsstadien meist operiert.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Einseitige, äußerst schmerzhafte, hühnerei- bis tennisballgroße Schwellung und Rötung im Bereich der großen Schamlippe
  • Schmerzen beim Sitzen und Gehen
  • Bartholin-Zyste: Schwellung ohne Schmerzen.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • eine pralle und kugelig tastbare Schwellung im Bereich der großen Schamlippe auftritt, die kaum oder nicht schmerzt.

Heute noch oder am nächsten Tag, wenn

  • starker Schmerz, Schwellung und Rötung der großen Schamlippe auf einer Seite auftritt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Die Bartholin-Drüsen sitzen im hinteren Teil der großen Schamlippen und befeuchten die Scheide mit ihrem Sekret. Ihre Ausführungsgänge münden in den Scheidenvorhof. Dort sind auch bei gesunden Frauen verschiedene Bakterien vorhanden, die in die Ausführungsgänge eindringen und dort eine Entzündung hervorrufen können. In der Folge staut sich das Sekret. Es droht eine Entzündung des Ausführungsorgans, die sich auf das umgebende Gewebe ausbreitet oder zu einem Abszess wird.

In einigen Fällen geht der Abszess von allein auf, sodass die Bartholinitis von selbst heilt. Zunächst bessern sich die Beschwerden. Allerdings tritt die Erkrankung danach auch häufig wieder auf und kann chronisch werden.

Auslöser

Auslöser sind Bakterien aus dem Darm. Am häufigsten wird die Bartholinitis durch Streptokokken, Staphylokokken oder E. coli ausgelöst, selten sind Keime wie Gonokokken Auslöser.

Klinik

Die Bartholinitis zeigt sich durch eine meist einseitige Schwellung, Überwärmung, Rötung und Schmerzen im hinteren Drittel der Schamlippen. Zudem bildet sich im Drüsengang eine Eiteransammlung (Empyem), die teilweise die Größe eines Hühnereis haben kann bzw. es entsteht ein Bartholin-Abszess (Ausbreitung in die Umgebung) im unteren Drittel der großen oder kleinen Schamlippen durch entzündliche Verklebung des Ausführungsgangs.

Diagnosesicherung

Anhand des typischen klinischen Bildes erkennt der Arzt eine Bartholinitis in der Regel auch ohne weitergehende Untersuchungen. Tritt eitriges Sekret aus, entnimmt er zur Identifizierung der Erreger einen Abstrich.

Behandlung

Pharmakotherapie

Im frühen Krankheitsstadium reicht häufig eine äußerliche Behandlung mit schmerz- und entzündungshemmenden Lösungen. Je nach auslösendem Erreger wird auch mit Antibiotika behandelt. Um die gegenseitige Ansteckung zu verhindern, wird der Partner mitbehandelt.

Operative Behandlung

Bleibt die spontane Entleerung aus, wird das Empyem in einer Operation eröffnet und entleert. Dabei vernäht der Arzt den nach außen umgeschlagenen Rand der Wundhöhle mit der äußeren Haut (Marsupialisation), sodass eine kleine Öffnung bestehen bleibt, die ein Verkleben der Wundränder miteinander verhindert und die Funktion der Bartholin-Drüse weiterhin gewährleistet. Auch Bartholin-Zysten werden auf diese Weise operiert. Bei der chronischen Bartholinitis wird in der Regel die ganze Drüse operativ entfernt.

Prognose

Mit der entsprechenden Behandlung ist die Prognose gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Um die gegenseitige Ansteckung zu verhindern, sollte sich auch der Partner mit Antibiotika behandeln lassen.

Manchmal lindern kühlende Umschläge und Sitzbäder mit desinfizierenden Zusätzen eine beginnende Entzündung. Hat sich bereits ein Bartholin-Empyem gebildet, wird durch Sitzbäder und Wärmezufuhr allerdings dessen Reifung und Abkapselung beschleunigt.

Eierstockkrebs

Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom): Bösartiger Tumor der Eierstöcke. Der Eierstockkrebs zählt zur zweithäufigsten bösartigen Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane und ist mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Diese Krebsart existiert in vielen feingeweblich unterscheidbaren Formen, einige treten auch in jungen Jahren auf, die meisten treffen aber Frauen über 50 Jahre. Da der Eierstockkrebs keine Frühsymptome zeigt, wird er in 75 % der Fälle erst erkannt, wenn er bereits Metastasen innerhalb oder außerhalb des Beckens gebildet hat. Eine Heilung ist in diesen Fällen meist nicht möglich.

Symptome und Leitbeschwerden

In der Regel treten anfangs keine typischen Beschwerden auf, die auf eine Erkrankung hinweisen. Trotzdem sollte man bei bestimmten Anzeichen aufmerksam werden und zum Frauenarzt gehen – vor allem, wenn diese erst seit kurzer Zeit bestehen und heftiger sind als normale Zyklusbeschwerden:

  • Blutung außerhalb der Menstruationsregel oder nach den Wechseljahren
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Fremdkörpergefühl
  • Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Schmerzen beim Stuhlgang
  • Probleme beim Wasserlassen bzw. häufigeres Wasserlassen
  • Zunahme des Leibesumfangs durch Wassereinlagerung in der Bauchhöhle (Aszites)
  • Verschlechterung des Allgemeinzustands, allgemeine Müdigkeit, Erschöpfung, Gewichtsverlust.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten zwei Tagen, wenn

  • Ihr Unterbauch schnell an Umfang zunimmt.

Die Erkrankung

Ursachen

Entsprechend der unübersehbaren Vielzahl feingeweblich unterschiedlicher Eierstockkrebstypen gehen die Forscher auch von einer Mehrzahl von Krankheitsprozessen aus, die allein oder im Zusammenspiel zur Entartung eines der vielen im Eierstock befindlichen Gewebe führt. Als einer dieser Ursachen werden die wiederholten Verletzungen des Oberflächenepithels gesehen, die beim Eisprung entstehen, als eine weitere die Teilungsvorgänge bei der Eizellreifung. Außerdem spielt bei etwa 5 % der Erkrankungen die Vererbung eine ursächliche Rolle. Bestimmte Genveränderungen erhöhen das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken.

Verlauf

Die Ausbreitung des Eierstockkrebses verläuft in vier Stadien:

  • Stadium I: Der Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke.
  • Stadium II: Die Krebszellen breiten sich im Becken aus.
  • Stadium III: Der Tumor breitet sich außerhalb des Beckens in die Bauchhöhle und/oder in die Lymphknoten aus.
  • Stadium IV: Die Krebszellen streuen auch außerhalb der Bauchhöhle in andere Körperregionen hinein (Fernmetastasen).

Risikofaktoren

  • Kinderlosigkeit oder Unfruchtbarkeit (Infertilität)
  • Früh einsetzende Geschlechtsreife
  • Später Beginn der Wechseljahre
  • Vorbestehende Krebserkrankung an weiblicher Brust, Gebärmutter oder Darm
  • Übergewicht
  • Hormonersatztherapie gegen Wechseljahresbeschwerden
  • Medikamentöse Ovulationsauslösung beispielsweise zur künstlichen Befruchtung (In-vitro-Fertilisation).

Typen

Da der Eierstock aus vielen verschiedenen Geweben besteht, gibt es vergleichbar mit der sehr großen Zahl gutartiger Eierstocktumoren auch eine sehr unübersichtliche Vielzahl feingeweblich unterschiedlicher Eierstockkrebstypen. Häufig bildet sich der Eierstockkrebs über zystenartige Vorstufen. Am häufigsten ist entsprechend das seröse Zystadenokarzinom, die bösartige Variante des serösen Kystoms. Außerdem gibt es auch halb bösartige (semimaligne) Formen, die LMP- oder Borderline-Eierstockkrebs genannt werden.

Komplikationen

Durch die Ausschwemmung von Krebszellen in die Bauchhöhle entsteht ein bösartiger (maligner) Aszites (Bauchwassersucht), das den Krebs rasch im Körper verteilt. Dieses wird vom Arzt abpunktiert. Darüber hinaus ist ein Einspritzen von Zytostatika in die Bauchhöhle möglich, um die Zellen an einer weiteren Ausbreitung zu hindern, was meist aber nur vorübergehend gelingt.

Neben Metastasen bilden sich häufig auch Krebsrezidive. Wenn möglich, werden letztere erneut operiert.

Bildet sich durch Krebszellen ein maligner Pleuraerguss (wässrige Sekretansammlung in der Brusthöhle), drohen Luftnot, Schmerzen und Übelkeit. Die Wasseransammlung wird dann vom Arzt abpunktiert, außerdem können die Pleurablätter durch Einspritzung eines Medikaments in den Pleurazwischenraum verklebt werden, sodass der Erguss nicht "nachlaufen" kann.

Die Tumormassen im Becken engen die Harnleiter ein, wodurch nierenkolikartige Schmerzen auftreten, die sich zum Nierenversagen ausdehnen. Ist der Tumor groß und hat sich so weit ausgebreitet, dass er beispielsweise den Darm einengt, kommt es zu Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen.

Diagnosesicherung

Palpation. Um die Größe des Tumors und seine Beschaffenheit festzustellen, tastet der Arzt von der Scheide und der äußeren Bauchdecke her den Bereich um die Eierstöcke ab. Ebenso gibt eine Austastung (Palpation) des Enddarms Hinweise auf die Ausdehnung des Tumors.

Ultraschall. Mit dem Vaginalultraschall ist meist eine Vorentscheidung möglich, ob ein vermuteter Eierstocktumor tatsächlich vorliegt und ob er bösartig ist. Entsprechend sucht der Arzt den gesamten Bauch- und Beckenraum ab auf Metastasen oder vergrößerte Lymphknoten.

CT. Die Computertomografie zeigt die Ausdehnung des Tumors sowie evtl. befallene Lymphknoten und Metastasen. Vom CT-Befund (bei Metastasen unter Umständen auch von einem zusätzlichen MRT-Befund) hängt ab, wie umfangreich und in welcher Art operiert werden muss.

Blutuntersuchung. Das Labor weist oft erhöhte Tumormarker nach. Ihr Aussagewert ist im Rahmen der Diagnostik eher gering, sie unterstützen aber wesentlich die Kontrolle der Therapie. Evtl. lassen sich auch Genveränderungen in der molekulargenetischen Labordiagnostik nachweisen, dies wird bei familiär gehäuft auftretendem gynäkologischen Krebserkrankungen zunehmend versucht.

Weitere Untersuchungen. Zusätzliche Untersuchungen wie Blasen- und Darmspiegelung, evtl. auch ein Ausscheidungsurogramm (AUG), eine Röntgenuntersuchung mittels Kontrastmittel zur Darstellung der Harnwege, Nieren, des Nierenbeckens, der Harnleiter und der Blase, liefern weitere Hinweise zur Ausdehnung des Tumors.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich danach, wie weit der Tumor fortgeschritten ist und welche Organe im Körper betroffen sind.

Operative Behandlung

Die Operation dient einerseits der Sicherung der Diagnose und andererseits der genauen Stadienbestimmung und weiteren Therapieplanung. Dazu wird meist das verdächtige Eierstockgewebe noch während der Operation feingeweblich untersucht (Schnellschnitt). Sodann werden, soweit erforderlich, angrenzende Gewebe, alle weiteren Tumorherde sowie (fast immer) der andere Eierstock, Gebärmutter und erreichbare und/oder verdächtige Lymphknoten entfernt sowie bei Tumorbefall auch Darmabschnitte und Teile des Bauchfells.

Chemotherapie

Je nach Tumorart und -stadium ist im Anschluss eine Chemotherapie mit Zytostatika notwendig. Die Standardtherapie ist eine Kombinationstherapie aus Carboplatin und Paclitaxel (Taxol®).

Antikörpertherapie

Die aktuellen Leitlinien empfehlen im fortgeschrittenen Stadium zusätzlich zur Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel auch den Antikörper Bevacizumab. Dieser hemmt die Blutgefäßneubildung im Tumorgewebe, sodass sich die Zeit bis zum Wiederauftreten des Tumors verlängern lässt.

Hormontherapie und Strahlentherapie

Bestrahlungen und die beim Brustkrebs häufig wirksame Hormontherapie haben beim Eierstockkrebs leider keinen Effekt.

Rehabilitation

Patientinnen haben nach einer Tumorerkrankung grundsätzlich die Möglichkeit, eine medizinische Rehabilitationsleistung zu beantragen. Als medizinische oder onkologische Rehabilitation bezeichnet man alle medizinischen, psychosozialen und beruflichen Leistungen zur Wiedereingliederung in Familie, Gesellschaft und Berufsleben, die normalerweise durch die Rentenversicherung finanziert werden. Die "Reha" stellt eine wichtige Hilfe bei der Bewältigung der Erkrankung dar und dauert normalerweise 3 Wochen. Ziel ist es, dass die Patientin die verschiedenen psychischen, physischen und sozialen Folgen der Erkrankung mit Unterstützung von Therapeuten und Beratern verarbeitet und körperlich wieder fit wird.

Psychoonkologische Betreuung

In jeder Phase der Krebserkrankung ist ein Psychoonkologe als Ansprechpartner zu empfehlen, der sowohl die betroffene Frau, aber auch die Angehörigen betreut. Dies passiert im Rahmen des stationären Aufenthaltes oder im nachstationären Umfeld. Bei der psychoonkologischen Beratung können Fragen zur Erkrankung und Behandlung, zu Problemen im Alltag und Beruf besprochen werden. Außerdem wird geklärt, welche Unterstützung Familie und Freunde leisten können oder auch selbst benötigen.

Psychoonkologische Angebote werden von verschiedenen Berufsgruppen geleitet, v. a. von Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten oder Mitarbeitern aus dem Pflegebereich.

Nachsorge

Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um frühzeitig einen Rückfall und das Auftreten von Metastasen sowie Langzeitfolgen der Krebstherapie zu erkennen:

  • Im 1. bis 3. Jahr alle 3 Monate
  • Im 4. und 5. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr einmal jährlich im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogrammes.

Von diesen Zeitintervallen wird von Fall zu Fall aufgrund von individuellem Rückfallrisiko, Langzeitfolgen der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen abgewichen.

Zur Nachsorgeuntersuchung gehören:

  • Das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Onkologen
  • Die körperliche Untersuchung mit Gewichtskontrolle, gynäkologischer und rektaler Tastuntersuchung sowie Untersuchung auf Ödembildungen
  • Scheidenabstrich
  • Ultraschall von Scheide, Nieren und kleinem Becken.

Komplikationen

Nach der Operation. Durch die Entfernung der Eierstöcke vor Eintritt der Wechseljahre werden (auch junge) Frauen in die Wechseljahre versetzt – mit den typischen Wechseljahrsbeschwerden, die abrupt einsetzen. Durch die Einnahme von Hormonen werden die meisten Beschwerden gelindert. Eine lokale Therapie mit einer östrogenhaltigen Salbe oder Creme hilft gegen die Trockenheit der Scheide (eingeführt in die Vagina) oder gegen Hitzewallungen (aufgetragen auf die Haut). Von einer Hormonersatztherapie ist beim Eierstockkrebs abzuraten, da die Östrogengabe eventuelle Tumorreste zum Wachsen anregen würde.

Die Scheide kann durch die Operation verkürzt sein und die Fähigkeit zur Befeuchtung verlieren. Beides führt zu Problemen beim Geschlechtsverkehr. Auch hier helfen östrogenhaltige Salben oder Cremes.

Weitere mögliche Folgen der Operation sind Verwachsungen im Operationsbereich, die beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen unangenehme Empfindungen oder Schmerzen verursachen.

Wurden Lymphknoten im Becken und in der Bauchhöhle entfernt, drohen Lymphödeme im Genitalbereich, in der Leiste und an den Beinen, die unangenehm und schmerzhaft sein können.

Nach der Strahlenbehandlung. Akutfolgen treten Tage nach der Bestrahlung auf und klingen meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Hierzu gehören

  • Durchfall und/oder Reizdarmbeschwerden
  • Schmerzhafte Reizung von Schleimhäuten in Scheide, Blase oder Darm
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Infektionen
  • Gerötete und brennende Bauchhaut.

Spätfolgen treten Monate bis Jahre nach der Behandlung auf und können dann auch bestehen bleiben. Hierzu zählen

  • Schleimhautentzündungen mit Blutungen
  • (Lymph-)Ödeme an den Beinen
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Probleme beim Stuhlgang durch Entzündungen des Schließmuskels
  • trockene und/oder verengte Vagina.

Nach der Chemotherapie. Bei der Behandlung mit den natürlichen oder synthetischen Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellteilung hemmen sollen (Zytostatika), wird besonders das sich rascher erneuernde Gewebe geschädigt: Haarwurzeln, Schleimhäute von Magen und Darm sowie das blutbildende System im Knochenmark. Mögliche Begleiterscheinungen sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und erhöhte Infektanfälligkeit. Durch entsprechende Medikamente können die Nebenwirkungen größtenteils gelindert werden. Nach Ende der Chemotherapie verschwinden die Nebenwirkungen in der Regel wieder.

Nach der Antikörpertherapie. Bei der Behandlung mit Antikörpern treten ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen auf. Sehr häufig sind Bluthochdruck, Erschöpfung und Schwäche (Fatigue), Wundheilungsstörungen, Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen. Häufige und schwerwiegende Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Durchbrüche, Blutungen sowie Blutgerinnsel in den Gefäßen, in deren Folge Herzinfarkt oder Schlaganfall drohen.

Prognose

Die Prognose ist insgesamt schlecht, hängt aber im konkreten Fall stark vom feingeweblichen Typ und von der Ausdehnung des Tumors zum Zeitpunkt der Diagnose ab sowie vom Alter und Allgemeinzustand der Patientin. In frühen Stadien ist Eierstockkrebs gut heilbar. Die 5-Jahres-Überlebensrate (über alle Erkrankten gemittelt) liegt bei 30 bis 40 %. Grund hierfür ist vor allem die meist späte Diagnosestellung und das hohe Rezidivrisiko.

Prophylaxe

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass vor allem vorbelastete Frauen, die Mutationen in den Brustkrebsgenen BRCA-1 (BReast-CAncer-1) und BRCA-2 (BReast-CAncer-2) tragen, von einer vorbeugenden operativen Entfernung der Eierstöcke profitieren. Der Eingriff verringert nicht nur das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, sondern auch die Gefahr, Brustkrebs zu bekommen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Keine andere Erkrankung berührt so sehr die Intimität, das Selbstverständnis und das Körpergefühl der Frau wie eine Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter. Häufige Folge sind Probleme und Befangenheit im Umgang mit Sexualität, Angst vor Berührungen des Partners bis hin zur dauerhaften Abneigung gegen Geschlechtsverkehr. Dies alles wiederum verschlechtert das Selbstwertgefühl, was ein entspanntes, lustvolles Erleben von Sexualität erneut blockiert: ein Teufelskreis. Und ein heikles Thema, über das mit dem Partner oft nicht gesprochen und das auch vom Arzt zu selten angesprochen wird. Versuchen Sie Ihre Probleme mit der "neuen" Sexualität nicht zu verschweigen und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Schwierigkeiten haben nämlich keineswegs nur psychische Ursachen. Typische Folgen der Operation, Bestrahlungsbehandlung und Lymphknotenentfernung in der Beckenregion sind die Verengung und Vernarbung des Scheideneingangs und eine nur noch eingeschränkte Befeuchtung (Lubrikation). Dies führt vor allem in der Anfangszeit zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Folgende Tipps helfen Ihnen, die Beschwerden zu lindern:

Scheideninfektionen. Das Scheidengewebe ist nach der Bestrahlung anfällig für Infektionen. Waschen Sie (nur) das äußere Geschlechtsorgan mit Wasser und ein wenig milder Seife. Scheidenspülungen werden von den meisten Experten nicht mehr empfohlen, da sie Beschwerden verschlimmern und das saure pH-Milieu der Scheide stören.

Kalte Kompressen und kühle Sitzbäder lindern eventuell noch vorhandenes Wundgefühl. Tragen Sie lockere, kochfeste und saugfähige Unterwäsche aus Baumwolle.

Scheidentrockenheit. Gleitcremes und Östrogensalben verbessern Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit der Scheide. Vaginaldehner (Dilatoren) sind speziell dazu entwickelt worden, die Scheide nach gynäkologischen Operationen oder Bestrahlungen schonend zu dehnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Durchmessern und Längen und sogar als Maßanfertigung. Sie werden wie ein Tampon eingeführt, wobei das Einführen mit Gleitcreme erleichtert wird. Auch vorsichtig praktizierter Geschlechtsverkehr regeneriert die Dehnbarkeit der Scheide nach und nach. Leichte Blutungen nach dem Sex sind normal und kein Anlass zur Besorgnis.

Chronische Beinschwellungen. Gegen Wassereinlagerungen in den Beinen (Lymphödeme) helfen Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Gehen Sie viel schwimmen. Dies wirkt wie eine Art Lymphdrainage und ist eine optimale Vorbeugung gegen Ödeme. Versuchen Sie, das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden, und verzichten Sie auf zu heiße und lange Fuß- und Vollbäder und zu lange Sonnenaufenthalte. Eine Faustregel: Lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen.

Entzündungen der Harnblase, Harninkontinenz. Entzündungsfolgen von Harnblase und Darm, die nach einer Strahlenbehandlung auftreten, bessern sich, richtig behandelt, nach wenigen Wochen wieder. Ein häufiges Problem besteht nach ausgedehnten Operationen im Beckenbereich darin, dass geringe Urinmengen unkontrolliert austreten. Da die Funktion der Blasenmuskulatur durch die Behandlung beeinträchtigt ist, leiden Frauen unter einer Harninkontinenz. Normalerweise ist diese Störung nur vorübergehend und wird durch eine konsequente Medikamenteneinnahme behoben. Zur Vorbeugung einer Harninkontinenz hat sich regelmäßiges Beckenbodentraining als effektiv erwiesen.

Durchfall und Reizdarmbeschwerden. Treten als Folge der Strahlentherapie Darmbeschwerden auf, lassen sich diese laut einer Studie vermeiden oder zumindest lindern, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 % der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 % der Frauen ohne Selengabe. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Wechseljahresbeschwerden. Bei einer Eierstockentfernung oder dem dauerhaften Ausfall der Eierstockfunktion als Folge der Bestrahlung kommt es zu typischen Wechseljahrsbeschwerden, die entsprechend behandelt werden können.

Komplementärmedizin

Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie.

Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Viele Betroffene empfinden die eingesetzten homöopathischen Mittel jedoch als hilfreich gegen therapiebedingte Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schwindel, Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit.

Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch ziemlich unerforscht und auch nicht frei von Nebenwirkungen.

Akupunktur kann zur Linderung der Begleitsymptome der Chemotherapie wie Übelkeit beitragen, hat jedoch keine Wirkung auf den Krankheitsverlauf.

Misteltherapie gegen Krebs ist schon seit 100 Jahren bekannt. Während viele Patienten von der Behandlung mit Mistelpräparaten überzeugt sind, sind Experten eher kritisch, denn es gibt bis heute keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Studien zeigen nur, dass eine Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. In den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie spielt die Therapie mit Mistelpräparaten deshalb keine Rolle.

Prävention und Früherkennung

Da es beim Eierstockkrebs keine Frühsymptome gibt, besteht die einzige vorsorgende Maßnahme in der jährlichen Krebsfrüherkennung einschließlich eines Vaginalultraschalls, der allerdings nicht von den Kassen gezahlt und als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angebotenen wird.

Laut Experten eignet sich der Ultraschall durch die Scheide nicht zur sicheren Früherkennung von Eierstockkrebs. Einerseits besteht die Gefahr, einen falsch-positiven Befund zu bekommen (das heißt, es liegt in Wahrheit kein Tumor vor). Andererseits fehlen bisher Beweise, dass eine frühzeitige Behandlung die Sterblichkeit verringert. Auch die Kombination aus Vaginalultraschall und der Bestimmung des Tumormarkers CA-125 im Blut erlauben keine (absolut) sichere Früherkennung.

Bei familiär gehäuft auftretenden Krebserkrankungen werden bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr die Eileiter beidseitig entfernt (Adnexektomie). Dieser präventive Eingriff mindert das Karzinomrisiko um 80 %.

Weiterführende Informationen

  • www.noggo.de – Internetseite der Nord-Ostdeutschen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie e. V., Berlin: Fachinformation und Selbsthilfetipps zu allen Krebsarten der Frau, die Broschüre Eierstockkrebs ist kostenlos bestellbar.
  • www.selbsthilfekrebs.de – Internetseite des Onkologischen Patientenseminar Berlin-Brandenburg e. V. (OPS), Universitätsklinikum Charité, Berlin: User finden ausführliche Informationen zu Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs sowie Wissenswertes zu Studien, Selbsthilfe und Sozialleistungen. Zudem stehen den Nutzern der Seite zwei Hotlines (eine für medizinischen Rat, eine für Beratung durch Betroffene) zur Verfügung. Buchtipps, Links und weiterführende Adressen ergänzen das Serviceangebot.
  • www.eierstockkrebs-forum.de – Internetangebot der Nord-Ostdeutschen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie, Berlin: Informationsportal und Forum für Patientinnen und Angehörige.
  • H. Delbrück: Eierstockkrebs. Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige. Kohlhammer, 2004. Patientenratgeber mit aktuellen Informationen zu Therapiemöglichkeiten und ihren Folgewirkungen.
  • J.Sehouli; W. Lichtenegger: Eierstockkrebs: 100 Fragen – 100 Antworten. akademos, 2003. Beantwortet anschaulich und verständlich Fragen, die an Brustkrebs erkrankte Frauen formuliert haben. Auch Themen wie Ernährung und Sexualität finden ihren Platz. Für Patienten und Angehörige.

Eierstockzysten, funktionelle

Funktionelle Eierstockzysten (Funktionelle Ovarialzysten, kurz Ovarialzysten): Hormonell beeinflusste, flüssigkeits- oder blutgefüllte kleine Hohlräume (Zysten) in den Eierstöcken. Da diese Zystenbildung regelmäßig im Monatszyklus vorkommt, ist prinzipiell jede geschlechtsreife Frau davon betroffen; von Beschwerden berichten aber meist nur junge Frauen in der Pubertät sowie Frauen in den Wechseljahren. In nur wenigen Fällen (etwa 2 %, vor allem bei älteren Frauen) handelt es sich um bösartiges Zystengewebe, also um Eierstockkrebs.

Die häufigsten funktionellen Zysten sind: Follikelzyste (auch Bläschenzyste genannt), Gelbkörperzyste (Corpus-luteum-Zyste), Luteinzyste, Schokoladenzyste (Synonym: Teerzyste) sowie im weiteren Sinne polyzystische Ovarien (PCO).

Symptome und Leitbeschwerden

Follikelzysten:

  • Meistens keine Beschwerden
  • Selten: periodenähnliche Unterbauchschmerzen, die sich bei körperlicher Aktivität verstärken und nach 1–2 Tagen von selbst abklingen.

Gelbkörperzysten:

  • Häufig plötzliche, einseitige Unterbauchschmerzen
  • Evtl. auch Schmierblutungen oder Ausbleiben der Monatsblutung.

Luteinzyste:

  • Zwischenblutungen
  • Heftige Regelschmerzen.

Schokoladenzyste:

  • Menstruationsblut aus bräunlich-zähem Sekret.

Polyzystische Ovarien (PCO):

  • Geringe oder ganz ausbleibende Blutung.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • starke Unterleibsschmerzen oder ungewöhnlich starke Blutungen auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Follikelzyste. Eine Follikelzyste (auch Bläschenzyste genannt) entwickelt sich häufig in Zeiten hormoneller Umstellung wie in der Pubertät oder in den Wechseljahren. Reift während des monatlichen Zyklus ein Ei heran, das dann aber nicht durch den Eisprung (Ovulation) freigegeben wird, bleibt der sogenannte Graaf-Follikel (Eibläschen) bestehen. Durch die Flüssigkeit bildet sich eine Blase (= Zyste), die so lange existiert, bis sich die Follikelzyste nach 1–2 Monaten von selbst wieder zurückbildet oder platzt. Auch produziert der Graaf-Follikel eine Zeitlang Flüssigkeit und manchmal auch Hormone, was einen Teil der typischen Beschwerden erklärt.

Gelbkörperzyste. Eine Gelbkörperzyste (Corpus-luteum-Zyste) entsteht, wenn der Follikel nach erfolgtem Eisprung blutet und sich das Blut in einer Blase sammelt. Gelbkörperzysten können bis 12 cm groß werden, bilden sich in aller Regel aber spontan zurück.

Luteinzyste. Sie entwickelt sich meist im Zusammenhang mit einer Hormontherapie bei Unfruchtbarkeit. Durch diese Therapie soll die Reifung von Eizellen im Eierstock angeregt werden, allerdings bildet sich durch den in Ungleichgewicht geratenen Hormonhaushalt unter Umständen eine Luteinzyste. Auch diese Zysten können sehr groß werden, bis 20 cm wurden gemessen, verschwinden jedoch meist nach Absetzen der Hormontherapie.

Schokoladenzyste. Diese auch Teerzyste genannte Eierstockzyste bildet sich durch Einblutungen aus Endometriose-Herden. Dabei siedeln sich Teile der Gebärmutterschleimhaut ab und wachsen beispielsweise im Bereich der Eierstöcke und Eileiter weiter. Wie die normale Schleimhaut der Gebärmutter bluten auch diese Schleimhautherde monatlich. Da das Blut nicht abfließen kann, ist die Gefahr einer Zystenbildung an den Eileitern sehr groß. Der Name leitet sich von dem dickflüssigen, schokoladenbraunen Zysteninhalt ab.

Polyzystische Ovarien (PCO). Dieses eigene Krankheitsbild entsteht durch ein starkes hormonelles Ungleichgewicht, für das nicht nur die weiblichen, sondern auch die männlichen Geschlechtshormone verantwortlich sind. Diese stören die Reifung der Eibläschen (Follikel), sodass in beiden Eierstöcken eine Vielzahl an Follikel heranwächst. Die betroffenen Frauen leiden außer unter Zyklusstörungen unter einer ausgeprägten Virilisierung (Vermännlichung) wie Gesichtshaarwuchs und tieferwerdender Stimme.

Komplikationen

In seltenen Fällen treten folgende Komplikationen auf:

Stieldrehung. Durch ruckartige Körperbewegungen oder auch spontan kommt es zu einer Drehung der flüssigkeitsgefüllten Zyste, die dadurch die zuführenden Blutgefäße des Eierstockes stranguliert. Zum einem ist dadurch der Blutabfluss gestört, zum anderen besteht die Gefahr, dass auch die Blutversorgung unterbrochen wird. Begleitet wird diese Stieldrehung von heftigen Schmerzen. Dauert der Zustand länger an, wird der Eierstock so nachhaltig geschädigt, dass er komplett entfernt werden muss.

Aufplatzen der Zyste. Dies tritt meist spontan auf, wird aber auch durch die vaginale Untersuchung beim Frauenarzt ausgelöst. In der Regel ist das Aufplatzen ungefährlich, es treten evtl. starke Schmerzen auf. Reißen Blutgefäße auf der Zystenoberfläche auf, drohen Blutungen in das Bauchinnere und ein Kreislaufschock.

Dauerblutung aus der Gebärmutter. Diese sehr seltene Komplikation erfordert eine Ausschabung der Gebärmutter oder eine Hormonbehandlung, um die Blutung zu stoppen.

Entartung. Zunächst gutartige Zysten können bösartig werden und sich zu einem Eierstockkrebs entwickeln.

Diagnosesicherung

Anamnese. Die Erfragung der Vorgeschichte gibt häufig schon einen Hinweis auf die Zystenerkrankung. Fragen nach Schmerzen, dem Menstruationszyklus und der Einnahme von Hormonen (z. B. Pille) sind in diesem Zusammenhang von Interesse.

Palpation. Große Eierstockzysten erkennt der Frauenarzt bereits bei der vaginalen Tastuntersuchung (Palpation). Dabei beurteilt er die Größe, Beschaffenheit, Schmerzempfindlichkeit und Beweglichkeit der Zyste.

Vaginalultraschall. Dieser erlaubt die Einschätzung von Anzahl, Größe und Beschaffenheit der Eierstockzysten. Auch schließt der Arzt durch diese Untersuchung einen bösartigen Tumor und eine Eileiterschwangerschaft aus.

Blutuntersuchung. Zur diagnostischen Sicherheit werden auch noch Untersuchungen des Blutserums durchgeführt, die beispielsweise erhöhte Entzündungswerte oder einen erhöhten Androgenspiegel wie bei polyzystischen Ovarien (PCO) anzeigen.

Behandlung

Die Therapie richtet sich nach dem zugrunde liegenden Zystentyp. Da die meisten Eierstockzysten keine Beschwerden verursachen und sich spontan zurückbilden, ist eine Therapie oft nicht notwendig.

Abwartende Behandlung

Wird im Ultraschall eine Zyste entdeckt, wartet man die nächste Menstruationsblutung ab und macht anschließend eine Kontrolluntersuchung.

Pharmakotherapie

Wenn sich die Zyste nach 3 Monaten noch nicht allein zurückgebildet hat oder schon mehrfach vorgekommen ist, verordnet der Frauenarzt eine mind. 3-monatige Hormonbehandlung mit einem Gestagen, in der Regel in der Form einer gestagenbetonten Pille. Diese lindert die aktuellen Beschwerden und unterdrückt die Bildung weiterer Zysten.

Operative Behandlung

Wenn auch die hormonelle Therapie erfolglos war oder Beschwerden oder Komplikationen (z. B. Stieldrehung) auftreten, ermöglicht eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) die Entfernung der Zyste(n).

Bei neu aufgetretenen Eierstockzysten in der Postmenopause ist eine laparoskopische Entfernung grundsätzlich sinnvoll, da es sich nicht selten um Eierstockkrebs handelt.

Prognose

Da eine funktionelle Eierstockzyste meistens von selbst und ohne Komplikationen wieder verschwindet, ist die Prognose gut. Komplikationen erfordern jedoch rasches ärztliches Eingreifen. Auch sind Rezidive häufig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Körperliche Schonung. Achten Sie bei Beschwerden auf eine körperliche Schonung und lindern Sie leichte Schmerzen mit Wärme (z. B. Wärmflasche, heißes Kirschkern- oder Dinkelsäckchen auflegen) oder Schmerzmitteln vom Typ der nicht steroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS).

Regelmäßiger Arztbesuch. Lassen Sie die Zyste alle 3–6 Monate ärztlich überwachen, bis sie entweder nicht mehr nachweisbar ist oder sie operativ entfernt werden muss.

Komplementärmedizin

Homöopathie. Bei einer Neigung zu Zysten ist eine individuell abgestimmte homöopathische Konstitutionstherapie empfehlenswert, die sich nach der körperlichen, geistigen und seelischen Verfassung der Patientin richtet. Außerdem wird die Gabe von Apis (Gift der Honigbiene) in niedriger Potenz empfohlen.

Auflagen mit Heilerde. 2–3 Esslöffel Heilerde in warmem Wasser angerührt ergibt einen Heilerdebrei, der direkt auf den Unterbauch gestrichen wird. Anschließend wird ein Baumwolltuch darübergelegt. Die Heilerdeauflage sollte eine halbe Stunde einwirken. Empfohlen wird, die Anwendung täglich über 4 Wochen durchzuführen.

Endometriose

Endometriose (Endometriosis): Gewebeinseln, die in ihrem Aufbau Ähnlichkeit mit der Gebärmutterschleimhaut haben und sich außerhalb der Gebärmutterhöhle angesiedelt haben. Einige Endometrioseherde können sich genauso wie die "echte" Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) hormonabhängig im Monatsrhythmus auf- und wieder abbauen. Etwa 10 % aller Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen, wobei die Beschwerden stark variieren. Je nach Ausmaß und Ort der Ansiedelung kommt es beispielsweise zu verstärkten Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder chronischen Unterleibsschmerzen. Außerdem kann die Erkrankung zur Unfruchtbarkeit führen – so sollen etwa 40 % der Fälle ungewollter Kinderlosigkeit auf einer Endometriose beruhen.

Behandelt wird je nach Ausprägung und Beschwerden mit Schmerzmitteln und Hormonen, manchmal ist auch eine operative Entfernung der Endometrioseherde erforderlich. Leider neigt die Erkrankung zu Rezidiven, das heißt, sowohl nach Absetzen einer Hormontherapie als auch nach operativer Entfernung der Herde entstehen häufig wieder neue Gewebsinseln. Durch Absinken der Östrogenspiegel in den Wechseljahren bessern sich die Beschwerden meist und verschwinden häufig sogar ganz. In seltenen Fällen kann die Erkrankung jedoch über die Menopause hinaus bestehen bleiben oder sogar neu auftreten.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Besonders schmerzhafte, starke und unregelmäßige Monatsblutung, Schmerzmaximum typischerweise 1–2 Tage vor Beginn der Monatsblutung
  • Schmerzen während des Eisprungs
  • Zwischenblutungen
  • Plötzlich auftretende Ohnmachtsanfälle im Zusammenhang mit Menstruationsschmerzen
  • Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr durch Endometrioseherde im Gebärmutterhals
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Unfruchtbarkeit durch Endometriose in der Gebärmutterwand, an den Eileitern oder am Eierstock
  • Dauerhafte Bauchschmerzen, häufige Übelkeit oder Erbrechen
  • Müdigkeit oder fehlende Energie.

Bei Befall von Harnblase oder Harnleiter

  • Zyklisch blutiger Urin
  • Schmerzen beim Wasserlassen.

Bei Befall des Darms

  • Schmerzen beim Stuhlgang, Verstopfung, Blähungen oder Durchfall
  • Zyklische Blutbeimengungen im Stuhl.

Bei Befall von Lunge oder Zwerchfell

  • Zyklisches Bluthusten
  • Zyklische Kurzatmigkeit, Brustschmerzen und Schulterschmerzen (vor allem rechtsseitige Schulterschmerzen, da die Endometrioseherde häufiger an der rechten Seite des Zwerchfells sitzen).

Wann zur Frauenärzt*in

In den nächsten Wochen, wenn

  • die Beschwerden regelmäßig mit der Monatsblutung auftreten.

In den nächsten Tagen, wenn

  • plötzlich blutiger Urin oder blutiger Stuhl auftritt.

Die Erkrankung

Die Endometriose ist die zweithäufigste Erkrankung unter den Frauenleiden. 10 % aller Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren sollen davon betroffen sein, viele Gynäkolog*innen gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Sehr selten erkranken auch Frauen in den Wechseljahren oder danach daran: Etwa 2,55 % aller Endometriose-Patientinnen haben die Menopause schon hinter sich. Aufgrund von Schmerzen und/oder Unfruchtbarkeit sind viele Frauen mit Endometriose in ihrer Lebensqualität extrem eingeschränkt. Dazu kommt, dass durchschnittlich 10 Jahre vergehen, bis die Erkrankung erkannt wird und den Betroffenen geholfen wird.

Krankheitsentstehung

Die Entstehung der Endometriose ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es werden zahlreiche Theorien diskutiert.

  • Die Transplantationstheorie geht davon aus, dass während der Monatsblutung Schleimhautstücke aus der Gebärmutter durch die Eileiter in den Bauchraum gelangen und an anderer Stelle wieder anwachsen. Das passiert zum Beispiel dann, wenn das Menstruationsblut durch die Eileiter in die Bauchhöhle eindringt – statt durch Gebärmutter und Scheide abzufließen. Die versprengten Schleimhautinseln reagieren dann genauso wie die Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus, d. h. mit Aufbau und Abstoßung des Gewebes, also mit einer Blutung.
  • Die Metaplasietheorie besagt wiederum, dass sich noch nicht ausdifferenzierte Zellen schon im Embryo an falscher Stelle – z. B. im Bauchraum, am Darm oder am Eierstock – zu Endometriumzellen entwickeln.
  • Bei der "Tissue Injury and Repair"-Theorie geht man davon aus, dass es durch Muskelbewegungen der Gebärmutter zu kleinen Verletzungen in Schleimhaut und Gebärmutterwand kommt und Endometriumzellen auf diese Weise verschleppt werden.
  • Genetische Faktoren sollen ebenfalls eine Rolle spielen. Hierfür spricht die Beobachtung, dass Endometriose familiär gehäuft auftritt.

Diskutiert wird auch eine metastasenähnliche Streuung von Endometriumzellen über die Lymphe oder das Blut. Möglicherweise ist zudem eine Störung des Immunsystems an der Entwicklung einer Endometriose beteiligt. Denn normalerweise sorgt die körpereigene Abwehr dafür, dass sich Gewebe aus einem Organ nicht in anderen Bereichen des Körpers ansiedelt.

Risikofaktoren

Auch wenn die Ursache noch nicht vollständig geklärt ist, so sind doch eine Reihe von Faktoren bekannt, bei denen die Endometriose gehäuft vorkommt:

  • Starke Monatsblutungen
  • Kurze Regelzyklen, viele Monatsblutungen im Laufe des Lebens
  • Frühe erste Menstruation (˂ 11 Jahre)
  • Späte letzte Menstruation
  • Kinderlosigkeit
  • Späte erste Schwangerschaft.

Lokalisation

Endometrioseherde können überall im Körper vorkommen. Am häufigsten finden sie sich im Bauchfell des Beckens, im Bereich der Eierstöcke und an dem bindegewebigen Band, das die Gebärmutter mit dem Kreuzbein verbindet. Typische Lokalisationen im Genitalbereich sind zudem die Gebärmuttermuskulatur, die Eileiter, Scheide, Schamlippen und der Damm.

Außerhalb des Genitalbereichs wurden Endometrioseherde schon in Harnblase und Harnleiter, im Darm, am Bauchfell, im Bauchnabel, am Wurmfortsatz, am Zwerchfell und – als Raritäten – sogar in der Lunge und im Gehirn gefunden. Manchmal kommt es auch nach Unterleibsoperationen, Kaiserschnitt oder Dammrissen zu einer mechanischen Übertragung von Endometriumzellen in die Operationsnarben, also in die Haut.

Klinik

Ausmaß und Art der Beschwerden gestalten sich bei der Endometriose höchst unterschiedlich, weshalb man die Erkrankung auch als "Chamäleon der Frauenheilkunde" bezeichnet. Bei manchen Frauen werden die Endometrioseherde zufällig bei einer Bauchspiegelung entdeckt. Andere haben stärkste chronische Schmerzen, wieder andere sind aufgrund der Endometriose ungewollt kinderlos.

Zyklusabhängige Beschwerden erreichen meist kurz vor oder während der Menstruation ihr Maximum. Dazu gehören der verstärkte Regelschmerz (häufig nach vorher unauffälligen Blutungen) und Blutungsanomalien (verlängerte oder verstärkte Blutungen, zusätzliche vaginale Schmierblutungen). Auch die außerhalb des Genitals liegenden Endometrioseherde verhalten sich zyklusabhängig, deshalb kann es zu zyklischem Bluthusten (bei Lungenbefall), Blut im Stuhl (bei Darmbefall) und Blut im Urin (Blasenbefall) kommen.

Zyklusunabhängige Beschwerden. Werden Endometrioseherde größer und bilden sich durch nicht abfließendes Blut Zysten, führen sie oft zu dauerhaften Unterleibsschmerzen. Auch Verklebungen und Verwachsungen zwischen Gebärmutter, Eileitern, Eierstöcken, Harnblase und Darm sind möglich. Dann entwickeln sich häufig chronische Beschwerden wie Unterleibs- und Rückenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Verstopfung bis hin zum Ileus.

Eine besonders schwerwiegende Folge ist die Unfruchtbarkeit. Sie entsteht beispielsweise durch Befall der Eierstöcke oder der Eileiter, die dann ihre Funktion nicht mehr ordnungsgemäß ausführen können. Sitzen Endometrioseherde in der Gebärmuttermuskulatur, behindern sie zudem die Einnistung und Ausbreitung des Embryos, es drohen Fehlgeburten.

Verlauf

Die Endometriose betrifft vor allem gebärfähige Frauen zwischen 20 und 40 und begleitet diese meist jahre- bis jahrzehntelang. Häufig werden die Beschwerden weniger oder hören ganz auf, wenn altersbedingt die Östrogenspiegel absinken. Eine aktuelle Studie konnte jedoch zeigen, dass die Erkrankung auch in den Wechseljahren und sogar danach noch auftreten kann. Dabei hatten die perimenopausalen Endometriose-Patientinnen vor allem Herde an den Eierstöcken, die postmenopausalen dagegen in der Gebärmutter.

Komplikationen

1,8 % der Frauen mit einer Endometriose entwickeln einen Eierstockkrebs. Damit ist das Risiko für diese seltene Erkrankung im Vergleich zu Frauen ohne Endometriose um etwa 1,3 % erhöht. Typischerweise hat der Endometriose-bedingte Eierstockkrebs eine sehr schlechte Prognose. Außerdem tritt er etwa 10 Jahre früher auf als der "normale" Eierstockkrebs.

Diagnosesicherung

Anamnese und Palpation. Zunächst fragt die Ärzt*in die Beschwerden ab und erkundigt sich, ob nahe Verwandte wie Mutter oder Schwester ebenfalls erkrankt sind.

Gynäkologische Untersuchung. Je nach Lokalisation lassen sich die Endometrioseherde bereits bei der gynäkologischen Untersuchung ertasten oder durch das Spekulum erkennen. Dabei testet die Frauenärzt*in, ob es schmerzt, wenn sie die Gebärmutter leicht bewegt, Druck auf ihre Seiten und Haltebänder sowie auf den Bereich zwischen der hinteren Gebärmutterwand und dem Mastdarm ausübt. Ebenso sind Knoten und Verhärtungen im Bindegewebe des Beckens ein Hinweis auf Endometriose.

Ultraschall. Der Ultraschall durch die Bauchdecke zeigt vorhandene Endometriosezysten an den Eierstöcken. Eine Vaginalultraschalluntersuchung bietet eindeutigere Hinweise auf eine Eierstock-Endometriose.

Bauchspiegelung. Eine sichere Diagnose liefert nur die Bauchspiegelung (Laparoskopie). Für diesen Eingriff unter Vollnarkose sind mindestens zwei kleine Einschnitte durch die Bauchdecke nötig. Die Ärzt*in sucht den Bauchraum nach weiteren Herden ab und beurteilt deren Ausmaß und Aktivität. Wenn möglich, werden die Herde sofort entfernt und anschließend feingeweblich untersucht, um bösartige Erkrankungen auszuschließen.

Weitere technische Untersuchungen. In seltenen Fällen wird zusätzlich ein CT oder MRT gemacht, manchmal ist auch eine Blasen- oder Darmspiegelung erforderlich. Bei Verdacht auf den Befall eines Harnleiters zeigt ein Ultraschall der Nieren, ob ein Harnstau besteht.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden finden sich bei der Appendizitis, Tumoren von Eierstöcken oder Gebärmutter, Myomen der Gebärmutter oder bei Verwachsungen nach Bauchoperationen.

Behandlung

Die Behandlung der Endometriose richtet sich prinzipiell nach dem Ausmaß der Beschwerden und dem Alter der Patientin. Nur teilweise ist es möglich, die Endometrioseherde operativ zu entfernen. Ansonsten wird versucht, die Symptome mit Medikamenten erträglich zu machen, bis sie meistens mit den Wechseljahren von selbst verschwinden. Auch nach Schwangerschaften verschwinden die Beschwerden oft völlig.

Folgende Maßnahmen kommen, einzeln oder nacheinander, in Betracht:

Symptomatische bzw. abwartende Behandlung

Treten keine Beschwerden auf und verschlimmert sich die Endometriose nicht, ist normalerweise zunächst keine Therapie notwendig. Dennoch sind regelmäßige Kontrollen bei der Frauenärzt*in notwendig. Bei Frauen mit geringen Symptomen reicht zur Behandlung häufig die Einnahme von Schmerzmitteln bei Bedarf aus.

Pharmakotherapie

Die medikamentöse Behandlung hat vor allem das Ziel, starke Schmerzen oder Krämpfe während der Regelblutung zu lindern oder zu beseitigen.

Schmerzmittel. Zur Verfügung stehen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Diclofenac. In höheren Dosierungen sind sie verschreibungspflichtig. NSAR lindern vor allem starke Regelschmerzen, ob sie auch bei Endometriose-bedingten Schmerzen helfen, ist bislang kaum untersucht. Eine langfristige Lösung sind NSAR und ASS nicht, da bei Dauereinnahme eine Schädigung von Leber und Nieren zu befürchten ist. Bei starken Schmerzen werden auch sogenannte Opioide verschrieben, die die Wirkung körpereigener schmerzhemmender Stoffe nachahmen. Sie beeinflussen die Schmerzempfindung im Gehirn. Da bei längerer Anwendung das Risiko einer Abhängigkeit besteht, dürfen sie nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden. Zur Wirksamkeit bei Endometriose liegen bislang keine verlässlichen Daten vor.

Hormone. Eine effektive hormonelle Therapie verhindert das zyklische Anwachsen der Endometrioseherde, verkleinert die Herde und verringert dadurch bei vielen Betroffenen auch die Schmerzen. Hormone werden bei leichten Formen und als Anfangstherapie verordnet, aber auch nach einer Endometrioseoperation zur Verzögerung neuer Herde.

Leider wachsen zwar bei manchen Frauen unter Hormontherapie die Herde nicht weiter, die Schmerzen bleiben aber bestehen – oder anders herum: die Schmerzen nehmen ab, aber die Herde wachsen weiter. Nicht zu vergessen sind die Risiken einer Hormontherapie: Je nach Präparat steigen beispielsweise das Thrombose- und das Embolierisiko. Eine Hormontherapie ist also immer für jede Frau maßzuschneidern und Wirkung und Nebenwirkungen sind von der Frauenärzt*in regelmäßig zu überwachen.

Die Endometriose-Leitlinie der Deutschen Gynäkologischen Gesellschaft empfiehlt bei der Hormontherapie die orale Gabe von Gestagenen als erste Wahl. Kombinierte orale Kontrazeptiva, Antiöstrogene und gestagen-haltige Intrauterinpessare gehören laut Leitlinie zur Zweitlinientherapie.

  • Gestagene. Oral einzunehmende Gestagene wie Dienogest (z. B. Diemono® oder Endovelle®) halten die Östrogenspiegel niedrig und verringern damit endometriose-bedingte Regelschmerzen und chronische Unterleibsschmerzen. Dienogest soll auch langfristig sicher sein, es ist in Deutschland mit zeitlich unbegrenzter Dauer zur Behandlung der Endometriose zugelassen. Möglich ist auch die Verabreichung von Levonorgestrel über ein Intrauterinpessar. Diese Gestagen-haltige oder LNG-Spirale wird bei Endometriose bisher vor allem als Ergänzung einer vorangegangenen Operation in die Gebärmutter eingesetzt. Sie trägt zusätzlich zur Linderung der Beschwerden bei.
  • Kombinierte orale Kontrazeptiva (die "Pille"). Der Einsatz der Pille zur Behandlung der Endometriose ist so nicht zugelassen, aber möglich. Am ehesten geeignet sind Präparate mit hohem Gestagenanteil (z. B. Marvelon®). Die kontinuierliche Langzeiteinnahme führt zur Rückbildung der Gebärmutterschleimhaut und verringert so die Schmerzen. Die Therapie erfolgt off-label und ist individuell auf die Patientin abzustimmen und sorgfältig mit der Frauenärzt*in zu besprechen.
  • Antiöstrogene Therapie. GnRH-Analoga senken die Östrogenspiegel über die Hypophyse deutlich und reduzieren dadurch Blutungen und Schmerzen. Da sie sozusagen "künstliche Wechseljahre" herbeiführen, drohen typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit und Kopfschmerzen. Aufgrund der Nebenwirkungen wird diese Therapie oft auf 6 Monate beschränkt. In manchen Fällen werden zusätzlich Östrogen-Gestagen-Präparate verordnet, um die östrogenmangelbedingten Nebenwirkungen zu verringern.

Das früher häufig verordnete, antiöstrogen wirkende Testosteronpräparat Danazol ist aufgrund seiner starken und teils irreversiblen Nebenwirkungen wie tiefer werdende Stimme, Bartwuchs und Akne für die Behandlung der Endometriose nicht mehr zugelassen. Andere Therapieansätze wie Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren oder die bei der Krebstherapie verwendeten Aromatasehemmer werden noch in klinischen Studien geprüft.

Operative Behandlung

Bei ausgeprägtem Befall, nicht beherrschbaren Beschwerden oder endometriose-bedingter Unfruchtbarkeit kommt – wenn möglich – die operative Entfernung der Endometrioseherde in Betracht. Nach heutigem Wissensstand lindert eine Entfernung der Endometriose-Herde und -Zysten im Eierstock (Endometriome) die Schmerzen und viele der Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch werden danach schwanger. Allerdings bilden sich bei fast 4 von 5 operierten Frauen innerhalb von 5 Jahren erneut Endometriose-Herde.

Bauchspiegelung. Je nach Lage der Endometrioseherde wird die Operation im Rahmen einer Bauchspiegelung (siehe oben unter Diagnose) oder transvaginal durch die Scheide vorgenommen. Dabei verdampft oder verkocht die Ärzt*in die Herde mit Laser, Hitze oder Hochfrequenzstrom oder entfernt sie mit dem Skalpell. Bei abgeschlossener Familienplanung kommt statt dem Verkochen einzelner Herde auch die komplette Entfernung von Gebärmutter (Hysterektomie) und/oder Eierstöcken und Eileitern in Betracht.

Laparotomie (offene Operation über einen Bauchschnitt). Bei einer ausgedehnten Erkrankung mit Befall von Blase oder Darm ist ein offener operativer Eingriff mit Bauchschnitt (Laparotomie) angezeigt. Das Gleiche gilt für Fälle, wo es schon zu massiven Verwachsungen und Verklebungen gekommen ist. Drückt Gewebe auf den Harnleiter und droht ein Harnstau in einer der Nieren, ist ebenfalls eine Operation nötig, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Niere geschädigt wird.

Prognose

Nicht in jedem Fall gelingt es, alle Beschwerden zu lindern. Solange die Eierstöcke noch Hormone produzieren, ist das Risiko eines Wiederauftretens von Endometriose hoch. Besonders nach dem Absetzen einer medikamentösen Behandlung entstehen oft neue Herde. Ein Ende der Beschwerden ist aber absehbar: Denn mit den Wechseljahren verschwinden die Beschwerden meist von selbst.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Entspannungsverfahren. Gegen Schmerzen helfen oft Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Autogenes Training, aber auch Yoga und Achtsamkeitstraining. Darüber hinaus verändern diese Verfahren das Schmerzempfinden. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Bewegung. Auch regelmäßige körperliche Bewegung vermindert die Schmerzwahrnehmung. Treiben Sie daher viel Sport, am besten ein Ausdauertraining wie Schwimmen, Radfahren oder Joggen.

Wärmeanwendungen. Eine Linderung akuter Beschwerden erreichen einige Frauen auch mit Hausmitteln wie Wärmflasche, mit einem erhitzten Dinkel- oder Kirschkernsäckchen oder mit warmen Umschlägen auf dem Unterbauch oder mit einem warmen Vollbad (z. B. mit Melisse, Kamille oder Bergamotte als Badezusatz). Auch eine Fangopackung auf dem Unterleib oder ein Saunabesuch helfen.

Komplementärmedizin

Die komplementärmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten entsprechen denen bei Menstruationsschmerzen.

Pflanzenheilkunde. Sie empfiehlt zur Stabilisierung des Hormonhaushaltes Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus, z. B. Agnolyt®, Femicur®) zur längerfristigen Einnahme (4–6 Monate) sowie Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) und Gänsefingerkraut (Potentilla anserina). Die Präparate sind zwar rezeptfrei erhältlich, sollten jedoch besser nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in eingenommen werden. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt sich die Verwendung registrierter Präparate.

Teemischungen. Mischungen aus Kamillenblüten (Matricaria recutita), Schneeballbaumrinde (Viburnum prunifolium) und Gänsefingerkraut (Potentilla anserina) wirken krampflösend. Eine Teekur (bis zu 3 Tassen täglich) sollte einige Tage vor dem Einsetzen der Blutung begonnen werden.

TENS-Therapie. Die transkutane elektrische Nervenstimulation hat sich zur Behandlung von Menstruationsschmerzen bewährt. Dabei klebt der Arzt Elektroden auf die Haut, die schwache elektrische Impulse zur Stimulation abgeben. Die TENS-Therapie ist einfach anzuwenden, eine optimale Wirkung ist aber nur bei mehrfacher täglicher Anwendung zu erreichen. Wichtig ist, dass die elektrischen Impulse eine ausreichend hohe Frequenz haben.

Akupunktur. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Akupunktur generell bei Schmerzen. Im Vergleich mit der TENS-Therapie schneidet sie in ihrer Wirksamkeit allerdings etwas schlechter ab.

Psychotherapie. Gerade bei Kinderlosigkeit, Schmerzen, Problemen mit dem Partner und Stress bieten sich psychotherapeutische Maßnahmen und/oder eine Sexualtherapie für Mann und Frau an.

Weiterführende Informationen

  • www.endometriose.de – Internetseite des Europäischen Endometriose Informations-Centers (EEIC, Aachen): Fundierte Fachinformationen mit Informationsbroschüre zum Herunterladen (Rubrik Info-Materialien).
  • www.endometriose-vereinigung.de – Internetseite der Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V., Leipzig: Fachinformationen mit Beratungsmöglichkeit, Links zu Selbsthilfegruppen und Veranstaltungskalender.
  • Wilken, Anna: In der Regel bin ich stark. Endometriose; 1. Aufl. 2019; brosch.; 272 S.; Eden-Books; ISBN: 978-3959102285
  • Ewald Becherer und Adolf E. Schindler (Hrsg.), Endometriose – Ganzheitlich verstehen und behandeln, 3. überarbeitete Auflage 2017, brosch., Kohlhammer Verlag

Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom, Kollumkarzinom): Bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses; wird heute dank verbesserter Früherkennungsmaßnahmen oft in noch gutartigen Vorstufen entfernt, sodass in Deutschland "nur" noch etwa jede 50. Frau an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Der Altersgipfel für diese Krebsform liegt zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr, für die meist bei der Früherkennung entdeckte Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses (Carcinoma in situ) zwischen dem 25. bis 40. Lebensjahr.

Symptome und Leitbeschwerden

Leider treten erst spät Beschwerden auf wie:

  • Blutungen, die länger als die normalen 7 Tage dauern
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
  • Ungewöhnliche Schwellungen, die an einem oder an beiden Beinen auftreten
  • Blutung unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr
  • Blutung außerhalb der Menstruation oder nach den Wechseljahren
  • Blutig-eitriger oder fleischfarbener und übel riechender Ausfluss.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Sie Schleimabsonderungen und übel riechende Gerüche aus der Scheide bemerken.
  • außerhalb der Periode Blutungen aus der Scheide, blutiger oder fleischfarbener Ausfluss auftreten.
  • es nach dem Geschlechtsverkehr zu Blutungen kommt.
  • Sie aus unerklärlichen Gründen abnehmen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Der Gebärmutterhalskrebs wächst im unteren Abschnitt der Gebärmutter, typischerweise in der Nähe des Muttermundes. Er entwickelt sich über eine Vorstufe, die zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN), die dank der jährlichen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung (Gebärmutterhalsabstrich) aber häufig erkannt und mit einem kleinen Eingriff beseitigt werden.

Verlauf

Die Ausbreitung des Gebärmutterhalskrebses verläuft in 4 Stadien:

  • Stadium I: Der Tumor ist auf den Gebärmutterhals begrenzt.
  • Stadium II: Die Krebszellen wachsen über die Gebärmutter hinaus, erreichen jedoch nicht das untere Drittel der Vagina und nicht die Beckenwand.
  • Stadium III: Die Tumorzellen haben sich über die Gebärmutter hinaus ausgebreitet, es sind Beckenwand und/oder das untere Drittel der Vagina betroffen. Evtl. treten Nierenstauung und/oder Nierenausfall ein.
  • Stadium IV: Der Tumor befällt den Enddarm oder die Harnblase oder reicht über das Becken hinaus.

Bei etwa 25 % aller Betroffenen kommt es nach einer zunächst erfolgreichen Therapie zu einem Rezidiv oder es entstehen Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen (Fernmetastasen).

Ursachen

Der Gebärmutterhalskrebs ist gut erforscht und gilt als einer der bösartigen Tumoren, die infolge von früheren Infektionen entstehen. Als Hauptverdächtiger gilt das Humane Papillom Virus (HPV) Typ 16 und 18. Diese Annahme wird durch die Erfahrung bestätigt, dass lebenslang sexuell inaktive Frauen, wie z. B. Nonnen, seltener an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Fast jeder Erwachsene kommt während seines Lebens mit Papillom-Viren in Kontakt. Diese befallen die Schleimhaut im Genitalbereich und entwickeln sich beispielsweise zu harmlosen Genitalwarzen. 90 % der Infektionen heilen von selbst und ohne Komplikationen. Bei den anderen bleibt die Infektion meist unbemerkt bestehen.

Risikofaktoren

Risikofaktoren für den Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufe, die CIN (siehe oben), sind:

  • Früh aufgenommener Geschlechtsverkehr und häufig wechselnde Geschlechtspartner
  • Schlechte Sexualhygiene
  • Rauchen
  • Früh einsetzende erste Monatsblutung (Menarche)
  • Alter < 20 Jahre bei der ersten Geburt
  • Viele Geburten
  • Genitalinfektionen mit sexuell übertragbaren Erregern wie Chlamydien, Herpes simplex oder Herpes genitales
  • Chronische Immunschwäche
  • Einnahme der Pille über einen langen Zeitraum (länger als 5 Jahre)
  • Adipositas
  • Immunsuppression beispielsweise bei Multipler Sklerose oder HIV-Infektion.

Diagnosesicherung

Ein Gebärmutterhalskrebs mit Sitz weit unten am Muttermund ist möglicherweise bereits in der gynäkologischen Untersuchung sichtbar, sehr häufig jedoch tastbar. Häufiger erbringt jedoch der Zellabstrich im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung den Befund von Krebszellen (Pap-Stadium IV oder V). Zur Sicherung der Diagnose entnimmt der Arzt unter örtlicher Betäubung aus dem betroffenen Areal mit einer feinen Zange eine Gewebeprobe (Biopsie) und lässt diese feingeweblich im Labor untersuchen.

Konisation. Eine Alternative zur Biopsie ist die Konisation, bei der ein kegelförmiges Stück des Muttermunds in Vollnarkose ausgeschnitten wird. Dabei sollte möglichst gleich das gesamte befallene Areal entfernt werden. Somit dient die Konisation bei kleinen Tumoren nicht nur der Diagnose, sondern bereits der Behandlung. In der Regel folgt im Anschluss an die Konisation eine Ausschabung, um auch weiter oben im Gebärmutterhals sitzende Krebszellen mit zu entfernen. Eine Konisation ist normalerweise komplikationslos; es kann jedoch zwischen dem 6. und 10. Tag nach dem Eingriff zu Nachblutungen durch Ablösen der Wundkruste kommen.

Behandlung

Die Therapie hängt ab von der Ausdehnung des Tumors, vom Alter und der Belastbarkeit der Patientin sowie einem eventuell noch bestehenden Kinderwunsch.

Die Standardtherapie ist eine Dreifachtherapie aus

  • operativer Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) plus ausdehnungsabhängig der Nachbarorgane sowie der umgebenden Lymphknoten (= radikale Hysterektomie),
  • nachfolgender Kombination aus Strahlentherapie und
  • Chemotherapie (Details siehe unten).

Die früher übliche und angeblich gleichwertige alleinige Strahlentherapie wurde verlassen, weil das Rezidivrisiko hier höher ist als bei der Dreifachtherapie. Bei dieser überleben 70 % der betroffenen Frauen, mit Strahlentherapie alleine nur 60 %.

Ausnahmen gibt es aber, wenn noch Kinderwunsch besteht, hier wird die Hysterektomie möglichst erst nach Abschluss der Familienplanung vorgenommen.

Bei Krebsvorstufen: abwartende Behandlung

Liegt eine Krebsvorstufe vor und sind die Zellveränderungen nicht sehr ausgeprägt, bilden sie sich bei vielen Frauen von alleine zurück, sodass eine Behandlung zunächst nicht notwendig ist. Wichtig sind jedoch in diesem Fall engmaschige und umfangreichere gynäkologische Untersuchungen als bei der normalen Früherkennung oder der Test auf humane Papillomviren (HPV). Diese abwartende Behandlung setzt allerdings eine sichere Diagnose durch Probeentnahme und histologische Untersuchung voraus.

Bildet sich der Gebärmutterhalskrebs nicht von allein zurück, wird in der Regel mit den drei klassischen "Säulen" der Krebstherapie behandelt: Operation, Bestrahlung und medikamentöse Therapie (Chemo- und zielgerichtete Therapie). Diese werden entweder einzeln oder kombiniert eingesetzt. Die Therapie richtet sich nach Größe und Ausdehnung des Tumors sowie nach Alter und Allgemeinzustand der betroffenen Frau.

Operative Therapien

Im frühen Krankheitsstadium ist die Operation die Therapie der Wahl, um Tumorgewebe und die von Tumorzellen befallenen Lymphknoten komplett zu entfernen. Außerdem stellt man bei der Operation die Tumorausbreitung genau fest. Das Stadium der Krebserkrankung ist ausschlaggebend für den Umfang der Operation.

Konisation. Dieses kegelförmige Ausschneiden eines Teils des Gebärmutterhalses wird bei sehr kleinen und früh erkannten Tumoren angewandt (siehe oben).

Trachelektomie. War die Konisation nicht ausreichend und besteht noch Kinderwunsch, wird der Gebärmutterhals teilamputiert. Entfernt werden bis zu zwei Drittel des Gebärmutterhalses und die inneren Anteile der Haltebänder der Gebärmutter, Gebärmutterkörper und innerer Muttermund bleiben erhalten. Der innere Muttermund wird mit der Scheide verbunden und durch eine Art Naht oder Schlinge fast komplett verschlossen. Der Eingriff wird nur vorgenommen, wenn der Krebs sehr klein ist und die Lymphknoten frei von Krebsgewebe sind. Nach der Teilamputation des Gebärmutterhalses ist eine Schwangerschaft noch möglich, jedoch drohen vermehrt Frühgeburten. Die Geburt erfolgt durch Kaiserschnitt. Nach abgeschlossener Familienplanung wird die Gebärmutter komplett entfernt.

Hysterektomie. Die besteht in der Entfernung von Gebärmutterkörper und Gebärmutterhals (Gebärmutterentfernung) und des umliegenden Bindegewebes, dem oberen Drittel der Scheide, der Eierstöcke und Eileiter sowie der zum Abflussgebiet gehörenden Lymphknoten (Radikaloperation nach Wertheim-Meigs, auch Totaloperation genannt). Bei jüngeren Frauen werden die Eierstöcke möglichst belassen, damit die Bildung der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron nicht abrupt abbricht und damit die Wechseljahre einsetzen.

Sind auch Blase und Enddarm betroffen, werden unter Umständen auch diese Organe teilweise oder ganz entfernt.

Strahlentherapie

Hat sich der Tumor so weit ausgedehnt, dass durch die Operation nicht das gesamte bösartige Gewebe entfernt wird, ist eine anschließende Strahlentherapie nötig.

Laut Experten ist eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie angezeigt, um Rezidive zu vermeiden, wenn

  • sich der Tumor über den Gebärmutterhals auf benachbartes Gewebe ausgebreitet hat.
  • bei der Operation der Tumor höchstwahrscheinlich nicht vollständig entfernt wurde.
  • in den Lymphknoten an den Blutgefäßen des Beckens und/oder entlang der Hauptschlagader Tumorabsiedlungen nachgewiesen wurden.

Ferner kommt die Strahlentherapie als alleinige Therapie in Frage, wenn

  • die Patientin keine Operation wünscht.
  • aufgrund des ausgedehnten Tumorbefalls die Operation voraussichtlich nur eingeschränkt erfolgreich wäre.

Ziel der Bestrahlung ist es, maligne Zellen zu vernichten. Entweder wird dazu von außen bestrahlt (externe oder perkutane Bestrahlung) oder von innen (Kurzdistanzbestrahlung), auch eine kombinierte Bestrahlung ist möglich.

Hierfür führt der Arzt einen zylinderförmigen, hohlen Applikator in das Scheidengewölbe oder – wenn nicht operiert wurde – in die Gebärmutterhöhle. Computergesteuert wird dann die radioaktive Strahlenquelle in die Scheide eingebracht, wo sie für wenige Minuten bleibt, bis die gewünschte Strahlendosis abgegeben ist. Diese Methode ermöglicht eine präzise Bestrahlung des erkrankten Gebietes bei relativ guter Schonung der benachbarten Organe und des Gewebes. Für eine Bestrahlung von innen ist ein Krankenhausaufenthalt von wenigen Tagen erforderlich. Sie sollte allerdings nicht durchgeführt werden, wenn das umliegende Gewebe durch die Krebserkrankung oder durch frühere Operationen schon stark beschädigt ist.

Sind viele Lymphknoten befallen oder handelt es sich um einen weit fortgeschrittenen Tumor, wird der gesamte Beckenraum auch von außen mit energiereichen Strahlen behandelt.

Chemotherapie

Die Chemotherapie erfolgt meist parallel zur Strahlentherapie, in der Regel mit platinhaltigen Zytostatika (Cisplatin).

Psychoonkologische Betreuung

In jeder Phase der Krebserkrankung ist ein Psychoonkologe als Ansprechpartner zu empfehlen, der sowohl die betroffene Frau, aber auch die Angehörigen betreut. Dies passiert im Rahmen des stationären Aufenthaltes oder im nachstationären Umfeld. Bei der psychoonkologischen Beratung können Fragen zur Erkrankung und Behandlung, zu Problemen im Alltag und Beruf besprochen werden. Außerdem wird geklärt, welche Unterstützung Familie und Freunde leisten können oder auch selbst benötigen.

Psychoonkologische Angebote werden von verschiedenen Berufsgruppen geleitet, vor allem von Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten oder Mitarbeitern aus dem Pflegebereich.

Nachsorge. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um einen Rückfall und das Auftreten von Metastasen frühzeitig sowie Langzeitfolgen der Krebstherapie aufzuspüren:

  • Im 1.–3. Jahr alle 3 Monate
  • Im 4. und 5. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr einmal jährlich im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogrammes.

Die Zeitintervalle können von Fall zu Fall unterschiedlich sein und richten sich nach Krankheitsstadium, Art der Therapie, individuellem Rückfallrisiko, Langzeitfolgen der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen.

Zur Nachsorgeuntersuchung gehören:

  • Das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Onkologen
  • Die körperliche Untersuchung mit Gewichtskontrolle, gynäkologischer und rektaler Tastuntersuchung sowie Untersuchung auf Ödembildungen
  • Scheidenabstrich
  • Ultraschall von Scheide, Nieren und kleinem Becken.

Komplikationen

Nach der Operation. Durch die Entfernung der Eierstöcke vor Eintritt der Wechseljahre werden (auch junge) Frauen in die Wechseljahre versetzt – mit den typischen Wechseljahresbeschwerden, die zudem abrupt einsetzen. Durch die Einnahme von Hormonen werden die meisten Beschwerden gelindert. Eine lokale Therapie mit einer östrogenhaltigen Salbe oder Creme hilft gegen die Trockenheit der Scheide (eingeführt in die Vagina) oder gegen Hitzewallungen (aufgetragen auf die Haut). Von einer Hormonersatztherapie ist bei Gebärmutterkrebs abzuraten, da die Östrogengabe eventuelle Tumorreste zum Wachsen anregen würde.

Ebenso kann die Scheide durch die Operation verkürzt sein sowie die Fähigkeit zur Befeuchtung verlieren. Beides führt zu Problemen beim Geschlechtsverkehr. Auch hier helfen östrogenhaltige Salben oder Cremes.

Weitere mögliche Folgen der Operation sind Verwachsungen im Operationsbereich, die beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen unangenehme Empfindungen oder Schmerzen verursachen.

Wenn Lymphknoten im Becken und in der Bauchhöhle entfernt werden, drohen Lymphödeme im Genitalbereich, in der Leiste und an den Beinen, die unangenehm und schmerzhaft sein können.

Nach der Strahlenbehandlung. Akutfolgen treten Tage nach der Bestrahlung auf und klingen meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Hierzu gehören:

  • Durchfall und/oder Reizdarmbeschwerden
  • Schmerzhafte Reizung von Schleimhäuten in Scheide, Blase oder Darm
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Infektionen
  • Gerötete und brennende Bauchhaut.

Spätfolgen treten Monate bis Jahre nach der Behandlung auf und können dann auch bestehen bleiben. Hierzu zählen:

  • Schleimhautentzündungen mit Blutungen
  • (Lymph-)Ödeme an den Beinen
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Probleme beim Stuhlgang durch beeinträchtigten Schließmuskel des Darms
  • Eine trockene und/oder verengte Vagina.

Durchfall und Reizdarmbeschwerden lassen sich laut einer Studie vermeiden, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 % der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 % der Frauen ohne Selengabe. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Nach der Chemotherapie. Bei der Behandlung mit den natürlichen oder synthetischen Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellteilung hemmen sollen (Zytostatika), wird besonders das Gewebe, das sich relativ rasch erneuert, betroffen: Haarwurzeln, Schleimhäute von Magen und Darm sowie das blutbildende System im Knochenmark. Mögliche Begleiterscheinungen sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und erhöhte Infektanfälligkeit. Durch entsprechende Medikamente können die Nebenwirkungen größtenteils gelindert werden. Nach Ende der Chemotherapie verschwinden die Nebenwirkungen in der Regel wieder.

Prognose

Die Prognose ist im Vergleich zu anderen Krebsarten gut: Die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs lassen sich vollkommen heilen. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt fast 100 % im Frühstadium, jedoch nur etwa 8 % im Spätstadium. Die Prognose verschlechtert sich bei verschleppter Therapie sowie zunehmender Tumorgröße und -ausdehnung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die ersten Tage. Die Diagnose Krebs ist ein tiefer Einschnitt im Leben einer Frau. Auch für Angehörige, Freunde und Bekannte ist die Diagnose meist ein Schock, der verarbeitet werden muss. Die Frage "Warum gerade ich?" wird Ihnen der beste Arzt nicht beantworten können, und Sie müssen versuchen, mit der schwierigen Situation umzugehen und sich auf sie einzustellen.

Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht – Verzweiflung, Wut, Trauer und die Angst vor einem Rückfall gehören zur Auseinandersetzung mit einer solchen Krankheit. Meist treten diese Gefühle phasenweise auf und verlieren auch wieder an Intensität. Allerdings berichten viele Frauen auch davon, dass sie die Angst nie wieder ganz verlassen hat, selbst nach erfolgreicher Therapie. Versuchen Sie herauszufinden, was für Ihr seelisches Gleichgewicht wesentlich ist und vermeiden Sie alles, was Sie aus dem Gleichgewicht bringt. Jede Frau wird hierfür ihren eigenen Weg finden.

Ernährung. Eine ausgewogene Ernährung ist vor allem während der Chemotherapie wichtig. Sogenannte Krebsdiäten haben jedoch keinen nachgewiesenen Erfolg. Essen Sie, worauf Sie Lust haben. Und wenn die Lust ganz fehlt: Tragen Sie es mit Fassung, die Lust am Essen kommt wieder! Wer unter Übelkeit leidet und keinen Appetit hat, sollte versuchen, kleine Mahlzeiten zu essen und unbedingt zu trinken; am besten werden kleine Schlucke Tee oder stilles Wasser vertragen.

Bewegung. Grundsätzlich steigert Sport und jede aktive Lebensgestaltung das Wohlbefinden. Bewegung, ohne Überforderung praktiziert, verbessert die Stimmung, stärkt das Selbstwert- und Körpergefühl und kann die Immunabwehr und Therapieverträglichkeit verbessern.

Ruhe. Bei Erschöpfung und Müdigkeit sollten Sie auf Ihren Körper hören, sich nicht überfordern und notfalls auf Sport verzichten. Legen Sie im Alltag häufige Ruhepausen ein, und üben Sie anstrengende Tätigkeiten lieber im Sitzen als im Stehen aus.

Entspannungsverfahren. Für tiefe körperliche und seelische Entspannung sorgen z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und Autogenes Training, aber auch Yoga, Achtsamkeitstraining, Tai Chi oder Qigong sowie Meditation. Darüber hinaus verbessern sie – regelmäßig angewendet – das Körpergefühl und fördern psychische Ausgeglichenheit. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Haut, Haare, Körperpflege. Ihre Haut verträgt die Bestrahlung besser, wenn Sie bequeme Kleidung tragen, die weder reibt noch drückt. Gut vertragen werden Kleidungsstücke aus Baumwolle oder Seide. Während der Therapie dürfen Sie die bestrahlte Region nicht in Kontakt mit Wasser bringen (also auch nicht waschen!), denn das erhöht die lokal schädigende Wirkung der radioaktiven Strahlen. Als Schutz gegen Sonnenbestrahlung muss die sehr lichtempfindliche Haut im Bereich des Bestrahlungsfelds anfangs durch lichtundurchlässige Kleidung abgedeckt werden. Später können Sie Sonnenschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden.

Der Haarausfall während und nach der Chemotherapie ist für viele Frauen ein schwer zu ertragendes Symbol der Krankheit. Manche Frauen schneiden sich ihre Haare schon vor der Chemotherapie kurz oder kommen mit selbstbewusst getragenen Baseballkappen oder Tüchern zurecht. Andere kümmern sich möglichst früh um eine passende Perücke. Tatsächlich sollte man den Perückenkauf in die Zeit legen, in der man noch das eigene Haar hat. Dann ist es leichter, eine unauffällige, farblich zum Hauttyp passende Perücke zu finden. Manche Frauen bevorzugen aber auch eine Perücke, die aus ihnen einen ganz anderen Typ macht und mit ihrem Naturton nichts zu tun hat. In der Zeit des stärksten Haarausfalls schlafen manche Frauen mit Stretchturbanen (in Drogerien erhältlich), damit die ausgefallenen Haare nicht mühsam vom Kopfkissen aufgelesen werden müssen. Manche rasieren sich das Haar auch von vornherein ab, um den langsamen Haarverlust nicht erleben zu müssen. Etwa drei Monate nach Beendigung der Chemotherapie ist eine Perücke meist nicht mehr nötig, die Haare sind dann wieder nachgewachsen, nach etwa sechs Monaten kann man von einer Kurzhaarfrisur sprechen.

Während der Chemotherapie nimmt für viele Frauen die Körperpflege einen großen Stellenwert ein. Nehmen Sie die Bedürfnisse, die Ihnen Ihr Körper signalisiert, ernst und sich auch die Zeit, ihnen nachzugehen. Versuchen Sie – den Umständen entsprechend – gut zu Ihrem Körper zu sein. Gönnen Sie sich den längeren Aufenthalt im Badezimmer, den Gebrauch von Körpercremes, Kosmetik und Wellnessbehandlungen.

Umgang mit Sexualität. Keine andere Erkrankung berührt so sehr die Intimität, das Selbstverständnis und das Körpergefühl der Frau wie eine Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Verlust von Gebärmutter und Eierstöcken. Häufige Folge sind Probleme und Befangenheit im Umgang mit Sexualität, über Angst vor Berührungen des Partners, bis hin zur dauerhaften Abneigung gegen Geschlechtsverkehr. Dies alles wiederum verschlechtert das Selbstwertgefühl, was das entspannte, lustvolle Erleben von Sexualität erneut blockiert – ein Teufelskreis. Und ein heikles Thema, über das mit dem Partner oft nicht gesprochen und das auch vom Arzt zu selten angesprochen wird. Versuchen Sie Ihre Probleme mit der "neuen" Sexualität nicht zu verschweigen und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Schwierigkeiten haben nämlich keineswegs nur psychische Ursachen. Typische Folgen der Operation, Bestrahlungsbehandlung und Lymphknotenentfernung in der Beckenregion sind die Verengung und Vernarbung des Scheideneingangs und eine nur noch eingeschränkte Befeuchtung (Lubrikation). Dies führt evtl. vor allem in der Anfangszeit zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Folgende Tipps helfen Ihnen, die Beschwerden zu lindern:

Scheideninfektionen. Das Scheidengewebe ist nach der Bestrahlung anfällig für Infektionen. Waschen Sie das äußere Geschlechtsorgan deswegen vorbeugend mit milder Seife oder speziellen Waschlotionen, aber übertreiben Sie es nicht mit der Intimhygiene. Scheidenspülungen werden von den meisten Experten nicht mehr empfohlen, da sie Beschwerden verschlimmern und das saure pH-Milieu der Scheide durcheinanderbringen können.

Von Intimdeos ist generell abzuraten, da sie in der Regel Alkohol enthalten und die Schleimhäute strapazieren. Kalte Kompressen und kühle Sitzbäder lindern eventuell noch vorhandenes Wundgefühl. Tragen Sie lockere, kochfeste und saugfähige Unterwäsche aus Baumwolle.

Scheidentrockenheit. Gleitcremes und Östrogensalben verbessern Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit der Scheide. Vaginaldehner (Dilatoren) sind speziell dazu entwickelt worden, die Scheide nach gynäkologischen Operationen oder Bestrahlungen schonend zu dehnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Durchmessern und Längen und sogar als Maßanfertigung. Sie werden wie ein Tampon eingeführt, wobei das Einführen mit Gleitcreme erleichtert wird. Auch vorsichtig praktizierter Geschlechtsverkehr verbessert oft die Dehnbarkeit der Scheide nach und nach. Anfängliche Beschwerden und leichte Blutungen sind in der Regel normal.

Chronische Beinschwellungen. Gegen Wassereinlagerungen in den Beinen (Lymphödeme) helfen Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Gehen Sie viel schwimmen. Dies wirkt wie eine Art Lymphdrainage und ist eine optimale Vorbeugung gegen Ödeme. Versuchen Sie, das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden, und sehen Sie von zu heißen und langen Fuß- und Vollbädern sowie zu langen Sonnenaufenthalten ab. Eine Faustregel: Lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen.

Entzündungen der Harnblase und des Darms, Harninkontinenz. Entzündungen der Harnblase und des Darms, die nach einer Strahlenbehandlung auftreten, klingen ärztlich behandelt meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Die nach ausgedehnten Operationen im Beckenbereich häufig vorkommende Harninkontinenz sollte vom Urologen abgeklärt und behandelt werden. Zur Vorbeugung einer Harninkontinenz hat sich regelmäßig durchgeführtes Beckenbodentraining als sehr effektiv erwiesen.

Wechseljahrsbeschwerden. Bei einer Eierstockentfernung oder dem dauerhaften Ausfall der Eierstockfunktion als Folge der Bestrahlung kommt es zu typischen Wechseljahrsbeschwerden, die entsprechend behandelt werden können.

Komplementärmedizin

Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie.

Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Viele Betroffene empfinden die eingesetzten homöopathischen Mittel jedoch als hilfreich gegen therapiebedingte Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schwindel oder Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit.

Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch ziemlich unerforscht und auch nicht frei von Nebenwirkungen.

Akupunktur kann zur Linderung der Begleitsymptome der Chemotherapie wie Übelkeit beitragen, hat jedoch keine Wirkung auf den Krankheitsverlauf.

Misteltherapie gegen Krebs ist schon seit 100 Jahren bekannt. Während viele Patienten von der Behandlung mit Mistelpräparaten überzeugt sind, sind Experten eher kritisch, denn es gibt bis heute keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Studien zeigen nur, dass eine Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. In den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie spielt die Therapie mit Mistelpräparaten deshalb keine Rolle.

Prävention und Früherkennung

Nutzen Sie die regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen. Die gesetzlichen Leistungen zur Gebärmutter[hals]krebsfrüherkennung bestehen im jährlichen Gebärmutterhalsabstrich (Pap-Abstrich) ab einem Alter von 20 Jahren. Ihr Nutzen ist allerdings mittlerweile umstritten, viele Experten fordern, den Pap-Abstrich durch den präziseren HPV-Test zu ersetzen:

HPV-Test. Dieser Bluttest weist Spuren der krebsauslösenden Humanen Papillom Viren nach, die die zentrale Rolle bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses spielen. Der HPV-Test wird auch als Krebsfrüherkennungstest von immer mehr Experten favorisiert, die Kassen erstatten die Kosten derzeit aber nur zur weiterführenden Diagnostik eines Gebärmutterhalsabstrichs mit erhöhter Pap-Klasse.

Der Test unterscheidet nicht, ob "nur" eine Infektion vorliegt, die vielleicht sogar von selbst wieder verschwindet, oder ob das Virus sich chronisch festgesetzt und schon Zellveränderungen ausgelöst hat (um diese festzustellen, ist ein Gebärmutterhalsabstrich notwendig). Ein positiver Test muss deshalb nach einem Jahr wiederholt werden – eine lange Wartezeit für die Betroffenen. Und selbst nach einem Jahr bleiben viele Befunde positiv, aber es kommt nie zu Krebsvorstufen oder einem Krebs.

HPV-Impfung. Vielversprechend ist die Impfung gegen HPV. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung bei allen Mädchen zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr. Wird sie erst 2 Jahre später durchgeführt, sind bereits 4 von 10 jungen Frauen mit dem Virus infiziert. Die Impfung ist nur dann optimal wirksam, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Allerdings wirkt sie nicht gegen alle HPV-Typen, sodass geimpfte Frauen ab 20 Jahren jährlich für einen Scheidenabstrich zum Frauenarzt gehen sollen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Derzeit wird unter Fachleuten diskutiert, welchen Einfluss die HPV-Impfung langfristig auf die Früherkennungsprogramme haben wird. Ebenso wird diskutiert, in welchen Abständen Frauen zum Frauenarzt gehen sollten.

  • Altersempfehlungen: Es gibt Hinweise darauf, dass auch ältere, sexuell aktive Frauen von der Impfung profitieren. Dazu gibt es aber noch keine allgemeinen Empfehlungen in Deutschland. Nur die Impfkommission des Landes Sachsen hat ihre Empfehlung für die HPV-Impfung auf Frauen bis zum 26. Lebensjahr erweitert.
  • Impfstoffe: Es sind verschiedene Impfstoffe auf dem Markt. Sie alle bieten keinen 100%igen Schutz. Die Impfstoffe schützen vor 2 (Cervarix®) bis 4 (Gardasil®/Silgard®) HPV-Typen, die zusammen etwa 75 % aller Gebärmutterhalskrebse ausmachen (gegen die übrigen 25 % sind sie unwirksam). 2016 kam mit Gardasil 9® ein Impfstoff hinzu, der sich gegen 9 HPV-Typen richtet und einen Impfschutz gegen etwa 90 % aller Gebärmutterhalskrebse bieten soll. In einer großen Vergleichsstudie erwies sich die Schutzwirkung des 9fach-Impfstoffs gegenüber allen Gebärmutterhalskrebsformen aber als gleich hoch wie die Wirkung der 4fach-Impfstoffe.
  • Nutzwert: In sehr seltenen Fällen tritt Gebärmutterhalskrebs auch unabhängig von einer HPV-Infektion auf. Außerdem weiß man bislang nicht, wie lange der Impfschutz anhält, wann und ob eine Auffrischimpfung notwendig ist. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Auffrischimpfung nach 5–13 Monaten, bei Impfbeginn nach dem 16. Lebensjahr insgesamt 3 Impfdosen (0, 1–2 und 6 Monate).

Zur Diskussion steht, ob eine HPV-Impfung bei bestehender Krebsvorstufe (Präkanzerose) therapeutisch einsetzbar ist. In einer Studie bewirkte der Impfstoff VGX-3100 bei knapp 50 % der geimpften Frauen einen Rückgang der Gewebeschäden am Gebärmutterhals – im Vergleich zu einer Spontanremissionsrate von 30 % bei nicht geimpften Frauen.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Interdisziplinäre Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Gebärmutterhalskrebses der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
  • www.krebsinformation.de – Internetseite des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg: Ausführliche Fachinformationen zum Gebärmutter- und Gebärmutterhalskrebs, Beratungsmöglichkeit und weiterführende Links.
  • www.pschyrembel.de – Stichwort Endometriumkarzinom
  • www.krebs-bei-frauen-genitaltumoren.de – Von Betroffenen erstellte, private Internetseite zurm Thema Selbsthilfe bei Genitaltumoren (Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs etc.). Patientinnen profitieren vor allem von ausführlichen Erfahrungsberichten, aber auch von Tipps zu Kuren und Rehabilitation, Informationen zur Nachsorge und den kommentierten Buchempfehlungen.

Gebärmutterkrebs

Gebärmutterkrebs (Gebärmutterkörperkrebs, Gebärmutterhöhlenkrebs, Uteruskarzinom, Endometriumkarzinom, Corpuskarzinom, Gebärmutterschleimhautkrebs): Bösartiger Tumor des Gebärmutterkörpers, an dem in Deutschland etwa jede 80. Frau erkrankt und der zu den häufigsten Genitalkarzinomen in westlichen Industrieländern zählt. Meist sind Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren betroffen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Blutungen aus der Scheide nach den Wechseljahren
  • Zwischenblutungen oder Dauerblutungen bei Frauen über 35 Jahren
  • Blutig-eitriger oder fleischfarbener und übel riechender Ausfluss außerhalb der Monatsblutung
  • Blut im Urin
  • Als Spätsymptome: chronische Schmerzen im unteren Bauchbereich und unerklärliche Gewichtsabnahme.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten 2 Tagen, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Der Gebärmutterkrebs entwickelt sich zu 80 % aus Zellveränderungen in der Gebärmutterschleimhaut.

Verlauf

Die Ausbreitung des Gebärmutterkrebses verläuft in 4 Stadien:

  • Stadium I: Der Tumor sitzt nur in der Gebärmutter.
  • Stadium II: Die Krebszellen gehen auf den Gebärmutterhals über.
  • Stadium III: Die Tumorzellen haben sich über den Gebärmutterhals hinaus ausgebreitet. Dadurch können Scheide, Eileiter oder Eierstöcke betroffen sein.
  • Stadium IV: Die Krebszellen streuen auch auf das kleine Becken und auf die benachbarten Organe wie Darm und Harnblase aus (Fernmetastasen).

Bei etwa 25 % aller Betroffenen kommt es nach einer zunächst erfolgreichen Therapie zu einem Rezidiv oder es entstehen Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen (Fernmetastasen).

Risikofaktoren

Mehrere Risikofaktoren sind gesichert:

  • Vorerkrankungen an Brust- oder Darmkrebs bei Verwandten 1. Grades
  • Bluthochdruck, Übergewicht oder Adipositas
  • Diabetes mellitus
  • Sehr frühe erste Monatsblutung (Menarche) oder sehr späte letzte Monatsblutung (Menopause)
  • Wenige oder keine Geburten
  • Einnahme über mehrere Jahre von reinen Östrogenpräparaten (ohne Gestagen) während der Wechseljahre. Bei diesem Typ der "Pille" fehlt das Gestagen, das monatlich die Gebärmutterschleimhaut auflockert, damit sich das Ei einnistet. Fehlt dieser Gegenspieler des Östrogens, wird die Schleimhaut ständig stimuliert und neigt vermehrt zur Entartung
  • Vorausgegangene Strahlentherapie.

Diagnosesicherung

Am Anfang der Diagnostik steht die Anamnese sowie die Untersuchung mit dem Spekulum und die gynäkologische Tastuntersuchung durch den Frauenarzt.

Mit dem Vaginalultraschall stellt der Frauenarzt Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut oder das Einwachsen eines Tumors in die Gebärmuttermuskulatur fest. Bei unregelmäßigen und starken Blutungen oder verdächtigen Schleimhautbereichen folgt die Ausschabung, um Schleimhautgewebe für die feingewebliche und damit definitive Diagnose zu gewinnen. Größere Tumoren der Gebärmutter lassen sich manchmal auch durch den Enddarm ertasten. Evtl. folgt zusätzlich eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie).

Sollten diese Untersuchungen keinen eindeutigen Befund erbracht haben, sind weitere Maßnahmen zur Diagnosesicherung notwendig: Eine Blutuntersuchung gibt Informationen über den Allgemeinzustand der Patientin und über die Funktion einzelner Organe wie Leber und Nieren. Die Ergebnisse der Blutuntersuchung sind für die bevorstehende Behandlung hilfreich.

Bei Verdacht auf Metastasen helfen Röntgenaufnahmen. Um Lebermetastasen auszuschließen, wird ein Ultraschall der Oberbauchorgane gemacht.

Besteht der Verdacht, dass der Tumor bereits Enddarm und Harnblase befallen hat, folgen Darmspiegelung (Rektoskopie) und Blasenspiegelung (Zystoskopie). Dabei werden aus der Blasen- und Darminnenwand aus den verdächtigen Bereichen Gewebeproben entnommen und anschließend untersucht.

Vor allem bei einem auffälligen Ultraschallbefund wird mithilfe von CT und MRT die Ausbreitung des Tumors untersucht.

Behandlung

Die Behandlung hängt zum einen von Art, Sitz und Größe des Tumors ab und zum anderen vom Alter der Patientin sowie davon, ob sie sich vor oder nach den Wechseljahren befindet. Ebenso spielt der allgemeine Gesundheitszustand eine Rolle bei der Therapiewahl.

Operative Behandlung

Wenn immer möglich, beginnt die Behandlung des Gebärmutterkrebses mit einer Operation, bei der die Gebärmutter vollständig entfernt wird (Hysterektomie) plus Entfernung der Eierstöcke und Eileiter, da die Eierstöcke Östrogen produzieren, das die Tumorbildung begünstigt. Zusätzlich tragen sowohl Eierstöcke als auch Eileiter häufig Metastasen.

Wenn es sich um einen schnell wachsenden und besonders entarteten Tumor handelt oder er bereits in die Gebärmuttermuskulatur eingewachsen ist, werden die Lymphknoten im kleinen Becken und entlang der Aorta bis zu den Nierengefäßen entfernt. Sind auch Blase und Enddarm befallen, werden diese oft teilweise oder vollständig mitentfernt.

Strahlentherapie

In einem frühen Stadium ist die Operation in der Regel als alleinige Therapie ausreichend. In einem fortgeschrittenen Stadium ist anschließend meist die Strahlentherapie notwendig, da sonst im Körper verbliebene Krebszellen früher oder später zum Rezidiv führen.

Eine alleinige Strahlentherapie wird angewendet, wenn die Patientin nicht operiert werden kann, beispielsweise bei ausgedehntem Tumor oder Unmöglichkeit einer Operation wegen Erkrankungen von Herz oder Gefäßen. Allerdings sind die Heilungschancen bei einer alleinigen Strahlentherapie deutlich geringer.

Die Bestrahlung wird in der Regel kombiniert von außen (externe oder perkutane Bestrahlung) und von innen durch die Scheide (Kurzdistanzbestrahlung) durchgeführt. Letztere sollte allerdings nicht durchgeführt werden, wenn das umliegende Gewebe durch die Krebserkrankung oder durch frühere Operationen schon stark beschädigt ist.

Bei der Kurzdistanzbestrahlung führt der Arzt einen zylinderförmigen, hohlen Applikator in das Scheidengewölbe oder – wenn nicht operiert wurde – in die Gebärmutterhöhle. Die Strahlenquelle verbleibt dort für wenige Minuten, bis die gewünschte Strahlendosis erreicht ist. Diese Methode ermöglicht sowohl eine präzise Bestrahlung des erkrankten Gebietes als auch eine Schonung der benachbarten Organe und des Gewebes, da die Strahlung von Jod-125 nur eine Reichweite von wenigen Millimetern hat. Beim Zerfall des radioaktiven Jods wird Energie frei, die vom Gewebe so stark abgebremst wird, dass an der Körperoberfläche der Patientin kaum noch Abstrahlung gemessen wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Strahlung nur wenige Wochen anhält: Das Isotop hat mit 60 Tagen eine vergleichsweise kurze Halbwertszeit, danach ist die Hälfte der strahlenden Substanz zerfallen. Nach einem halben Jahr ist die Strahlung auf etwas ein Zehntel zurückgegangen.

Die Bestrahlung von innen wird bei den meisten Patientinnen eingesetzt, um Rezidive im Scheidenbereich zu verhindern. Für eine Kurzdistanzbestrahlung ist ein Krankenhausaufenthalt von wenigen Tagen erforderlich.

Bei der externen Bestrahlung wird oft der gesamte Beckenraum mit energiereichen Strahlen behandelt.

Chemotherapie

Bei bestimmten hochriskanten Typen des Endometriumkarzinoms (seröses sowie klarzelliges Adenokarzinom) wird als Alleintherapie oder zusätzlich eine Chemotherapie empfohlen.

Eingesetzt wird eine Kombination aus Carboplatin und Paclitaxel (Taxol®), bei der Behandlung von Metastasen und zur der Linderung von Beschwerden (palliative Behandlung) Carboplatin (Taxol®) oder Anthracycline. Da auch die palliative Chemotherapie Nebenwirkungen hat, müssen Nutzen und Risiken im Einzelfall sorgfältig abgewogen werden.

Hormonbehandlung

Eine adjuvante (ergänzende) Hormonbehandlung wird gelegentlich empfohlen, ihr Nutzen ist beim Gebärmutterkrebs – im Gegensatz zu anderen gynäkologischen Krebsarten – aber nicht gesichert.

Psychoonkologische Betreuung

In jeder Phase der Krebserkrankung ist ein Psychoonkologe als Ansprechpartner zu empfehlen, der sowohl die betroffene Frau, aber auch die Angehörigen betreut. Dies passiert im Rahmen des stationären Aufenthaltes oder im nachstationären Umfeld. Bei der psychoonkologischen Beratung können Fragen zur Erkrankung und Behandlung, zu Problemen im Alltag und Beruf besprochen werden. Außerdem wird geklärt, welche Unterstützung Familie und Freunde leisten können oder auch selbst benötigen.

Psychoonkologische Angebote werden von verschiedenen Berufsgruppen geleitet, vor allem von Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten oder Mitarbeitern aus dem Pflegebereich.

Nachsorge

Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um einen Rückfall und das Auftreten von Metastasen frühzeitig sowie Langzeitfolgen der Krebstherapie aufzuspüren:

  • Im 1.–3. Jahr alle 3 Monate
  • Im 4. und 5. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr einmal jährlich im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogrammes.

Die Zeitintervalle können von Fall zu Fall unterschiedlich sein und richten sich nach Krankheitsstadium, Art der Therapie, individuellem Rückfallrisiko, Langzeitfolgen der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen.

Zur Nachsorgeuntersuchung gehören:

  • Das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Onkologen
  • Die körperliche Untersuchung mit Gewichtskontrolle, gynäkologischer und rektaler Tastuntersuchung sowie Untersuchung auf Ödembildungen
  • Scheidenabstrich
  • Ultraschall von Scheide, Nieren und kleinem Becken.

Komplikationen

Nach der Operation. Durch die Entfernung der Eierstöcke vor Eintritt der Wechseljahre werden (auch junge) Frauen in die Wechseljahre versetzt – mit den typischen Wechseljahresbeschwerden, die zudem abrupt einsetzen. Durch die Einnahme von Hormonen werden die meisten Beschwerden gelindert. Eine lokale Therapie mit einer östrogenhaltigen Salbe oder Creme hilft gegen die Trockenheit der Scheide (eingeführt in die Vagina) oder gegen Hitzewallungen (aufgetragen auf die Haut). Von einer Hormonersatztherapie ist bei Gebärmutterkrebs abzuraten, da die Östrogengabe eventuelle Tumorreste zum Wachsen anregen würde.

Ebenso kann die Scheide durch die Operation verkürzt sein sowie die Fähigkeit zur Befeuchtung der Scheide verlieren. Beides führt zu Problemen beim Geschlechtsverkehr. Auch hier helfen östrogenhaltige Salben oder Cremes.

Weitere mögliche Folgen der Operation sind Verwachsungen im Operationsbereich, die beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen unangenehme Empfindungen oder Schmerzen verursachen.

Wenn Lymphknoten im Becken und in der Bauchhöhle entfernt werden, drohen Lymphödeme im Genitalbereich, in der Leiste und an den Beinen, die unangenehm und schmerzhaft sein können.

Nach der Strahlenbehandlung. Akutfolgen treten Tage nach der Bestrahlung auf und klingen meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Hierzu gehören

  • Durchfall und/oder Reizdarmbeschwerden
  • Schmerzhafte Reizung von Schleimhäuten in Scheide, Blase oder Darm
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Infektionen
  • Gerötete und brennende Bauchhaut.

Spätfolgen treten Monate bis Jahre nach der Behandlung auf und können dann auch bestehen bleiben. Hierzu zählen

  • Schleimhautentzündungen mit Blutungen
  • (Lymph-)Ödeme an den Beinen
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Probleme beim Stuhlgang durch beeinträchtigten Schließmuskel des Darms
  • Eine trockene und/oder verengte Vagina.

Durchfall und Reizdarmbeschwerden lassen sich laut einer Studie vermeiden, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 % der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 % der Frauen ohne Selengabe. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Nach der Chemotherapie. Bei der Behandlung mit den natürlichen oder synthetischen Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellteilung hemmen sollen (Zytostatika), wird besonders das Gewebe, das sich relativ rasch erneuert, betroffen: Haarwurzeln, Schleimhäute von Magen und Darm sowie das blutbildende System im Knochenmark. Mögliche Begleiterscheinungen sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und erhöhte Infektanfälligkeit. Durch entsprechende Medikamente können die Nebenwirkungen größtenteils gelindert werden. Nach Ende der Chemotherapie verschwinden die Nebenwirkungen in der Regel wieder.

Nach der Hormontherapie. Die Behandlung mit Hormonen zieht ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen nach sich, dabei treten Übelkeit und Gewichtszunahme am häufigsten auf. Nach Ende der Behandlung verschwinden sie. Allerdings erhöht sich unter der Therapie mit Hormonen das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombose und Lungenembolie).

Prognose

Die Heilungschance ist abhängig vom jeweiligen Stadium, in dem sich der Tumor befindet, und drückt aus, wie viel Prozent der Frauen, die an Gebärmutterkrebs erkrankt sind, nach Ablauf von 5 Jahren noch leben (5-Jahres-Überlebensrate):

  • Stadium I: 85 %
  • Stadium II: 70 %
  • Stadium III: 50 %
  • Stadium IV: 20 %

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die ersten Tage. Die Diagnose Krebs ist ein tiefer Einschnitt im Leben einer Frau. Auch für Angehörige, Freunde und Bekannte ist die Diagnose meist ein Schock, der verarbeitet werden muss. Die Frage "Warum gerade ich?" wird Ihnen der beste Arzt nicht beantworten können, und Sie müssen versuchen, mit der schwierigen Situation umzugehen und sich auf sie einzustellen.

Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht – Verzweiflung, Wut, Trauer und die Angst vor einem Rückfall gehören zur Auseinandersetzung mit einer solchen Krankheit. Meist treten diese Gefühle phasenweise auf und verlieren auch wieder an Intensität. Allerdings berichten viele Frauen auch davon, dass sie die Angst nie wieder ganz verlassen hat, selbst nach erfolgreicher Therapie. Versuchen Sie herauszufinden, was für Ihr seelisches Gleichgewicht wesentlich ist und vermeiden Sie alles, was Sie aus dem Gleichgewicht bringt. Jede Frau wird hierfür ihren eigenen Weg finden.

Ernährung. Eine ausgewogene Ernährung ist vor allem während der Chemotherapie wichtig. Sogenannte Krebsdiäten haben jedoch keinen nachgewiesenen Erfolg. Essen Sie, worauf Sie Lust haben. Und wenn die Lust ganz fehlt: Tragen Sie es mit Fassung, die Lust am Essen kommt wieder! Wer unter Übelkeit leidet und keinen Appetit hat, sollte versuchen, kleine Mahlzeiten zu essen und unbedingt zu trinken; am besten werden kleine Schlucke Tee oder stilles Wasser vertragen.

Bewegung. Grundsätzlich steigert Sport und jede aktive Lebensgestaltung das Wohlbefinden. Bewegung, ohne Überforderung praktiziert, verbessert die Stimmung, stärkt das Selbstwert- und Körpergefühl und kann die Immunabwehr und Therapieverträglichkeit verbessern.

Ruhe. Bei Erschöpfung und Müdigkeit sollten Sie auf Ihren Körper hören, sich nicht überfordern und notfalls auf Sport verzichten. Legen Sie im Alltag häufige Ruhepausen ein, und üben Sie anstrengende Tätigkeiten lieber im Sitzen als im Stehen aus.

Entspannungsverfahren. Für tiefe körperliche und seelische Entspannung sorgen z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und Autogenes Training, aber auch Yoga, Achtsamkeitstraining, Tai Chi oder Qigong sowie Meditation. Darüber hinaus verbessern sie – regelmäßig angewendet – das Körpergefühl und fördern psychische Ausgeglichenheit. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Haut, Haare, Körperpflege. Ihre Haut verträgt die Bestrahlung besser, wenn Sie bequeme Kleidung tragen, die weder reibt noch drückt. Gut vertragen werden Kleidungsstücke aus Baumwolle oder Seide. Während der Therapie dürfen Sie die bestrahlte Region nicht in Kontakt mit Wasser bringen (also auch nicht waschen!), denn das erhöht die lokal schädigende Wirkung der radioaktiven Strahlen. Als Schutz gegen Sonnenbestrahlung muss die sehr lichtempfindliche Haut im Bereich des Bestrahlungsfelds anfangs durch lichtundurchlässige Kleidung abgedeckt werden. Später können Sie Sonnenschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden.

Der Haarausfall während und nach der Chemotherapie ist für viele Frauen ein schwer zu ertragendes Symbol der Krankheit. Manche Frauen schneiden sich ihre Haare schon vor der Chemotherapie kurz oder kommen mit selbstbewusst getragenen Baseballkappen oder Tüchern zurecht. Andere kümmern sich möglichst früh um eine passende Perücke. Tatsächlich sollte man den Perückenkauf in die Zeit legen, in der man noch das eigene Haar hat. Dann ist es leichter, eine unauffällige, farblich zum Hauttyp passende Perücke zu finden. Manche Frauen bevorzugen aber auch eine Perücke, die aus ihnen einen ganz anderen Typ macht und mit ihrem Naturton nichts zu tun hat. In der Zeit des stärksten Haarausfalls schlafen manche Frauen mit Stretchturbanen (in Drogerien erhältlich), damit die ausgefallenen Haare nicht mühsam vom Kopfkissen aufgelesen werden müssen. Manche rasieren sich das Haar auch von vornherein ab, um den langsamen Haarverlust nicht erleben zu müssen. Etwa drei Monate nach Beendigung der Chemotherapie ist eine Perücke meist nicht mehr nötig, die Haare sind dann wieder nachgewachsen, nach etwa sechs Monaten kann man von einer Kurzhaarfrisur sprechen.

Während der Chemotherapie nimmt für viele Frauen die Körperpflege einen großen Stellenwert ein. Nehmen Sie die Bedürfnisse, die Ihnen Ihr Körper signalisiert, ernst und sich auch die Zeit, ihnen nachzugehen. Versuchen Sie – den Umständen entsprechend – gut zu Ihrem Körper zu sein. Gönnen Sie sich den längeren Aufenthalt im Badezimmer, den Gebrauch von Körpercremes, Kosmetik und Wellnessbehandlungen.

Umgang mit Sexualität. Keine andere Erkrankung berührt so sehr die Intimität, das Selbstverständnis und das Körpergefühl der Frau wie eine Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Verlust von Gebärmutter und Eierstöcken. Häufige Folge sind Probleme und Befangenheit im Umgang mit Sexualität, über Angst vor Berührungen des Partners bis zur dauerhaften Abneigung gegen Geschlechtsverkehr. Dies alles wiederum verschlechtert das Selbstwertgefühl, was das entspannte, lustvolle Erleben von Sexualität erneut blockiert: ein Teufelskreis. Und ein heikles Thema, über das mit dem Partner oft nicht gesprochen und das auch vom Arzt zu selten angesprochen wird. Versuchen Sie Ihre Probleme mit der "neuen" Sexualität nicht zu verschweigen und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Schwierigkeiten haben nämlich keineswegs nur psychische Ursachen. Typische Folgen der Operation, Bestrahlungsbehandlung und Lymphknotenentfernung in der Beckenregion sind die Verengung und Vernarbung des Scheideneingangs und eine nur noch eingeschränkte Befeuchtung (Lubrikation). Dies führt evtl. vor allem in der Anfangszeit zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Folgende Tipps helfen Ihnen, die Beschwerden zu lindern:

Scheideninfektionen. Das Scheidengewebe ist nach der Bestrahlung anfällig für Infektionen. Waschen Sie das äußere Geschlechtsorgan deswegen vorbeugend mit milder Seife oder speziellen Waschlotionen, aber übertreiben Sie es nicht mit der Intimhygiene. Scheidenspülungen werden von den meisten Experten nicht mehr empfohlen, da sie Beschwerden verschlimmern und das saure pH-Milieu der Scheide durcheinanderbringen können.

Von Intimdeos ist generell abzuraten, da sie in der Regel Alkohol enthalten und die Schleimhäute strapazieren. Kalte Kompressen und kühle Sitzbäder lindern eventuell noch vorhandenes Wundgefühl. Tragen Sie lockere, kochfeste und saugfähige Unterwäsche aus Baumwolle.

Scheidentrockenheit. Gleitcremes und Östrogensalben verbessern Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit der Scheide. Vaginaldehner (Dilatoren) sind speziell dazu entwickelt worden, die Scheide nach gynäkologischen Operationen oder Bestrahlungen schonend zu dehnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Durchmessern und Längen und sogar als Maßanfertigung. Sie werden wie ein Tampon eingeführt, wobei das Einführen mit Gleitcreme erleichtert wird. Auch vorsichtig praktizierter Geschlechtsverkehr verbessert oft die Dehnbarkeit der Scheide nach und nach. Anfängliche Beschwerden und leichte Blutungen sind in der Regel normal.

Chronische Beinschwellungen. Gegen Wassereinlagerungen in den Beinen (Lymphödeme) helfen Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Gehen Sie viel schwimmen. Dies wirkt wie eine Art Lymphdrainage und ist eine optimale Vorbeugung gegen Ödeme. Versuchen Sie, das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden, und sehen Sie von zu heißen und langen Fuß- und Vollbädern sowie zu langen Sonnenaufenthalten ab. Eine Faustregel: Lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen.

Entzündungen der Harnblase und des Darms, Harninkontinenz. Entzündungen der Harnblase und des Darms, die nach einer Strahlenbehandlung auftreten, klingen ärztlich behandelt meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Die nach ausgedehnten Operationen im Beckenbereich häufig vorkommende Harninkontinenz sollte vom Urologen abgeklärt und behandelt werden. Zur Vorbeugung einer Harninkontinenz hat sich regelmäßig durchgeführtes Beckenbodentraining als sehr effektiv erwiesen.

Wechseljahresbeschwerden. Bei einer Eierstockentfernung oder dem dauerhaften Ausfall der Eierstockfunktion als Folge der Bestrahlung kommt es zu typischen Wechseljahresbeschwerden, die entsprechend behandelt werden können.

Komplementärmedizin

Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie.

Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Viele Betroffene empfinden die eingesetzten homöopathischen Mittel jedoch als hilfreich gegen therapiebedingte Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schwindel oder Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit.

Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch ziemlich unerforscht und auch nicht frei von Nebenwirkungen.

Akupunktur kann zur Linderung der Begleitsymptome der Chemotherapie wie Übelkeit beitragen, hat jedoch keine Wirkung auf den Krankheitsverlauf.

Misteltherapie gegen Krebs ist schon seit 100 Jahren bekannt. Während viele Patienten von der Behandlung mit Mistelpräparaten überzeugt sind, sind Experten eher kritisch, denn es gibt bis heute keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Studien zeigen nur, dass eine Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. In den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie spielt die Therapie mit Mistelpräparaten deshalb keine Rolle.

Prävention und Früherkennung

Gebärmutterkrebs bereitet im Frühstadium keine Beschwerden. Umso wichtiger ist es daher, die jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung in Anspruch zu nehmen. Vor allem sollten Frauen bei jeder auffälligen Blutung aus der Scheide den Frauenarzt aufsuchen, insbesondere nach den Wechseljahren.

Gebärmutterpolypen

Gebärmutterpolypen (Zervixpolypen bei Befall des Gebärmutterhalses, Corpuspolypen bei Befall des Gebärmutterköpers): Gutartige Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut. Sie können in jedem Alter auftreten, bevorzugt aber zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr. Wenn sie entdeckt werden, werden sie auch entfernt, schon um eine Verwechslung mit einem polypförmig wachsenden Krebs auszuschließen.

Symptome und Leitbeschwerden

Meist sind die Gebärmutterpolypen harmlos und verursachen keine Beschwerden, sodass sie oft nicht bemerkt werden, zumal kleine Polypen in der Regel mit der nächsten Regelblutung abgehen. Folgende Symptome sind möglich:

  • Schmierblutungen außerhalb der normalen Monatsblutungen, nach dem Geschlechtsverkehr oder nach den Wechseljahren
  • Schmerzhafte Monatsblutung, nachdem jahrelang keine Beschwerden bestanden
  • Kolikartige Unterbauchschmerzen
  • Druckgefühl und geschwollener Unterbauch
  • Vermehrter schleimiger, evtl. eitriger Ausfluss.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • die oben genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Durch die physiologisch bedingte hohe Zellteilungsaktivität der Gebärmutterschleimhaut während der Monatszyklen in den fruchtbaren Lebensjahren können sich an vielen Stellen Polypen entwickeln. Sie sitzen fest in der Gebärmutterwand, ragen aber auch mit einem unterschiedlich langen Stiel in das Innere der Gebärmutter hinein oder sogar aus dem Muttermund heraus. In letzterem Fall tritt vermehrter Ausfluss auf oder Blutungen aus der Scheide nach dem Geschlechtsverkehr.

Ursachen

Derzeit ist noch unklar, warum einige Frauen besonders zur Wucherung der Gebärmutterschleimhaut neigen. Als Ursache wird ein jahrzehntelanges Ungleichgewicht der weiblichen Hormone Östrogen und Gestagen vermutet. Das würde auch erklären, warum Frauen um die Menopause herum häufiger an Polypen leiden, wohingegen Polypen bei Frauen vor dem 30. Lebensjahr selten sind.

Risikofaktoren

  • Entzündungen der Gebärmutter oder der Scheide
  • Mehrere Geburten
  • Chronischer Stress und Immunschwäche.

Komplikationen

  • Bei Frauen mit Kinderwunsch müssen Polypen entfernt werden, denn diese verhindern, dass Sperma und Eizelle zusammenkommen oder sich eine befruchtete Eizelle einnistet.
  • Bei bestehender Schwangerschaft erhöhen Polypen das Risiko für Früh- oder Fehlgeburten.
  • In einigen Fällen bilden sich aus den Polypen bösartige Tumoren.

Diagnosesicherung

Je nach Lokalisation ertastet der Arzt die Gebärmutterpolypen bei der gynäkologischen Untersuchung oder sieht sie im Ultraschall. Sitzen sie sehr weit oben in der Gebärmutter, führt der Arzt eine Gebärmutterspiegelung durch, die ihm eine gute Beurteilung der Schleimhaut und gegebenenfalls eine sofortige Entfernung der Gebärmutterpolypen erlaubt. Da Polypen nicht immer leicht vom Gebärmutterkrebs zu unterscheiden sind, kombiniert man die Gebärmutterspiegelung mit einer Ausschabung. Dabei wird nach langsamer und vorsichtiger Dehnung des Muttermunds die Schleimhaut der Gebärmutter abgeschabt und anschließend feingeweblich untersucht. Vor allem bei Frauen über 50 Jahre besteht bei den im Ultraschall diagnostizierten Gebärmutterpolypen Verwechslungsgefahr mit Gebärmutterkrebs.

Behandlung

Abwartende Behandlung

Zunächst wird der Arzt abwarten, da kleine Polypen oft ohne Symptome sind und spontan wieder verschwinden können. Hier reicht es, den Polyp bei der nächsten Routineuntersuchung mit Ultraschall erneut zu überprüfen. Manche Polypen lösen sich aufgrund von Hormonschwankungen von selbst wieder auf. Sollte jedoch die Gefahr von Gebärmutterkrebs bestehen, muss operiert werden.

Pharmakotherapie

Kurzfristig werden bestimmte Hormonpräparate wie Progesteron verschrieben, die das Wachstum der Polypen verringern und die Symptome reduzieren. Sobald die Medikamente abgesetzt werden, treten die Beschwerden jedoch wieder auf.

Operative Behandlung

Wenn der Polyp klein ist und an der Oberfläche des Gebärmuttermundes wächst, wird er oft in der Praxis unter örtlicher Betäubung abgetragen und histologisch untersucht.

In den meisten Fällen befindet sich der Polyp jedoch nicht an der Oberfläche, sondern tiefer in der Gebärmutter, sodass eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) inklusive einer Ausschabung notwendig ist.

Prognose

Trotz operativer Entfernung besteht die Gefahr eines Rezidivs.

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Komplementärmedizin

Homöopathie. Die Anwendung von homöopathischen Mitteln sollte erst nach Rücksprache mit dem Frauenarzt erfolgen. Allerdings sollte man bei der homöopathischen Behandlung Geduld haben, denn oft dauert es Wochen bis Monate, bis der Polyp verschwunden ist.

Häufig eingesetzte Mittel gegen Polypen sind Thuja occidentalis gegen Wucherungen oder Warzen sowie Sanguinaria canadensis, das auch bei Zwischenblutungen, starken oder unregelmäßigen Blutungen eingenommen werden kann. Ebenso sollen die Schüßler-Salze Nr. 10 (Natrium sulfuricum D6) und Nr. 22 (Calcium carbonicum D6) hilfreich sein.

Gebärmuttersenkung und Gebärmuttervorfall

Gebärmuttersenkung (Descensus uteri, Uterusprolaps, Genitalprolaps) und Scheidensenkung (Descensus vaginae): Absinken der Gebärmutter durch nachlassende Spannung des Beckenbodens. Sie geht in der Regel mit einer Scheidensenkung sowie einer Lageveränderung von Harnblase und Mastdarm einher.

Die Senkung betrifft zumeist Frauen nach den Wechseljahren mit Übergewicht und kann in verschiedenen Ausprägungen vorliegen; die schwerste Form ist der komplette Gebärmuttervorfall (Totalprolaps, Prolaps uteri et vaginae) durch die umgestülpte Scheide nach außen. Eine erfolgreiche Behandlung ist fast immer möglich, auch im hohen Lebensalter.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Stärker werdendes Druckgefühl nach unten, fühl- und tastbarer "Fremdkörper" am äußeren Genitale
  • Schmerzen im Bereich von Kreuzbein und Steißbein
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Unwillkürlicher Urinabgang ("Harntröpfeln")
  • Ständiger Harndrang
  • Verstopfung und erschwerter Stuhlgang
  • Vermehrter Ausfluss
  • (Leichte) Blutungen durch Druckgeschwüre in der Scheide
  • Im Spätstadium: sicht- und fühlbarer Vorfall von Organen.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen oder Wochen

  • je nach Ausmaß der Beschwerden.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Der Beckenboden stützt die inneren Geschlechts- und Harnorgane von unten. Er besteht aus drei übereinanderliegenden Muskelschichten, die in verschiedenen Richtungen verlaufen. Gleichzeitig werden die Organe mit Bändern aus Bindegewebe untereinander und an der seitlichen Beckenwand gehalten.

Durch den aufrechten Gang und den erheblichen Druck beim Pressen während des Stuhlgangs treten für den Beckenboden große Belastungen auf. Wenn dieser durch Schwangerschaften und schwere Geburten zusätzlich geschwächt wird, lässt die Stärke der Muskeln und Bänder im höheren Lebensalter irgendwann nach, es kommt zur Senkung. Je nach Schwere der Senkung tritt der unwillkürliche Harnabgang als weiteres, sehr belastendes Symptom dazu.

Ursachen

Als Ursachen für eine Gebärmuttersenkung gelten eine angeborene Bindegewebsschwäche, eine Überanstrengung der Beckenbodenmuskulatur sowie eine nicht ausreichend ausgeprägte Bauchmuskulatur. Ist diese geschwächt, kann sie die Gebärmutter, aber auch andere Organe des kleinen Beckens, nicht mehr am richtigen Platz halten, sodass es zu einer Senkung kommt. Oft liegt die Gebärmutter von Geburt an in einer ungünstigen Lage (z. B. steife Streckstellung der Beine).

Risikofaktoren

  • Angeborene Bindegewebsschwäche
  • Vaginale oder Zangengeburt, vor allem bei großen Babys und nach Dammriss oder Dammschnitt
  • Häufiges Tragen schwerer Gewichte
  • Übergewicht
  • Fehlhaltungen
  • Chronische Verstopfung (Obstipation)
  • Chronischer Husten
  • Rauchen
  • Gebärmutterentfernung (Hysterektomie)
  • Östrogenmangel.

Verlauf

Die Senkung verläuft unbehandelt in mehreren Stadien von einer leichten Senkung über den teilweisen Vorfall bis zum totalen Vorfall, entsprechend verstärken sich die Beschwerden: Aufgrund der Verformung der Harnblase wird diese möglicherweise nicht richtig entleert. Der zurückbleibende Restharn stellt ein Reservoir für Bakterien dar, die sich vermehren und Harnwegsinfektionen auslösen können. Auch entsteht eine Stressinkontinenz, bei der es ohne spürbaren Harndrang zu einem unwillkürlichen Urinverlust kommt, vor allem beim Niesen, Husten, Lachen oder beim Heben oder Lastentragen.

Komplikationen

Da die Scheidenwand durch den Gebärmutterdruck ständig gereizt wird, kommt es zu vermehrtem Ausfluss und Entzündungen. Der teilweise oder vollständige Vorfall der Gebärmutter behindert beim Gehen und Sitzen und führt schnell zu Entzündungen und Geschwüren am Muttermund.

Senkt sich zusätzlich der Mastdarm (Rektozele), wird der Stuhlgang immer schwieriger. Im Spätstadium muss beim Stuhlgang mit der Hand nachgeholfen werden, um die Entleerung zu ermöglichen.

Diagnosesicherung

Je nach Ausprägung der Gebärmuttersenkung sieht der Arzt bereits bei der gynäkologischen Untersuchung die zu tief liegenden Organe. Nach der Aufforderung, wie zum Stuhlgang zu pressen, wird auch eine leichte Senkung sichtbar. Eine Vorwölbung des Mastdarms in die Scheide (Rektozele) ist in der rektalen Untersuchung tastbar. Stehen Blasenbeschwerden im Vordergrund, sind eine Blasenspiegelung und weitere urologische Untersuchungen notwendig, die die Funktion von Harnblasenfüllung und -entleerung prüfen: Harnstrahlmessung, Restharnbestimmung, Blasendruckmessung.

Behandlung

Eine Behandlung ist nur bei Beschwerden notwendig oder wenn Schädigungen an den Nachbarorganen drohen, z. B. wenn die Gebärmutter ihre Position stark verändert hat.

Die beginnende Gebärmuttersenkung lässt sich mit einfachen gymnastischen Übungen zur Stärkung des Beckenbodens gut behandeln. Auch empfiehlt der Frauenarzt, ein eventuelles Übergewicht zu reduzieren sowie schweres Heben zu vermeiden.

Bei stärkeren Senkungsbeschwerden kann die Gebärmutter mit speziellen Pessaren aus Hartgummi oder Silikon angehoben werden. Hierbei ist es meistens die Aufgabe des Frauenarztes, das Pessar einzusetzen, herauszunehmen und zu reinigen. Das ist jedoch umständlich und deshalb keine dauerhafte Lösung, weshalb Pessare oft nur die Zeit bis zur Operation überbrücken sollen.

Pharmakotherapie

Bei Patientinnen kurz vor oder in den Wechseljahren werden zusätzlich zu obigen Maßnahmen Vaginalzäpfchen oder eine östrogenhaltige Salbe (z. B. Linoladiol®, OeKolp®) verschrieben. Diese verhindert, dass die Scheide schrumpft und/oder austrocknet. Als weitere Medikamente sind vor allem Östrogene effektiv (die straffend auf das Bindegewebe wirken), wegen des Krebsrisikos sollen sie aber mit Gestagenen kombiniert werden. Außerdem stehen Medikamente zur Stressinkontinenz-Therapie zur Verfügung.

Operative Behandlung

Bei ausgeprägten Beschwerden versucht man, Gebärmutter und Scheide operativ anzuheben und zu stabilisieren. Früher wurde häufig auch die Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) empfohlen, heutzutage kommen aber immer mehr plastisch-chirurgische Operationsverfahren zum Einsatz, die die Stützfunktion des Beckens z. B. mit Kunststoffnetzen (Biomesh) oder -schlingen verbessern.

Besteht gleichzeitig eine Stressinkontinenz, kann in derselben Operation auch ein Kunststoff- oder Vaginalband (Tension-free Vaginal Tape, TVT) vor der Harnröhre fixiert werden, sodass diese bei steigendem abdominalen Druck nicht sofort nachgibt. Eine Besserung der Beschwerden gelingt durch eine Operation fast immer, in etwa 20 % ist aber der Erfolg nur vorübergehend, sodass ein 2. Mal operiert werden muss.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Beckenbodentraining. Wie erwähnt: Leichtere Senkungsbeschwerden lassen sich mit Beckenbodenübungen gut in den Griff bekommen. Regelmäßig und richtig durchgeführt verhindern diese das weitere Fortschreiten der Senkung. Bei entsprechenden Beschwerden gibt es einige Stunden Beckenbodentraining häufig sogar auf Rezept, das bei einem Physiotherapeuten gegen geringe Selbstbeteiligung eingelöst werden kann. Aber auch viele Volkshochschulen oder Sportstudios bieten Beckenbodentraining in (kostengünstigen) Kursen an. Trotzdem sollte das Training nicht auf die wenigen Übungsstunden unter fachlicher Anleitung beschränkt bleiben, sondern auch regelmäßig zu Hause durchgeführt und ein fester Bestandteil des Tagesablaufs werden.

Übungen für zu Hause:

  • Spannen Sie die Beckenbodenmuskulatur immer wieder an, zum Beispiel beim Sitzen am Schreibtisch, in der Bahn oder im Auto. Halten Sie die Spannung 10 Sekunden lang, dann lassen Sie wieder locker – mehrmals pro Tag und mindestens 10-mal. Stellen Sie sich dabei vor, Sie ziehen einen Lift über mehrere Etagen Ihres Beckenbodens hoch und lassen ihn dann langsam wieder absinken.
  • Legen Sie sich auf den Rücken und stellen Sie die Füße bei leicht gebeugten Knien auf. Atmen Sie ein, spannen Sie Ihre Bauch- und Beckenbodenmuskeln an und heben Sie ganz langsam das Gesäß an, bis Oberschenkel und Bauch eine Linie bilden. Die Schultern und der Kopf bleiben dabei locker am Boden liegen. Halten Sie die Spannung 10 Sekunden lang, atmen Sie aus und senken Sie dabei das Gesäß wieder ganz langsam. Wiederholen Sie die Übung 5-mal.
  • Steigerung: Klemmen Sie sich ein kleines Kissen zwischen die Knie und führen Sie dann die vorherige Übung wie beschrieben aus, nur pressen Sie dabei noch das Kissen zusammen. Das verstärkt die Anspannung der Beckenbodenmuskulatur.
  • Setzen Sie sich auf einen Gymnastikball und rollen Sie das Becken vor und zurück, um die vorderen und hinteren Anteile der Beckenbodenmuskulatur zu erspüren.

Elektrostimulation. Einen ähnlichen Effekt hat die Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur. Sie eignet sich für Frauen, die zu Beginn des Beckenbodentrainings ihren Beckenboden weder fühlen noch bewusst anspannen können. Da in diesem Fall meistens die Nervenfunktionen zwischen Rückenmark und Beckenbodenmuskulatur gestört sind, versucht man, diese mittels Elektrostimulation anzuregen. Durch die geringen Stromimpulse bewegen sich die Beckenbodenmuskeln. Das beugt einem weiteren Muskelabbau vor und fördert im Idealfall auch die Orgasmusfähigkeit. Dieses Verfahren ist vergleichbar mit aktivem Muskeltraining. Dafür wird eine tampongroße Elektrode in die Scheide eingeführt, die in regelmäßigen Abständen Stromimpulse an die Beckenbodenmuskulatur und ihrer zuführenden Nerven abgibt. Erste Erfolge zeigen sich normalerweise nach etwa 4 Wochen. Die Kosten werden im Krankheitsfall von den gesetzlichen Krankenkassen (bei privaten Krankenkassen auf Anfrage) getragen. Elektrostimulationsgeräte sollten nicht während der Menstruation, in der Schwangerschaft oder im Wochenbett benutzt werden. Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Prävention

  • Seien Sie vorsichtig mit Bauchmuskeltraining, denn dies verstärkt den Druck auf den Beckenboden.
  • Wenn Sie schwanger sind, heben Sie insbesondere im letzten Drittel der Schwangerschaft und im Wochenbett keine schweren Lasten.
  • Machen Sie bereits in der Schwangerschaft Beckenbodengymnastik.
  • Führen Sie nach jeder Geburt konsequent die Rückbildungsgymnastik durch, die gute Übungen zur Stärkung des Beckenbodens umfasst.
  • Und, so schwer es fällt, versuchen Sie bei Übergewicht langsam und dauerhaft abzunehmen.

Weiterführende Informationen

  • H. Höfler: Beckenboden. Kräftigung – Entspannung – Sensibilisierung. BLV-Verlag 2017. Beckenbodentraining für Frauen und Männer. Übungen für eine gute Körperhaltung, in der Schwangerschaft, nach der Geburt, für mehr Spaß am Sex und mehr. Abwechslungsreich trainieren mit Pezzi-Ball, Thera-Band®, Redondo-Ball & Co.
  • H. Höfler: Energiequelle Beckenboden. Wirkungsvolle Übungen für mehr Lebensqualität und Kraft. Mankau, 2017. Der Ratgeber erklärt Aufbau und Funktion der Beckenbodenmuskulatur und zeigt Übungen für einen kräftigen und elastischen Beckenboden.

Haarbalgentzündung der Vulva

Haarbalgentzündung der Vulva (Haarbalgentzündung am äußeren Genitale, Folliculitis vulvae, Follikulitis): Entzündung der bindegewebigen Haarwurzelscheide am äußeren Geschlechtsorgan (Vulva), meist bakteriell bedingt. Einfache Haarbalgentzündungen lassen sich in der Regel auch einfach behandeln und heilen narbenlos ab. Bei größeren Herden ist häufig das Eröffnen und Entleeren des Herdes unter örtlicher Betäubung notwendig. Verstopft der Follikelausgang, kann sich die Entzündung auf den gesamten Haarbalg und seine bindegewebige Umgebung ausdehnen. Es entsteht entweder ein Furunkel, eine tief reichende Haarbalgentzündung mit Einschmelzung zum Abszess, die unter Narbenbildung abheilt, oder ein Karbunkel, bei dem mehrere Furunkel zu einem großen Herd verschmelzen. Nach Abheilung bleiben auch bei den Karbunkeln Narben bestehen. Bei größeren Herden ist häufig das Eröffnen und Entleeren des Herdes unter örtlicher Betäubung notwendig.

Symptome und Leitbeschwerden

Haarbalgentzündung:

  • Stecknadelkopfgroße, eitrige Pusteln im behaarten Bereich des äußeren Geschlechtsorgans
  • Rötung der umgebenden Haut.

Furunkel:

  • Schmerzhafter, bohnen- bis walnussgroßer Knoten mit Eiterpfropf und gleichzeitig schmerzhafte Schwellung in der Leiste.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • die oben genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Haarbalgentzündungen beruhen meist auf Infektionen mit Bakterien wie Staphylococcus aureus und kommen in allen behaarten Regionen des Körpers vor. Sie treten häufiger auf, wenn die Haut um die Haarfollikel herum bereits geschädigt ist. So besitzt z. B. eine zu trockene oder gereizte Haut keinen ausreichenden Schutz gegen Infektionen.

Auslöser

Verschiedene Bakterien aus Scheide und Enddarm wie Streptokokken, Staphylokokken oder Hefepilze wie Candida albicans.

Risikofaktoren

  • Starkes Schwitzen
  • Übergewicht
  • Feucht-warmes Klima
  • (Zu) enge Kleidung
  • Stress.

Komplikationen

Selten kommt es zu einer Blutvergiftung (Sepsis).

Diagnosesicherung

Bevor der Arzt mit der Behandlung beginnt, entnimmt er einen Abstrich des eitrigen Sekrets, um den Krankheitserreger sicher zu bestimmen. Daher ist es wichtig, dass die Patientin nicht schon vor dem Arztbesuch antibiotische Cremes angewendet hat.

Behandlung

Zur Behandlung der Haarbalgentzündung reichen oft desinfizierende Lösungen oder desinfizierende Sitzbäder und Waschsyndets (Seifen mit dem natürlichen pH-Wert der Haut) aus. Ist die Entzündung bereits fortgeschritten und ein Abszess nicht zu verhindern, wird mit Zugsalbe (z. B. Ichtholan®) dessen Reifung gefördert und der Abszess anschließend unter örtlicher Betäubung eröffnet und entleert.

Pharmakotherapie

Breitet sich die Haarbalgentzündung in die tieferen Hautschichten aus oder bilden sich Furunkel oder Abszesse, ist eine zusätzliche antibiotische Behandlung notwendig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Komplementärmedizin

Aromatherapie. Teebaumöl (Melaleuca alternifolia) besitzt eine antimikrobielle Wirkung. Die äußerliche Anwendung oder ein Teebaumöl-Zusatz für ein Sitzbad kann den Juckreiz stillen.

Kystom (gutartiger Eierstocktumor)

Kystom (Zystadenom, Adenokystom): Ein- oder beidseitig auftretender drüsiger, gutartiger Eierstocktumor, in dem sich aufgrund fehlenden Abflusses der Drüsensekrete ein mit flüssigkeitsgefüllter Hohlraum bildet. Dieser dehnt sich im Lauf des fruchtbaren Lebensabschnitts unter dem Einfluss der Sexualhormone immer weiter aus. Da die Unterscheidung zu einem bösartigen Eierstocktumor oft nur feingeweblich möglich ist, werden Kystome immer operativ entfernt.

Seröse Kystome. Gehören zu den häufigsten Tumoren im Eierstock und betreffen in der Regel Frauen zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Sie kommen oft beidseitig vor und enthalten wässriges (seröses) und klares Sekret.

Muzinöse Kystome. Betreffen überwiegend Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Muzinöse Kystome werden von einem Zylinderepithel ausgekleidet, das einen intestinalen (vom Darm her) oder zervikalen (von der Gebärmutter her) Ursprung hat. Meist treten sie einseitig auf und sind mit einer schleimigen Flüssigkeit gefüllt. Sie gehören mit einem Gewicht von bis zu 4000 g zu den größten Eierstocktumoren.

Symptome und Leitbeschwerden

Kystome bereiten in der Regel erst Beschwerden, wenn sie größer werden:

  • Verdauungsbeschwerden und Völlegefühl (z. B. Blähungen, Verstopfung)
  • Schmerzen beim Stuhlgang und Wasserlassen
  • Fremdkörpergefühl im Unterleib
  • Zunahme des Leibesumfangs
  • Flüssigkeitsansammlung in der freien Bauchhöhle ("Bauchwassersucht")
  • Appetitlosigkeit.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • immer wieder unbestimmte Verdauungsbeschwerden wie Magenschmerzen oder Blähungen auftreten.
  • Sie plötzlich Gewicht verlieren, aber gleichzeitig Ihr Bauch an Umfang zunimmt.
  • vaginale Blutungen außerhalb der Menstruation oder nach den Wechseljahren auftreten.

Die Erkrankung

Kystome. Kystome füllen sich mit wässrigem oder dickflüssigem Sekret (seröses bzw. muzinöses Kystom), erreichen eine beträchtliche Größe und füllen unter Umständen den ganzen Bauchraum aus. Häufig sammelt sich Flüssigkeit im Bauchraum an (Aszites).

Andere Eierstocktumoren. Daneben gibt es etwa 20 weitere Typen von gutartigen Eierstocktumoren, die vom Drüsengewebe des Eierstocks, aber auch von Eizellen oder Eizellenresten oder vom Eierstockbindegewebe ausgehen. Eine häufige Sonderform stellen die Endometriosezysten (Schokoladen- oder Teerzysten) dar, das sind mit Blut gefüllte Zysten aus Endometrioseherden.

Ursachen

Ein Kystom entsteht, wenn das Sekret nicht abfließt und sich ein Hohlraum bildet. In den meisten Fällen wird von einem hormonellen Einfluss ausgegangen.

Diagnosesicherung

Der Befund wird zunächst durch einen Scheiden- und Bauchultraschall gestellt. Da etwa 20 % aller Kystome und anderer gutartiger Eierstocktumoren entarten, sollten sie immer operativ entfernt und untersucht werden.

Behandlung

Je nach Größe des Kystoms erfolgt die operative Entfernung durch eine Bauchspiegelung oder einen Bauchschnitt. Ob der restliche Eierstock mitentfernt werden muss, hängt von der Größe und Lage des Kystoms und vom Alter der Patientin ab.

Bauchspiegelung. Die Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird in Vollnarkose durchgeführt. Über eine dicke Hohlnadel wird die Bauchhöhle mit Kohlensäuregas aufgebläht, damit sich die inneren Organe etwas voneinander abheben und gut beurteilen lassen. Durch einen kleinen Bauchschnitt in Nabelnähe wird ein beleuchtetes, etwa bleistiftdünnes Rohr (Glasfaseroptik) in die Bauchhöhle eingeführt, mit dem die Organe und eventuelle Veränderungen inspiziert werden. Zur Entnahme von Gewebeproben (Biopsien) oder kleinen Myomen wird ein zangenartiges Instrument über einen zweiten Bauchschnitt eingeführt. Die Bauchspiegelung erfordert bei ansonsten gesunden Frauen in der Regel nur einen sehr kurzen Krankenhausaufenthalt.

Bauchschnitt. Der Bauchschnitt (Laparotomie), das Öffnen der Bauchhöhle, erfolgt ebenfalls unter Vollnarkose, erfordert aber einen ca. 5-tägigen Krankenhausaufenthalt. Ein Bauchschnitt ist vor allem bei großen Kystomen notwendig, ferner wenn ein bösartiger Tumor nicht ausgeschlossen werden kann. In diesem Fall werden möglichst beide Eierstöcke, die Eileiter und auch die Gebärmutter mit entfernt.

Myome der Gebärmutter

Myom (Uterusmyom, Leiomyom): Gutartige Geschwulst der Gebärmuttermuskulatur. Je nach Sitz unterscheidet man Myome, die sich in Richtung Gebärmutterhöhle vorwölben (submuköse Myome), in der Gebärmutterwand gelegene Myome (intramurale Myome) und Myome, die in Richtung Bauchraum hervorstehen (subseröse Myome). Myome können sehr groß und in Extremfällen bis zu mehreren Kilogramm schwer werden. Mit den Wechseljahren verschwinden die Myome von selbst wieder.

Uterus myomatosus: Meist zahlreiche gutartige Muskelgeschwulste der Gebärmutter (Uterus) mit unterschiedlicher Ausprägung in Größe, Anzahl, Form und Lokalisation. Der Uterus myomatosus ist der häufigste gutartige Tumor bei Frauen: Vermutlich sind 30 % der Frauen über 30 Jahre betroffen, doch drei Viertel der Frauen merken davon nichts. Nur falls starke Beschwerden auftreten, erfordern sie hormonelle oder chirurgische Therapiemaßnahmen.

Symptome und Leitbeschwerden

Beschwerden während der Menstruation:

  • Verlängerte und ungewohnt schmerzhafte Blutung (mehr als 5 Tage)
  • Zwischenblutungen, insbesondere kurz vor den Wechseljahren
  • Blutungen mit wehenartigen Schmerzen, da die Gebärmutter auf den Fremdkörper reagiert
  • Abgang von Blutkoageln (Klumpen geronnenen Bluts)
  • Verschlimmerung der Beschwerden von Monat zu Monat
  • Ungewollter Schwangerschaftsabbruch (Abort)
  • Sterilität, Infertilität.

Beschwerden aufgrund des Blutverlusts:

  • Müdigkeit und Leistungsabfall
  • Infektneigung, vor allem durch Pilze
  • Blutarmut (Anämie), die einhergeht mit Müdigkeit und Blässe.

Beschwerden benachbarter Organe:

  • Rückenschmerzen
  • Druck- und Fremdkörpergefühl im Unterleib
  • Verstopfung sowie Beschwerden beim Stuhlgang, hervorgerufen durch den Druck auf den Darm
  • Beschwerden beim Geschlechtsverkehr
  • Akutes Abdomen: Durch die Drehung eines (gestielten) Myoms um die eigene Achse werden dort verlaufende Blutgefäße abgeschnürt und die Blutzufuhr unterbrochen. Es entwickelt sich ein Symptomenkomplex, der sich durch starke Schmerzen im Bauchraum (Abdomen) und eine mögliche Lebensbedrohlichkeit auszeichnet
  • Blasenbeschwerden mit vermehrtem Harndrang bis hin zu ungewolltem Urinverlust (Harninkontinenz).

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Uterusmyome entstehen und wachsen unter dem Einfluss von Östrogen, Progesteron und anderen Hormonen wie Insulin. Aus diesem Grund gibt es Myome nur im gebärfähigen Alter. Nach den Wechseljahren (Klimakterium) tritt oft ein Wachstumsstillstand ein oder eine spontane Rückbildung, allerdings verschwinden Myome in den Wechseljahren nicht. Da sie jedoch nicht bluten, sind sie selten therapiebedürftig.

Risikofaktoren:

  • Vererbung
  • 9fach erhöhtes Risiko bei Frauen mit afrikanischer, afrokaribischer und afroamerikanische Abstammung.

Klinik

Die Beschwerden variieren je nach Größe, Lokalisation und Zahl der Myome. Die vielfältigen Beschwerden lassen sich vor allem „mechanisch“ durch die Vergrößerung und Raumforderung der monatlich wachsenden Gebärmutter infolge der Myome erklären.

Komplikationen

In seltenen Fällen entartet das Myom zu einem Uterussarkom oder Myosarkom, das zwar in der Gebärmutter lokalisiert, aber ansonsten nicht mit dem Gebärmutterkrebs verwandt ist. Wenn es nicht frühzeitig operativ entfernt wird, ist es fast immer tödlich.

Ein großes oder mehrere kleine Myome können verhindern, dass eine Schwangerschaft eintritt. Bei Frauen, die trotz Myom schwanger werden, besteht ein leicht erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt.

Diagnosesicherung

Die Diagnose sichern vor allem der Vaginal- und Bauchultraschall. Anschließend erfolgt die bimanuelle Tastuntersuchung, dabei führt die Frauenärzt*in zunächst die Finger in die Scheide ein und überprüft das Gewebe oder das Vorliegen von Verhärtungen. Die zweite Hand iiegt auf der Bauchdecke, sodass sie die Gebärmutter von außen vorsichtig abtasten kann.

Ein Bluttest klärt, ob eine Blutarmut (Anämie) und ein Eisenmangel vorliegen. Wenn notwendig, wird ergänzend eine Gebärmutterspiegelung, eine Bauchspiegelung oder ein Kernspin durchgeführt, um Myome räumlich exakt zu lokalisieren.

Behandlung

So vielschichtig wie die Beschwerden, so vielseitig sind auch die Therapiemöglichkeiten.

Abwartende Behandlung

Kleine Myome erfordern keine Behandlung, solange die Beschwerden gering sind. Die Myome sollten allerdings regelmäßig per Ultraschall kontrolliert werden, um ein überschießendes Größenwachstum und eine eventuelle Entartung frühzeitig zu erkennen.

Pharmakotherapie

Nicht steroidale Entzündungshemmer. Hierzu zählen entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Naproxen.

Pille. Myome lassen sich generell mit der „Pille“ hormonell „ruhigstellen“. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn sowieso eine Verhütung gewünscht ist und keine Ausschlusskriterien vorliegen. Wird die „Pille“ allerdings abgesetzt, verschlimmern sich die Beschwerden rasch wieder.

GnRH-Analoga. GnRH-Analoga (z. B. Enantone-Gyn®) wirken auf das Gehirn, das daraufhin kein GnRH mehr ausschüttet. Damit werden die Eierstöcke ruhiggestellt, es kommt sozusagen zu künstlichen Wechseljahren. GnRH-Analoga werden einmal im Monat in den Oberarm injiziert. Ihre Effektivität ist hoch: Sie stoppen nicht nur das Myomwachstum, sondern bringen die Myome sogar zum Schrumpfen. GnRH-Analoga führen jedoch zu den typischen Beschwerden der einsetzenden Wechseljahre wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen bis hin zu Depressionen. Eine längere Behandlung mit GnRH-Analoga wirkt sich ungünstig auf die Knochendichte aus, es besteht die Gefahr von Osteoporose. Deswegen ist diese Therapie nur eine Lösung im Falle von Beschwerden „in Sichtweite“ der Wechseljahre.

Etlichen Patientinnen bleibt letztlich die operative Entfernung der Myome nicht erspart. Um diese risikoarm durchführen zu können, kommen die GnRH-Analoga oft für die Monate vor der Operation zum Einsatz. Zum einen bilden sich damit die Myome zurück, zum anderen verliert die Patientin während der Menstruation weniger Blut.

Ulipristalacetat. Als Alternative zu den GnRH-Analoga gibt es seit 2012 den Wirkstoff Ulipristalacetat unter dem Namen ellaOne®. Er ist außer als „Pille danach“ auch zur präoperativen Behandlung von Gebärmutter-Myomen zugelassen, die für eine Operation vorgesehen sind. Darüber hinaus dient Ulipristalacetat der Intervall-Therapie mittlerer bis starker Symptome. Ob sich Myome nach der Behandlung mit Ulipristalacetat schonender entfernen lassen als ohne Behandlung, ist noch unklar. Ebenso fehlen Studiendaten über die Verträglichkeit von Ulipristalacetat bei Langzeitanwendung.

Operative Therapieverfahren

Myom-Operation. Der Umfang der Operation hängt entscheidend von Größe, Lokalisation und Zahl der Myome ab. Wenig belastend sind die minimal-invasiven Verfahren. Bevorzugt kommt die Ausschälung (Myomenukleation) zur Anwendung. Dabei versucht die Ärzt*in, die Myome mit GnRH-Analoga zu verkleinern, um sie anschließend mit einer Bauchspiegelung leichter aus der Gebärmutterwand herausschälen und die Gebärmutter dadurch erhalten zu können. Der Nachteil dieser Methode ist allerdings die Rückfallgefahr.

Gebärmutterentfernung. Bei sehr großen, ungünstig gelegenen oder besonders zahlreich vorhandenen Myomen empfiehlt die Ärzt*in – vor allem, wenn die Familienplanung bereits abgeschlossen ist – die Gebärmutterentfernung (Totaloperation, Hysterektomie). Sie erfolgt entweder vaginal (von der Scheide aus, wenig invasiv) oder abdominal (vom Bauch aus, größerer Eingriff, aber bessere Übersicht für die Operierenden). Die Gebärmutterentfernung ist dann gerechtfertigt, wenn die Gebärmutter insgesamt stark vergrößert ist oder andere krankhafte Veränderungen die Folge sind (z. B. Gebärmuttersenkung, Harn- oder Stuhlinkontinenz). Eine operative Therapie hat den Vorteil, dass die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone im Gegensatz zur Therapie mit GnRH-Analoga nicht beeinträchtigt wird.

Die Komplikationsrate bei der Gebärmutterentfernung ist erstaunlicherweise kleiner als bei der Ausschälung, die in der Regel große Wundflächen hinterlässt. Aus diesem Grund ziehen vor allem ältere Frauen manchmal die Gebärmutterentfernung vor.

Embolisation. Bei der Embolisation verödet (embolisiert) die Ärzt*in mit einem Katheter, den sie über die Leistenbeuge in ein Beckengefäß vorschiebt, ein zur Gebärmutter führendes Blutgefäß. Durch die gedrosselte Blutzufuhr kommt es in der Folgezeit zu einer Schrumpfung des Myoms und Abschwächung der Monatsblutung. Dieses Verfahren ist technisch aufwendig und mit einer erheblichen Strahlenbelastung wegen der notwendigen Durchleuchtungskontrollen verbunden. Deshalb wird die Embolisation derzeit nur von wenigen Kliniken angeboten. Zudem sind nicht alle Myome für eine Embolisation geeignet.

Ultraschalltherapie. Hierbei wird das Myom unter Magnetresonanztomografie-Aufnahmen (MRT) durch gebündelte Ultraschallwellen überhitzt oder zum Schrumpfen gebracht. Diese Behandlung eignet sich nur für kleine Myome mit einem Durchmesser unter 8 cm. Sie wird derzeit nur in wenigen Kliniken eingesetzt, da es noch zu wenig Erfahrungen damit gibt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Gehen Sie regelmäßig zur Kontrolluntersuchung zu Ihrer Frauenärzt*in. Es gibt leider keine Tees, Entspannungsverfahren, Gymnastiktechniken oder Ernährungsempfehlungen, die Myome zur Rückbildung bringen. Allenfalls kann die Wahrnehmung der Beschwerden positiv beeinflusst werden. Aufgrund des Voranschreitens der Beschwerden von Monat zu Monat ist dies aber meist keine Lösung. Trotzdem ist Schwarzsehen nicht angesagt: Heutzutage bedeutet die Therapie von Myomen – anders als noch vor 30 Jahren – keinesfalls immer die Gebärmutterentfernung, vor der viele Frauen Angst haben.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Eine Behandlungsalternative bei kleinen Myomen sind Präparate mit Heilpflanzen wie Mönchspfeffer (z. B. Agnolyt®, Femicur®), deren Wirkstoffe den Östrogenspiegel senken. Teezubereitungen aus Schafgarbe (Achillea millefolium) können Blutungsstärke und -dauer regulieren sowie krampfartige Schmerzen lindern. Sie sind z. B. eine gute Lösung, wenn eine Schwangerschaft besteht. Nicht hormonelle, „natürliche“ Medikamente oder Therapiemethoden werden von vielen Frauen anfangs gewünscht oder sogar verlangt. Die frauenärztliche Praxis zeigt aber, dass die Patientinnen allenfalls vorübergehend eine positive Wirkung berichten, wie z. B. eine Reduktion der Blutungsstärke oder -dauer. Fast alle Patientinnen wenden sich deshalb früher oder später mit den gleichen Menstruationsbeschwerden/-störungen erneut an die Frauenärzt*in.

Scheidenmykose (Pilzinfektion der Scheide)

Scheidenmykose (Soorkolpitis, Vaginalcandidose, Candidiasis, Vulvovaginitis mycotica, Moniliasis): Infektion der Scheide mit dem Hefepilz Candida albicans. Diese Pilzinfektion ist die häufigste Infektion von Vagina und Vulva; fast jede Frau erkrankt im Lauf ihres Lebens mindestens einmal daran. Mit entsprechender Behandlung verschwinden die Beschwerden schnell und folgenlos; Rückfälle sind aber häufig.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Starker Juckreiz der Scheide und im äußeren Genitalbereich
  • Brennen der Scheide
  • Grauweißer, krümeliger Ausfluss aus der Scheide (wie Hüttenkäse)
  • Rötung und Reizung des äußeren Genitalbereichs
  • Unangenehmer Geruch im Intimbereich
  • Manchmal Bläschen oder Ausschlag
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Leichte Schwellung der Schamlippen
  • Hautrisse am Scheideneingang.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • grauweißer, krümeliger Ausfluss und starker Juckreiz auftreten.
  • die Haut im Genitalbereich brennt und gerötet ist.
  • die Beschwerden nach mehrtägiger Behandlung nicht verschwinden.
  • die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr immer wieder auftreten.
  • zusätzlich Unterbauchschmerzen und Fieber bestehen.

Heute noch, wenn

  • Schmerzen beim Wasserlassen auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Hefepilze wie Candida albicans gehören zur normalen Flora der Scheide und sind nur krankmachend (pathogen), wenn sie ein Milieu vorfinden, in dem sie sich überproportional vermehren können.

Neben der Scheide sind in der Regel auch die Vulva und manchmal die Harnröhre betroffen. Dadurch kommt neben den charakteristischen Symptomen wie Juckreiz und veränderter Ausfluss oft auch ein vermehrter und schmerzhafter Harndrang hinzu.

Risikofaktoren

  • Döderlein-Bakterien (Laktobazillen, Normalflora), die im Alter weniger Milchsäure produzieren, sodass das Scheidenmilieu dadurch weniger sauer wird und schädliche Bakterien sich leichter vermehren
  • Zerstörung des natürlichen Säureschutzes der Scheidenschleimhaut durch übertriebene Hygienemaßnahmen wie zu häufiges Waschen, Scheidenspülungen oder hautreizende Substanzen in Seifen oder Intimsprays
  • Vermehrtes Pilzwachstum begünstigt durch Fettleibigkeit und Diabetes mellitus
  • Immunschwäche
  • Stress
  • Veränderter Hormonhaushalt beispielsweise in der Schwangerschaft
  • Strahlentherapie bei Krebserkrankungen
  • Langfristige Einnahme der "Pille"
  • Synthetische und eng anliegende Unterwäsche
  • Einnahme von Breitspektrum-Antibiotika (etwa bei innerer Erkrankung), die die natürliche Darm- und Scheidenflora schwächt oder temporär ganz abtötet. Folge ist ein aufgehobener Säureschutz der Scheidenschleimhaut, sodass sich schädliche Bakterien vermehren
  • Veränderte Hormonkonzentration am Ende der Schwangerschaft, die häufig zur Scheidenmykose führt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Diagnosesicherung

Die Diagnose Pilzinfektion vermag der Frauenarzt häufig schon aufgrund der Beschwerden und der entzündlich geröteten Scheidenwand zu stellen. Zur Sicherheit nimmt er einen Abstrich und untersucht ihn unter dem Mikroskop. Bei nicht eindeutigem Ergebnis wird eine Kultur angelegt, d. h. der Arzt streicht das Sekret auf einen speziellen Nährboden und prüft nach 48 Stunden, ob Hefepilzkulturen gewachsen sind. Mit der Behandlung beginnt er normalerweise aber sofort.

Behandlung

Antimykotische Cremes oder Vaginalzäpfchen (mit Clotrimazol, Miconazol oder Nystatin, z. B. Canesten®, Daktar®, Adiclair®) sind einfach anzuwenden und beseitigen den Juckreiz schnell. Wichtig ist, dass die Behandlung ausreichend lange (je nach Präparat 3–7 Tage) und konsequent durchgeführt wird, auch wenn keine Beschwerden mehr bestehen; andernfalls drohen Rückfälle. Reicht die Behandlung mit Creme oder Vaginalzäpfchen nicht aus, verschreibt der Arzt Antimykotika in Tablettenform.

Bei einer häufiger auftretenden Pilzinfektion der Scheide (mehr als 4-mal im Jahr) muss der Arzt andere Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus ausschließen, aber auch andere Faktoren, die die Entwicklung einer Pilzinfektion begünstigen, wie Hygiene, Ernährung, Medikamenteneinnahme.

In manchen Fällen wird die bakterielle Fehlbesiedlung auch vom Mann auf die Frau übertragen. Treten Beschwerden wie bei einer Harnröhreninfektion oder Prostataentzündung auf, sollte er zum Urologen gehen – und kann im günstigen Fall das eigene Problem und das der Partnerin lösen.

Behandlung in der Schwangerschaft. Durch die veränderte Hormonkonzentration können bei werdenden Müttern am Ende der Schwangerschaft Hefepilze im Genitalbereich auftreten. Bei einer vaginalen Geburt werden diese Pilze in 80 % der Fälle auf die Haut des Neugeborenen übertragen, um dann über den Mund in den Körper des Kindes zu gelangen. Frühchen unter 1500 g können dadurch an einer Infektion durch Pilze (Candidasepsis) erkranken. Zwar ist eine Pilzprophylaxe in der Schwangerschaft bis jetzt noch nicht routinemäßig vorgesehen, sie wird jedoch empfohlen. Hierfür wird ab der 34. Schwangerschaftswoche eine Pilzkultur angelegt, unabhängig davon, ob Beschwerden auftreten oder nicht. Lassen sich Hefepilze nachweisen, eignen sich für eine lokale Therapie Imidazole wie Fenticonazol, Miconazol, Econazol und Clotrimazol am besten, da sie wirken und sowohl für die werdende Mutter als auch für den Embryo und den Fetus unschädlich sind.

Achtung. Während einer Schwangerschaft dürfen Sie keine oralen Antipilzmittel einnehmen! Droht eine Frühgeburt, müssen Pilzkultur und Behandlung entsprechend früher erfolgen.

Prognose

In den meisten Fällen ist die Pilzinfektion zwar langwierig, aber ungefährlich. Wird die Therapie zu früh beendet oder ist der Geschlechtspartner ebenfalls betroffen, kann die Behandlung erfolglos bleiben.

Bei immungeschwächten Frauen drohen eine Ausbreitung der Scheidenmykose auf den ganzen Körper und ein Befall der inneren Organe.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Nehmen Sie die verschriebenen Mittel ausreichend lange und brechen Sie die Therapie nicht vorzeitig ab.
  • Verwenden Sie zur Intimpflege eine pH-neutrale Waschlotion, möglichst jedoch nur Wasser.
  • Tragen Sie kochfeste, luftdurchlässige Baumwollwäsche.
  • Verzichten Sie möglichst während der Zeit des Pilzbefalls auf Geschlechtsverkehr.
  • Kürzen Sie die Schamhaare etwas.
  • Verzichten Sie auf Oralverkehr während der Infektion.
  • Wechseln Sie nicht ungeschützt zwischen Anal- und Vaginalverkehr, da sich sonst Pilze oder andere Keime aus dem Darm oder Analbereich in der Scheide ansiedeln können.
  • Eine durch die Einnahme von Antibiotika geschädigte Darmflora können Sie z. B. durch probiotische Joghurts wieder aufbauen.

Geeignete Medikamente

Als Therapie empfiehlt sich, die Scheidenflora mit Milchsäurepräparaten (z. B. Eubiolac Verla® Vaginaltabletten) oder Döderlein-Bakterien (z. B. Vagiflor® Vaginalzäpfen) zu verbessern. Als Vaginaltherapeutika bezeichnet man Cremes, Salben, Tabletten und Zäpfchen, die direkt in die Scheide eingebracht werden. Vaginaltabletten und -zäpfchen lösen sich in der Scheide von selbst auf oder schmelzen bei Körpertemperatur. Daher ist es wichtig, sie vor dem Einführen nicht zu lange in der Hand zu halten.

Da Vaginaltherapeutika beim Gehen aus der Scheide herausfließen können, sollten sie am besten abends vor dem Schlafengehen im Liegen eingeführt werden. Die optimale Wirkung entfaltet sich, wenn das Medikament mit einem Applikator vorsichtig in das hintere Scheidengewölbe geschoben wird. Je nach Präparat kann es während der Anwendung zu gefärbtem Ausfluss aus der Scheide kommen. Slipeinlagen ohne Kunststoffbeschichtung schützen in dieser Zeit die Wäsche vor Verfärbungen.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Sind die äußeren Schamlippen stark gerötet, tragen Sie auf diese bei jedem Toilettengang sanft Johanniskrautöl auf. Warme Sitzbäder mit Kamille bringen in einigen Fällen Linderung gegen den Juckreiz und das Brennen.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt eine individuell abgestimmte Konstitutionstherapie, die sich nach der körperlichen, seelischen und geistigen Verfassung der Patientin richtet, insbesondere wenn die Pilzinfektionen häufig auftreten.

Prävention

Zur Prävention gehört vor allem die richtige Hygiene:

  • Vermeiden Sie häufige Schaumbäder, die dem Scheidenmilieu schaden.
  • Reinigen Sie sich nach dem Stuhlgang von vorn nach hinten, sonst können Pilze oder andere Keime aus dem Darm oder Analbereich in die Scheide gelangen.
  • Vorbeugend sollten Sie die Handtücher häufiger wechseln und diese bei mindestens 60 Grad waschen.
  • Achten Sie auch darauf, dass jeder im Haushalt ein eigenes Handtuch benutzt.
  • Verzichten Sie auf kunststoffbeschichtete Slipeinlagen und Binden, die zu einem Wärme- und Feuchtigkeitsstau führen, in dem sich die Pilze ansiedeln können.
  • Wechseln Sie verschwitzte Unterwäsche oder nasse Badesachen zügig.

Ansonsten gilt zur Vorbeugung:

  • Verwenden Sie Kondome während der Pilzinfektion.
  • Der Sexualpartner sollte sich ebenfalls behandeln lassen.
  • Schonen Sie die Haut im Genitalbereich.
  • Meiden Sie Zucker, Süßigkeiten und süßes Obst, das entzieht den Hefepilzen die Nahrung.

Trichomonadeninfektion der Scheide

Trichomonadeninfektion der Scheide (Trichomoniasis, Trichomonadenkolpitis): Eine hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragene Infektion der Scheide mit dem Erreger Trichomonas vaginalis. Trichomonaden sind bei 8–12 % aller gesunden Frauen im geschlechtsreifen Alter nachzuweisen. Etwa ein Drittel aller Scheidenentzündungen beruhen auf einer Infektion mit diesen Geißeltierchen. Häufig verursachen sie keine Beschwerden und nach adäquater Behandlung heilt eine Trichomonadeninfektion fast immer aus.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Jucken und Brennen der Scheide und des äußeren Geschlechtsorgans, verstärkt nach Geschlechtsverkehr
  • Schaumiger, grünlich-gelber bis bräunlicher, manchmal übel riechender Ausfluss
  • Vermehrter Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen
  • Gerötete und geschwollene Scheide
  • Rote Flecken an den Scheidenwänden.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • dünnflüssiger, grünlich-gelb verfärbter Ausfluss auftritt.
  • es zu Jucken und Brennen in der Scheide kommt.
  • Schmerzen nach dem Geschlechtsverkehr auftreten.

Heute noch, wenn

  • Schmerzen beim Wasserlassen auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Trichomonaden sind kleinste Geißeltierchen (Flagellaten), die eine möglichst feuchte Umgebung bevorzugen sowie einen mäßig sauren oder neutralen pH-Wert. Da die Schleimhäute der Harnwege und des Genitaltrakts bei Männern und Frauen ideale Bedingungen bieten, können die Trichomonaden dort über einen langen Zeitraum überleben. Außerhalb des Körpers gehen sie dagegen aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit sehr schnell zugrunde.

Trichomonaden sind fakultativ pathogen, d. h., sie rufen nicht in jedem Fall eine Infektion hervor. Die akute Entzündung zeigt sich durch starkes Jucken und Brennen im Genitalbereich, insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr. Da häufig auch die Harnröhre befallen ist, können die Symptome denen einer (chronischen) Blasenentzündung ähneln.

Ursachen

Trichomonaden werden durch Geschlechtsverkehr, seltener auch durch infizierte Badekleidung oder Handtücher übertragen.

Risikofaktoren

Ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner.

Komplikationen

Trichomonaden bilden in der Scheide (Vagina) Ausläufer, die sich in die oberste Zellschicht des Schleimhautgewebes (Epithel) bohren und dort Nährstoffe und Serum (wässriger Bestandteil des Blutes) entnehmen. Im weiteren Verlauf entstehen in der Vaginalhaut winzige punktförmige Narben, die lebenslang bestehen bleiben, sodass eine erhöhte Infizierbarkeit besteht, auch wenn die Trichomonadeninfektion bereits erfolgreich therapiert wurde.

Die Infektion kann bei Schwangeren zu vorzeitigen Wehen und einer Frühgeburt führen. Außerdem besteht das Risiko, dass sich das Kind während der Geburt mit den Erregern infiziert.

Diagnosesicherung

Auf eine Trichomonadeninfektion weisen bereits der charakteristische Ausfluss und eine gerötete und evtl. geschwollene Scheidenwand hin. Der Arzt sichert die Diagnose durch eine Untersuchung des Scheidenabstrichs unter dem Mikroskop. Die Trichomonaden sind gut an den langen, peitschenartigen Geißeln, an der birnenartigen Form und ihrer torkelnden Bewegung zu erkennen. Da deren Anzahl jedoch innerhalb weniger Tage stark variiert, wird eine Trichomonadeninfektion vom Gynäkologen manchmal nicht sofort erkannt.

Zusätzliche Klarheit bringt der beim Abstrich gemessene pH-Wert in der Scheide: Für eine Infektion spricht ein pH-Wert über 6,0. Außerdem können anhand des Abstriches weitere, möglicherweise gleichzeitig vorhandene Erreger oder andere Infektionsarten ausgeschlossen werden, wie der Befall mit Chlamydien, Gonokokken oder Syphilis-Erregern.

Behandlung

Leichte Infektionen werden mit einer einmaligen Einnahme des Antibiotikums Metronidazol (z. B. Clont®) behandelt, bei chronischen Infektionen kann eine Behandlung von 5–10 Tagen notwendig sein, evtl. verschreibt der Arzt zusätzlich Vaginalzäpfchen mit dem gleichen Wirkstoff. Meist ist eine hochdosierte Einmaltherapie erfolgreicher als eine niedriger dosierte Gabe über eine Woche.

Da es sich um eine sexuell übertragbare Krankheit handelt, wird der (auch scheinbar gesunde) Partner in der Regel mitbehandelt. Auf Geschlechtsverkehr ist während der Infektion zu verzichten.

Prognose

Wird die Therapie konsequent durchgeführt, kann die Infektion in 95 % der Fälle geheilt werden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wer zu Trichomonadeninfektion neigt, informiert seinen Sexualpartner von der Erkrankung, damit dieser sich untersuchen und mitbehandeln lassen kann und es nicht zu einer gegenseitigen Ansteckung kommt.

Prävention

  • Verwenden Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome.
  • Verzichten Sie auf ausgedehnte Sauna- und Schwimmbadbesuche.
  • Nehmen Sie die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahr.

Ulcus molle und Lymphogranuloma inguinale

Ulcus molle (weicher Schanker): In Mitteleuropa selten, in warmen Ländern häufiger vorkommende und in tropischen Gebieten Afrikas, Amerikas und Asiens sehr häufig auftretende, "klassische" Geschlechtskrankheit, die durch Infektion mit dem Bakterium Haemophilus Ducreyi ausgelöst wird.

Lymphogranuloma inguinale (Lymphogranuloma venereum, venerische Lymphknotenentzündung, Nicolas-Favre-Krankheit, Chlamydiose, vierte Geschlechtskrankheit): In Mitteleuropa sehr seltene, in Ostafrika, Lateinamerika und Ostasien häufige Geschlechtskrankheit durch Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis Typ L. Seit einigen Jahren treten auch – vor allem in Großstädten – in Europa und den USA vermehrt Fälle bei Reisenden auf, die aus den Tropen zurückkehren, sowie bei homosexuellen Männern.

Symptome und Leitbeschwerden

Ulcus molle

Bei Frauen:

  • Ein oder mehrere schmerzlose Knötchen (Papeln) an der Eintrittsstelle der Bakterien im Genitalbereich
  • Nach dem Aufbrechen der Papeln: mehrere münzgroße, rot geränderte, weiche und schmerzhafte, leicht blutende Geschwüre mit ausgefransten Rändern im Geschlechtsorganbereich
  • Schwellung der Lymphknoten in der Leiste.

Bei Männern:

  • Ein oder mehrere schmerzlose Knötchen (Papeln) an der Eintrittsstelle der Bakterien im Genitalbereich (meist am Penisschaft, an der Vorhaut und an der Eichel)
  • Nach dem Aufbrechen der Papeln: rundlich-ovale, daumennagelgroße, weiche und sehr schmerzhafte Geschwüre mit unregelmäßig gezacktem, scharfen Rand sowie eitriger Oberfläche.

Lymphogranuloma inguinale

Bei Frauen:

  • Kleine, schmerzlose Geschwüre oder Bläschen in der Geschlechtsorganregion mit strangartigen und schmerzhaften Schwellungen in der Leiste, die spontan heilen, oft vor Beginn der krankhaften Schwellung von Lymphknoten
  • Später massives Anschwellen der in der Nähe gelegenen, entzündeten Lymphknoten (in der Leiste, im Dammbereich oder an der Innenseite der Beckenschaufel)
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen.

Bei Männern:

  • Kleine, schmerzlose Knötchen oder mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen an den Eintrittsstellen des Erregers im Genitalbereich, beispielsweise am Penis, an der Eichel, der Vorhaut, dem Enddarm oder der Harnröhre
  • Kleine Geschwüre, die nach einigen Tagen von selbst wieder abheilen.
  • Später massives, schmerzhaftes Anschwellen der in der Nähe gelegenen, entzündeten Lymphknoten (in der Leiste, im Dammbereich oder an der Innenseite der Beckenschaufel)
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Geschwüre im Genitalbereich und/oder eine Lymphknotenschwellung im Leistenbereich auftreten.

Die Erkrankung

Beide Erkrankungen werden ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragen. Ohne oder nach unzureichender Therapie drohen schwerwiegende Lymphabflussstörungen im Geschlechtsorgan- und Analbereich sowie bei Frauen Unfruchtbarkeit. Neben Syphilis und Tripper gehören beide zu den 4 klassischen Geschlechtskrankheiten.

Ulcus molle. Das Bakterium Haemophilus ducreyi gelangt über die verletzte Haut oder die Schleimhäute in das Gewebe und verursacht bei der Infektion ein schmerzhaftes Geschwür an der Eintrittsstelle. Nachfolgend kommt es häufig zu einer Ausbreitung über die Lymphgefäße. Der Erreger wird in den meisten Fällen beim Geschlechtsverkehr übertragen, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen.

Lymphogranuloma inguinale. Hierbei handelt es sich um eine im Lymphabflussgebiet der Sexualorgane liegende, chronisch verlaufende Entzündung der Lymphknoten in der Genital- und/oder Leistengegend. Hervorgerufen wird sie durch die Bakteriengattung Chlamydia trachomatis, die ausschließlich sexuell übertragen wird.

Abgrenzung. Primäre Syphilis, HIV-Infektion und andere sexuell übertragene Erkrankungen.

Risikofaktoren

  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner
  • Reisen ins Ausland bzw. in die Tropen.

Verlauf

Ulcus molle. Es dauert 2–10 Tage, bis die Knötchen sichtbar werden. Brechen diese Papeln auf, entstehen daraus mehrere münzgroße, rot geränderte, schmerzhafte, zum Teil blutende und eiternde Geschwüre. Ohne Behandlung folgen im weiteren Verlauf Komplikationen wie Lymphknoten-Abszesse oder Harnröhrenverengungen.

Lymphogranuloma inguinale. Im Primärstadium treten oft noch keine Symptome auf. Unbehandelt geht die Krankheit in ein Sekundärstadium über. Es kommt nach einigen Tagen bis Wochen zu einer weiteren Verbreitung der Erreger über die Lymphwege. Mögliche Folgen sind Entzündungen der Lymphknoten oder von Anus und Enddarmbereich einschließlich Abszessen und Fisteln.

Ohne Behandlung geht das Sekundärstadium in ein chronisches Tertiärstadium über, das sich durch ausgedehnte Fistelbildung und einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes auszeichnet. Der Lymphabfluss ist gestört mit der Folge eines chronischen Lymphödems. Im Extremfall droht eine Elephantiasis mit grotesker Vergrößerung des Genitals durch einen chronischen Lymphstau.

Diagnosesicherung

Ulcus molle. Die Diagnose gelingt anhand der charakteristischen Symptome und durch einen Erregernachweis. Findet der Gynäkologe oder Urologe bereits im Rahmen der Untersuchung typische Geschwüre im Genitalbereich und Lymphknotenschwellungen in der Leistengegend, so ist die Diagnose meist eindeutig. Zusätzlich wird ein Abstrich des Geschwürs auf Erreger untersucht.

Lymphogranuloma inguinale. Der Nachweis auf Erreger kann zum einen durch einen direkten DNA-Nachweis oder durch einen Abstrich der Pusteln bzw. Bläschen erfolgen.

Behandlung

Ulcus molle. In der Regel Antibiotika, die gezielt die bakteriellen Erreger bekämpfen: Eine Woche wird Erythromycin verabreicht, alternativ 3 Tage Ceftriaxon. Penizillin, Sulfonamide und Tetrazykline eignen sich nicht zur Therapie, da der Erreger bereits Resistenzen dagegen entwickelt hat.

Zusätzlich müssen die aufgebrochenen Geschwüre regelmäßig gesäubert und trocken gehalten werden. Zur Therapie gehört außerdem, dass der Partner mitbehandelt wird und bis zur vollständigen Ausheilung kein Geschlechtsverkehr stattfindet.

Lymphogranuloma inguinale. In der Regel orale Gabe von Antibiotika, die über einen Zeitraum von meist 3 Wochen eingenommen werden und so die bakteriellen Erreger bekämpfen und abtöten sollen. Bei schweren Verläufen muss das Antibiotikum evtl. als Infusion verabreicht werden.

Auch hier gilt: Um eine weitere Ausbreitung der Entzündung und gegenseitige Neuansteckungen zu vermeiden, müssen die Partner, mit denen in den letzten beiden Monaten vor Auftreten der Symptome Geschlechtsverkehr stattfand, ebenfalls untersucht werden und gegebenenfalls auch Antibiotika nehmen. Während der Therapie und mindestens 1 Woche danach sollte auf Geschlechtsverkehr ganz verzichtet werden.

Prognose

Ulcus molle. Hier besteht normalerweise eine gute Prognose, da die Therapie meist relativ einfach gelingt.

Lymphogranuloma inguinale. Die Infektion heilt schnell und ohne Folgeschäden ab, wenn die Erkrankung im Frühstadium rechtzeitig und konsequent mit Antibiotika behandelt wird.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Gehen Sie zum Arzt.
  • Vermeiden Sie Geschlechtsverkehr mit infizierten Partnern.
  • Der/die Geschlechtspartner müssen sich ebenfalls untersuchen und behandeln lassen.

Prävention

Der beste Schutz vor Ansteckung und Übertragung besteht im Gebrauch von Kondomen.

Unspezifische bakterielle Scheideninfektion

Unspezifische bakterielle Scheideninfektion (bakterielle Vaginose, Aminkolpitis, Gardnerella-Vaginose, unspezifische Kolpitis): Häufige Infektion und Entzündung der Scheide durch eine Kombination verschiedener Bakterien (Mischinfektion), meist Folge eines ungünstigen Scheidenmilieus, aber auch durch Geschlechtsverkehr übertragbar. Hiervon abzugrenzen sind die spezifischen bakteriellen Infektionen von Scheide, Gebärmutterhals und Harnröhre, bei denen jeweils ein Bakterium für das Krankheitsgeschehen verantwortlich ist. Hierzu zählen vor allem die genitale Chlamydieninfektion und Gonorrhö.

Symptome und Leitbeschwerden

Bei der Hälfte der betroffenen Frauen treten keine Symptome auf. Nachfolgende Beschwerden deuten auf eine Infektion hin:

Unspezifische bakterielle Scheideninfektionen bieten dem Arzt wenig Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. Im abgebildeten Beispiel einer 34-jährigen Patientin sind lediglich Rötungen an den Schamlippen zu erkennen

Unspezifische bakterielle Scheideninfektionen bieten dem Arzt wenig Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. Im abgebildeten Beispiel einer 34-jährigen Patientin sind lediglich Rötungen an den Schamlippen zu erkennen

  • Missempfinden und verstärktes Nässegefühl in der Scheide
  • Dünnflüssiger, grauer, unangenehm fischartig riechender Ausfluss, dessen Geruch sich nach Geschlechtsverkehr (wegen des alkalischen Prostatasekrets) oder bei Vermischung mit Regelblut verstärkt
  • Erhöhter pH-Wert der Scheidenflora (pH-Skala-Messstreifen gibt es in der Apotheke)
  • Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • fischartig riechender Ausfluss auftritt, auch wenn sonst keine Beschwerden bestehen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Der Keim Gardnerella vaginalis wurde früher als Haemophilus vaginalis bezeichnet und kommt bei etwa 40 % aller Frauen in der Scheide vor. Eine Infektion verursacht er nur, wenn gleichzeitig anaerobe (ohne Luft vermehrungsfähige) Bakterien in hoher Anzahl vorliegen. Die Erreger produzieren ammoniakhaltige Amine, die die Scheidenwand reizen und den fischartigen Geruch des Ausflusses verursachen. Juckreiz und Rötung des Scheideneingangs treten nur selten auf, häufig werden überhaupt keine Symptome bemerkt. Da die Keime an den inneren Geschlechtsorganen wie Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcken schwere Infektionen auslösen sowie eine bestehende Schwangerschaft gefährden können, ist eine Behandlung unbedingt notwendig, wenn ein fischartig riechender Ausfluss bemerkt wird. Rückfälle sind allerdings häufig.

Risikofaktoren

  • Chronischer Stress
  • Übertriebene oder falsche Intimpflege in Form von Vaginalduschen oder häufigen Sitzbädern
  • Rauchen
  • Sexuelle Beziehung zu Frauen
  • Medizinische Eingriffe wie ein Schwangerschaftsabbruch oder das Einlegen und Tragen einer Spirale oder Pessars.

Komplikationen

Eine unspezifische bakterielle Scheideninfektion erhöht das Erkrankungsrisiko für verschiedenste gynäkologische Entzündungen:

  • Entzündung der Schleimhaut des Gebärmutterhalses (Zervizitis)
  • Entzündung des äußeren weiblichen Genitalbereiches und des Scheideneinganges (Vulvitis)
  • Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis)
  • Eileiterentzündung (Salpingitis)
  • Eiterherde an Eierstock oder Eileiter (Tuboovarialabszess)
  • Entzündung der Bartholin-Drüsen (Bartholinitis).

Bei Schwangeren drohen als Folge der biochemischen Interaktion zwischen Fötus und Gebärmutter:

  • Infektion der Embryonalhülle (Amnionitis)
  • Vorzeitige Wehen, vorzeitiger Fruchtblasensprung und Frühgeburt
  • Niedriges Geburtsgewicht des Kindes

Nach der Entbindung drohen aufgrund der Scheideninfektion:

  • Beim Dammschnitt: Entzündungen und verzögerte Heilung der Dammschnittwunde
  • Beim Kaiserschnitt: Bauchdeckenabszess
  • Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis).

Diagnosesicherung

Sind die Beschwerden nicht eindeutig, lässt sich der charakteristische Fischgeruch verstärken, indem der Arzt eine kleine Menge Kalilauge auf den Ausfluss träufelt. Die mikroskopische Untersuchung des Sekrets zeigt die für die Infektion typischen Zellen (Schlüsselzellen). Der Arzt legt gleichzeitig eine Kultur an, um weitere Begleitinfektionen auszuschließen oder zu diagnostizieren.

Unspezifische bakterielle Scheideninfektionen bieten dem Arzt wenig Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. Im abgebildeten Beispiel einer 34-jährigen Patientin sind lediglich Rötungen an den Schamlippen zu erkennen.

Unspezifische bakterielle Scheideninfektionen bieten dem Arzt wenig Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. Im abgebildeten Beispiel einer 34-jährigen Patientin sind lediglich Rötungen an den Schamlippen zu erkennen.

Die Diagnose der bakteriellen Vaginose gilt als gesichert, wenn mindestens 3 der folgenden 4 Befunde im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung zutreffen:

  • Grau-weißer, homogener Ausfluss
  • pH-Wert in der Scheide über 4,5
  • Fischartiger Geruch des Fluors
  • Mikroskopischer Nachweis von Clue cells (Schlüsselzellen), das sind mit einem dichten Teppich überzogene Scheidenzellen, sodass einzelne Zellen nicht mehr erkennbar sind.

Behandlung

Dauer und Intensität der Behandlung richten sich nach der Schwere der Erkrankung und der Regenerationsfähigkeit der Scheidenflora.

Die Behandlung erfolgt hauptsächlich mit den Antibiotika Metronidazol (z. B. Clont® Vaginaltabletten) oder Clindamycin (z. B. Sobelin® Vaginalcreme). Eine lokale Behandlung ist also möglich, erfolgreicher ist jedoch die innerliche Einnahme. Die Mitbehandlung des Partners empfiehlt man heute nicht mehr, da in diesem Fall die Rückfallrate durch eine Partnerbehandlung nur kurzfristig gesenkt wird.

Prognose

Mit der entsprechenden Behandlung ist die Prognose gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Verwenden Sie – am besten in Absprache mit dem Arzt – Vaginalpräparate mit Milchsäure (z. B. Eubiolac Verla®), Döderlein-Bakterien (z. B. Vagiflor®) oder Vitamin C (Vagi-C®).

Prävention

  • Tragen Sie kochfeste, luftdurchlässige Baumwollwäsche.
  • Nehmen Sie zur Intimhygiene nur Wasser.
  • Die Verwendung von Kondomen bietet Schutz.
  • Auch die "Pille" bietet laut medizinischen Studien einen Schutz.

Vulvodynie

Vulvodynie: Chronische Schmerzzustände im Bereich des äußeren Geschlechtsorgans der Frau, für die keine erkennbaren Ursachen gefunden werden können. Die Schmerzen sind zumeist Dauerschmerzen und betreffen diffus die gesamte Vulva (häufig) oder nur eine bestimmte Stelle (seltener). Betroffen sind in der Regel junge Frauen. Behandlungsstrategien, die Linderung verschaffen, gibt es mehrere, eine Heilung ist jedoch derzeit nicht möglich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Juckreiz und brennende Schmerzen oft über die gesamte Haut vom Schamhügel bis zum After, manchmal auch die Scheide mit einschließend
  • Druck- und Zugbelastung sowie Berührung am äußeren Geschlechtsorgan sind so unangenehm, dass auf Unterwäsche verzichtet wird und eventuell schon Gehen und längeres Sitzen als Belastung empfunden wird
  • Geschlechtsverkehr ist schmerzhaft bis praktisch unmöglich, wird er praktiziert, erreichen die Beschwerden danach ein Maximum
  • Fahrradfahren ist schmerzhaft oder unmöglich
  • Tampons einzuführen ist unmöglich
  • Schmerzen beim Wasserlassen und Blut im Urin treten auf
  • Rauheitsgefühl sowie das Gefühl, auf einem Ball zu sitzen
  • Schmerz kann oft nicht genau lokalisiert werden
  • Bauchschmerzen, Blähbauch, Verstopfung und Durchfall (Reizdarmsyndrom) werden als Belastung empfunden
  • Teilweise treten auch Sensibilitätsstörungen auf.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Juckreiz und brennende Schmerzen sowie extreme Schmerzen bei Berührung des äußeren Genitals ohne bekannte Ursache auftreten.

Die Erkrankung

Die Vulvodynie betrifft nach Studienergebnissen über 5 % der Frauen mindestens einmal im Leben, wobei die Schmerzen individuell sehr unterschiedlich sein können. Ob es sich um eine Krankheit handelt oder nicht vielmehr um ein komplexes Beschwerdebild, ist umstritten. Tendenziell wird die Vulvodynie aber inzwischen als eigene Erkrankung im Schnittpunkt zwischen Gynäkologie, Dermatologie und Psychosomatik anerkannt. Trotzdem wissen viele Haus-, Haut- und Frauenärzte nichts von dieser Erkrankung – und so wundert es nicht, dass Betroffene oft viele Arztbesuche brauchen, bis ihr Beschwerdebild richtig gedeutet wird.

Unstrittig ist die häufige Verbindung der Vulvodynie mit anderen funktionellen Erkrankungen wie der Fibromyalgie oder – am häufigsten – der interstitiellen Zystitis (IC).

Ursachen

Auch wenn die Ursache für die Vulvodynie noch nicht genau geklärt ist, weiß man, dass mehrere Faktoren an ihrer Entstehung beteiligt sind. Derzeit geht man von folgenden (Teil-)Ursachen aus:

  • Genetische Veranlagung
  • Schwache Beckenbodenmuskulatur oder Krämpfe der Muskulatur im Beckenbereich
  • Komplizierte vaginale Geburt(en) in der Vorgeschichte
  • Schädigung von Nerven im Beckenbereich
  • Störungen der Schmerzverarbeitung, zumal die Vulvodynie oft in Kombination mit anderen Schmerzsyndromen wie Interstitielle Zystitis oder Fibromyalgie auftritt
  • Überempfindlichkeit gegen Bestandteile der eigenen Vaginalflora (z. B. gegen Candida albicans)
  • Vaginale Hauterkrankungen wie Pilzinfektionen, Feigwarzen oder Hautreizungen durch Intimpflegemittel oder Seife.

Diagnosesicherung

Die Vulvodynie ist eine Ausschlussdiagnose, da es z. B. keine sichtbaren Veränderungen gibt und allenfalls eine Rötung zu sehen bzw. eine berührungsempfindliche Stelle im Bereich der Vulva feststellbar ist. Das heißt, dass der Arzt zuerst alle anderen infrage kommenden Erkrankungen ausschließen muss. Dies sind in erster Linie eine chronische Adnexitis, Hauterkrankungen des äußeren Geschlechtsorgans, z. B. eine Weißfleckenkrankheit, Pilzerkrankung, aber auch eine psychische Erkrankung wie eine Depression.

Außer einer genauen gynäkologischen Untersuchung kann es auch notwendig sein, Gewebeproben zu entnehmen, um andere, für die Schmerzen verantwortliche, Erkrankungen auszuschließen.

Behandlung

Pharmakotherapie

Da die Heilung nicht möglich ist, ist das Behandlungsziel die Symptomkontrolle. Hierbei sind nicht nur der Gynäkologe, sondern auch der Schmerztherapeut involviert. Für die Therapie gibt es noch keine allgemein anerkannten Grundsätze. Als Behandlungen kommen infrage:

  • Schmerzmittel (NSAR, Opioide, Lokalanästhesie beispielsweise mit Lidocain)
  • Antidepressiva mit schmerzlindernder Eigenschaft wie Amitriptylin.
  • Injektionen mit Botulinumtoxin bei langandauernden, auf Medikamente nicht ansprechenden Schmerzen
  • Antikonvulsiva (z. B. Pregabalin) zur Herabsetzung der Empfindsamkeit für den Schmerz-/Juckreiz
  • Muskelrelaxanzien (setzen die Muskelspannung herab)
  • Medikamente, die bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden, wie Gabapentin und Carbamazepin
  • Behandlung der begleitenden Erkrankungen, also des Reizdarms oder einer chronischen Pilzinfektion der Scheide.

Operative Behandlung

Nur in Ausnahmefällen, wenn die Patientin dies nach längerer erfolgloser Therapie wünscht, kommt eine chirurgische Entfernung der betroffenen Stelle in Betracht (Vestibulektomie).

Prognose

Zwar gelingt es oft, die Beschwerden zu lindern, allerdings sind Rückfälle häufig, und wie erwähnt ist eine wirkliche Heilung die Ausnahme.

Ihr Apotheker empfiehlt

Die Therapie der Vulvodynie ist anstrengend. Als Erstes sollten Sie einen Arzt suchen, der nicht nur Sie versteht, sondern auch die Krankheit (und es muss auch kein Gynäkologe sein). Als Zweites sollten Sie selbst die Erkrankung verstehen lernen und als Drittes den verschiedenen Therapiemethoden Zeit lassen, zu wirken.

Was Sie selbst tun können

Allgemeinmaßnahmen. Ausdauersport, Yoga oder Muskelrelaxation nach Jacobson tragen zur Verbesserung des Gesundheitszustandes bei.

Hygiene. Verwenden Sie keine Seife, Parfüm oder Intimspülungen, um den Bereich nicht zu reizen.

Beckenbodentraining. Der Wert eines guten und über viele Monate praktizierten Beckenbodentrainings kann gar nicht überschätzt werden. Lassen Sie sich aber mindestens drei Monate Zeit, bis Sie eine Wirkung erwarten. Bei entsprechenden Beschwerden gibt es einige Stunden Beckenbodentraining häufig sogar auf Rezept, das bei einem Physiotherapeuten gegen geringe Selbstbeteiligung eingelöst werden kann. Aber auch viele Volkshochschulen oder Sportstudios bieten Beckenbodentraining in (kostengünstigen) Kursen an. Trotzdem sollte das Training nicht auf die wenigen Übungsstunden unter fachlicher Anleitung beschränkt bleiben, sondern auch regelmäßig zu Hause durchgeführt und ein fester Bestandteil des Tagesablaufes werden.

Übungen für zu Hause:

  • Unterbrechen Sie beim Wasserlassen bewusst für einige Sekunden den Harnstrahl, indem Sie die entsprechenden Muskeln anspannen – dies sind die Muskeln des Beckenbodens. Wiederholen Sie diese Übung mehrmals täglich.
  • Führen Sie das Anspannen der Beckenbodenmuskulatur auch im Sitzen am Schreibtisch, in der Bahn oder im Auto durch. Halten Sie die Spannung 10 Sekunden lang, dann lassen Sie wieder locker – mehrmals pro Tag und mindestens 10-mal. Stellen Sie sich dabei vor, Sie ziehen einen Lift über mehrere Etagen Ihres Beckenbodens hoch und lassen ihn dann langsam wieder absinken.
  • Legen Sie sich auf den Rücken und stellen Sie die Füße bei leicht gebeugten Knien auf. Atmen Sie ein, spannen Sie Ihre Bauch- und Beckenbodenmuskeln an und heben Sie ganz langsam das Gesäß an, bis Oberschenkel und Bauch eine Linie bilden. Die Schultern und der Kopf bleiben dabei locker am Boden liegen. Halten Sie die Spannung 10 Sekunden lang, atmen Sie aus und senken Sie dabei das Gesäß wieder ganz langsam. Wiederholen Sie die Übung 5-mal.
  • Steigerung: Klemmen Sie sich ein kleines Kissen zwischen die Knie und führen Sie dann die vorherige Übung wie beschrieben aus, nur pressen Sie dabei noch das Kissen zusammen. Das verstärkt die Anspannung der Beckenbodenmuskulatur.
  • Setzen Sie sich auf einen Gymnastikball und rollen Sie das Becken vor und zurück, um die vorderen und hinteren Anteile der Beckenbodenmuskulatur zu erspüren.

Stressreduzierung. Daten deuten darauf hin, dass betroffene Frauen mehr unter Stress und Angst leiden als gesunde. Da chronischer Stress die Symptome verschlimmern kann, tragen Entspannungstechniken wie Meditation und Autogenes Training oder Yoga dazu bei, diesen Zyklus zu durchbrechen.

Warme Sitzbäder. Warme Bäder mit Bittersalz können beruhigend wirken.

Eispackungen (Coldpack). Die Anwendung von Eispackungen an der Vulva für 10–15 Minuten alle vier bis sechs Stunden lindern das Brennen.

Kleidung. Weite Hosen und Unterhosen wie Boxershorts bringen oft eine Linderung.

Sex. Für alle betroffenen Frauen ist Geschlechtsverkehr ein schwieriges Thema – ihn zu praktizieren bedeutet heftigste Qualen, ihn aber dauerhaft zu vermeiden stürzt die Betroffenen ebenso ins Unglück. Hier ist Fantasie gefragt: Manchmal helfen Gleitcremes, manchmal (Partner-)Masturbation ohne Vaginalverkehr, manchmal auch nur viel Geduld, manchmal dann auch wieder eine längere Pause. Gelingt es, den Teufelskreis aus Verzicht und Schmerz zu durchbrechen, können wieder praktizierter Sex und Zärtlichkeit nicht nur die Beziehung, sondern auch die Erkrankung sehr positiv beeinflussen, wie Betroffene berichten.

Komplementärtherapie

Viele andere, insbesondere naturheilkundliche, Therapieangebote werden angepriesen. Ihr Nutzen hängt vom Einzelfall ab, gerade aber bei der Vulvodynie gilt: Probieren ist besser als Studieren. Zu erwägen sind:

  • Nicht medikamentöse Schmerztherapien wie Massagen, Wärme- und Kälteanwendungen
  • Biofeedback-Übungen zur Entspannung der Beckenbodenmuskulatur
  • Akupunktur
  • Umstellung der Ernährung auf mediterrane Vollwertkost, diätetische Maßnahmen wie das Vermeiden von glutamathaltigen Lebensmitteln
  • Osteopathie
  • Entspannungstherapien wie Autogenes Training oder Muskelrelaxation nach Jacobson
  • Yoga

Lebensführung


Sehr sinnvoll ist es, das Leben "in Ordnung" zu bringen. Ist es der Job, der chronisch Stress mit sich bringt, lohnt es sich, nach Alternativen zu suchen oder Teilzeit zu beantragen. Gleiches gilt für das private Umfeld.

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